Die Atmosphäre des Waldes umschloss mich und ich atmete langsam die um mich herum schwingende Luft ein. Wurzeln, so hoch wie ein Haus, schlängelten sich über den Boden und die Bäume versperrten mir den Blick zur Sonne. Es war ungewöhnlich hell, trotz des Fehlen des Lichtes. Staunend blickte ich mich um. Dieser Ort wirkte so magisch und geheimnisvoll, außerdem strahlte er Gefahr und Traurigkeit aus... Wie sollte ich hier den richtigen Weg finden?
Im Schritttempo ritten wir weiter. Unter Wurzeln und gespaltenen Bäumen hindurch. Immer tiefer in den Wald hinein. Stille umgab uns, kein Gesang der Vögel, kein Rauschen der Blätter. Immer mehr bezweifelte ich, dass ich den Weg nach Lothlorien finde. Was wenn ich in diesem beängstigenden Wald verdurste? Das kann doch nicht mein Ende sein...
Viel Zeit verging, doch es gab kein Anzeichen auf Elben. Plötzlich blieb meine Stute schnaubend stehen. Sie ließ den Kopf hängen. Schnell sprang ich von ihrem Rücken und holte meinen Trinkbeutel hervor. Gerade wollte ich ihr zu Trinken geben, doch aus dem ledernen Beutel kam kein Tropfen Wasser heraus. Entsetzt starrte ich die leere Öffnung an... Nein, das konnte nicht sein!
Meine weiße Stute hob mühsam den Kopf, ich konnte ihr die Erschöpfung ansehen. Sie brauchte dringend Wasser und Futter! Aber woher? Wir waren immer noch mitten im Wald und eine Quelle konnte ich auch nicht sehen oder hören. Als sie dann wiehernd auf den Boden sank, schrie ich gequält auf. Nein! Ich wollte sie an den Zügeln wieder auf die Füße ziehen, doch sie war zu schwer. Traurig und wütend ließ ich mich neben sie fallen. Ich konnte die Müdigkeit und Erschöpfung in meinem ganzen Körper spüren... Ich hatte mir zu viel zugemutet. Wie konnte ich nur so dumm sein und alleine auf die Reise gehen? Tränen rannten mir über die Wange und ich lehnte mich schluchzend an mein Pferd. Das war nun unser Ende...
~Legolas~
Der Morgen graute bereits, als ich von einem Diener geweckt wurde. Schnell sprang ich aus dem weichen Bett und zog meine Reisekleidung an. Gimli und ich wollten bei den ersten Sonnenstrahlen aufbrechen. Ja, ich hatte Loreen angelogen. Ich hatte ihr von der Abreise nach dem Essen berichtet, um außzuschließen, dass sie doch noch mit uns kommt. Sie konnte uns einfach nicht begleiten, diese Reise war voller Gefahren und sie war eine unerfahrene junge Elbin. Traurig dachte ich über unseren Wortwechsel des gestrigen Abends nach. Nein, es war richtig, sie von der Reise auszuschließen.
Seufzend verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zu Gimli. Er schlief einige Zimmer weiter und ich konnte das Schnarchen des Zwerges schnell ausmachen. Laut klopfte ich an die hölzerne Tür. Ein genervtes Grummeln kam von der anderen Seite. Diese Schlafmütze schlief immer noch! Kurzerhand öffnete ich die Tür und trat in das noch dunkle Zimmer. Mein Freund lag immer noch in dem großen Bett und hatte sich die Decke über den Kopf gezogen. Da mussten andere Mittel her. Schnell holte ich aus dem Waschbereich eine Schüssel mit eiskaltem Wasser und trat an das Bett. Ganz sanft zog ich Gimli die hauchdünne Bettdecke weg, dann kippte ich grinsend die Schüssel über sein Gesicht.
Hustend schrie der Zwerg auf.
"Hilfe! Ich ertrinke!"Nun konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen und lachte laut los. Gimlis Gesichtsausdruck war einfach herrlich! Verwirrt und doch auch sauer blickte er mich vom Bett aus an. Dann sprang er plötzlich mit einem Kampfschrei auf und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen mich. Zusammen flogen wir auf den kalten steinigen Boden. Ich lachte immer noch und beruhigte mich nur langsam. Böse starrte mich der Zwerg an, doch ich konnte auch seine vor Freude glänzenden Augen sehen. Wir waren uns in den letzten Jahren öfters in die Quere gekommen und hatten uns über belangloses Zeug gestritten. Unsere Reisen waren nicht mehr so angenehm gewesen und wir hatten uns nur noch selten unterhalten. In diesem Moment bröckelte etwas von der Befremdlichkeit der letzten Jahre ab. Grinsend half ich meinem Freund auf die Beine und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
"Ich habe unsere Freundschaft vermisst, Mellon!", sagte ich etwas ernster zu Gimli.
"Die Freundschaft mit einem Zwerg? Und das aus deinem Munde! Wenn ich daran denke, wie wir uns in Bruchtal begegnet sind, muss ich immer noch lachen... Ich habe dich auch vermisst Legolas, du närrischer Elb!"Dann machte sich auch Gimli für die Reise fertig und wir verließen zusammen den Schlafbereich der Krieger. In ganz Bruchtal war es noch ruhig, nur ab und zu trafen wir auf Wachen, welche uns freundlich zu nickten. Als wir zum Stall schritten, konnten wir eine kleine Gruppe Elben am Tor erkennen. Elrond stand mit ernster Miene dort und diskutierte mit drei Dienern. Fragend schaute ich Gimli an. Was war geschehen?
Als Elrond uns sah, eilte er mit besorgtem Gesicht auf uns zu. Der sonst so ruhige Elb wirkte aufgebracht und beunruhigt."Legolas, Gimli! Ihr müsst sofort aufbrechen. Lòreen ist ohne euch losgeritten. Sie hat ihre Stute und ihre gesamte Ausrüstung dabei. Ich glaube, sie ist nach Lothlorien unterwechs!"
Schockiert sah ich den Herrn von Bruchtal an. Sie war alleine mitten in der Nacht los? Wenn sie zur Pforte von Rohan wollte, dann konnten wir sie in ein paar Tagen einholen, doch was wenn sie einen anderen Weg gewählt hat?Gimli schimpfte neben mir vor sich hin. Doch aus seinen Worten konnte ich die Sorge um unsere Freundin heraus hören. "Wir werden sofort aufbrechen!", bestimmte ich und eilte an den anderen Elben vorbei. Wir mussten sie einholen und vor den ganzen Gefahren beschützen! Nach kurzer Zeit hatten wir unsere Pferde gesattelt und führten sie aus dem weitläufigen Stall heraus. Elrond stand wartend vor dem Tor und hielt zwei Stoffbündel in den Händen.
"Diese Umhänge sind aus elbischen Stoff. Sie sind robust und schützen euch vor Wind und Wetter. Seid auf dieser Reise beschützt und kommt vereint wieder!" Der weise Elb nickte uns zur Aufmunterung noch einmal zu und lächelte uns beruhigend an.
Wir bedankten uns bei unserem Gastgeber und stiegen auf unsere Pferde.Drei Tage ritten wir schon über die Ebenen, doch nirgends eine Spur von Lòreen. Langsam zweifelte ich daran, dass sie diesen Weg gewählt hatte. Doch wohin wäre sie sonst geritten? Ich kannte keinen anderen Weg... Was wenn sie gar nicht nach Lothlorien ritt, sondern alleine durch Mittelerde zog? War sie so verzweifelt und traurig gewesen? War es meine Schuld?
Nein, sie war doch ein sturer Dickkopf... Sie wollte uns begleiten.
Aber wenn ich jetzt Schuld an ihrem Tod wäre, würde ich mir das nie verzeihen können...
Seufzend suchte ich den weiten Horizont nach der Prinzessin des Tränenwaldes ab. Wir würden noch einige Tage reiten müssen, um unser Ziel zu erreichen. Tage voller Angst und Sorge um unsere Freundin. Würde uns Lòreen in Lothlorien erwarten?
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Die Tränenprinzessin - Herr der Ringe FF
FanfictionLòreen. Eine Elbenprinzessin aus dem Tränenwald. Tränenelben. Das älteste und weiseste Volk der Elben. Legenden über sie geraten immer mehr in Vergessenheit. Verborgen vor ganz Mittelerde lebt dieses kleine Volk in den Tiefen des Waldes an der äuße...