~Sechsundzwanzigstes Kapitel~

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~Loreen~

Wie versteinert stand ich vor den zwei verhüllten Reitern. Es bestand kein Zweifel. Dies waren Legolas und Gimli. Mittlerweile kullerten mir eiskalte Tränen die Wange hinab und tropften an meinem bebenden Kinn zu Boden. Endlich waren Sie angekommen, endlich konnten wir unsere Reise zusammen fortsetzen!

Meator stand mit einem reglosen Blick neben mir, er ließ kein Wort über seine Lippen kommen und seine sonst so warmen Augen strahlten eisige Kälte und Wut aus... Aber warum? So kannte ich meinen liebevollen Bruder gar nicht. Der sonst so fürsorgliche und freundliche Mann starrte die gerade Angekommenen mit einem düsteren Gesicht an.

Ratlos riss ich mich von seiner Hand los, welche die meine fest umklammert hatte, dass sie schon etwas schmerzte. Wie ein stürmischer Wind schmiss ich mich an das nächste Pferd und riss somit den verdutzten Reiter zu Boden. Dort umarmte ich die dicklichere Gestalt von Gimli, welcher nur ein erschrockenes Grunzen von sich gab. "Loreen, musste das jetzt sein?", gab er gespielt sauer von sich. Doch mir entging nicht, dass er seine kurzen Ärmchen um mich schlang und mich fest an sich drückte. Nun flossen meine Tränen wie ein Wasserfall an meinem geröteten Gesicht hinab und durchtränkten Gimlis dunkelgrünen Umhang.

Legolas und Meator hatten sich seitdem nicht mehr bewegt und schienen wie Statuen aus lebendigem Stein. Legolas saß immer noch auf seinem Pferd, welches mit der Situation völlig überfordert schien und unruhig hin und her tänzelte. Langsam stand ich vom gepflasterten Pfad auf und ging zögerlich auf das aufgewühlte Tier zu. Beruhigend strich ich über den zitternden Hals und flüsterte ihm sanfte elbische Worte ins zuckende Ohr. Dann wandte ich mich dem Prinzen des Düsterwaldes zu. Sein sonst so wunderschönes Angesicht hatte er auf seine Hände gesenkt und der restliche Körper war von seinem Cape verdeckt. Unsicher streckte ich meine Hände nach ihm aus und berührte sanft seinen Arm. "Legolas? Was ist mit dir? Ich freue mich so, dass ihr endlich hier seit! Ich habe euch so..."

Mit einem unsanften Ruck riss er sich von mir los und trieb sein Pferd an, welches nach Vorne sprang und mit lautem Hufgeklapper durch den Torbogen stob. Erschrocken und mit einem kleinen Aufschrei stürzte ich rücklings zu Boden. Was um alles in der Welt war das denn?

Völlig fassungslos blickte ich dem Elben hinterher. Man konnte ihn schon nicht mehr sehen, nur noch der Staub, welcher von den Hufen seines Pferdes aufgewirbelt wurde, sank langsam zu Boden. Warum hatte er das nur gemacht? Hatte ich etwas Falsch gemacht?

Natürlich, ich war von Bruchtal abgehauen und hatte Sie alleine und ohne Abschiedsworte gelassen, doch ich hatte gehofft, dass er mir das Verzeihen würde. Hatte er sich keine Sorgen um mich gemacht?

Immer noch völlig entgeistert wurde ich von Meator auf die Füße gezogen, welcher mich sogleich in eine feste Umarmung schloss. Sanft strich er meinen Rücken auf und ab und beruhigte mich langsam. Gimli stand nur mit einem ratlosen Blick neben uns und schaute entsetzt in Richtung steinernen Torbogen. Sachte löste ich mich aus den Armen Meators und sah zu dem Zwerg, welcher mir nun traurig entgegenblickte.

"Gimli? Was ist vorgefallen? Warum... warum ist er so?", fragte ich mit bebender Stimme. Der Gesichtsausdruck meines treuen Freundes war verwirrt und traurig zugleich, doch er antwortete mir. "Ich kann mir vorstellen, was in Ihn gefahren ist. Er hat sich die ganze Reise unendliche Sorgen um dich gemacht und fast nie geschlafen. Er hat die ganze Zeit an dich gedacht. Du musst vielleicht den Fehler nicht bei ihm, sondern bei dir suchen...", mit diesen Worten blickte er einmal Meator düster an und griff sich die Zügel seines Pferdes. Ein aufmunterndes Lächeln in meine Richtung und dann ging er mit zügigen Schritten Richtung Stadt davon.

Nun war ich vollständig verwirrt... Den Fehler bei mir suchen? Ich habe doch nichts getan! Er musste mich doch verstehen. Sie wollten mich einfach in Bruchtal zurücklassen und ohne mich Mittelerde retten! Nur weil ich eine Frau war, konnte das nicht heißen, dass ich nur Kochen und Putzen konnte!

Zitternd und mit vor Tränen verschwommener Sicht drehte ich mich zu meinem großen Bruder um, welcher mich mit einem sorgenvollen und fragenden Gesichtsausdruck anblickte. Ich schüttelte nur traurig den Kopf, um ihn zu signalisieren, dass ich momentan nicht darüber reden wollte. Mit einem lauten Seufzen zog er mich in seine kräftigen Arme und schob mich sanft über das Pflaster zu unserer derzeitigen Unterkunft zurück.

Den ganzen Weg schwiegen wir uns an. Meator schien zu merken, dass ich jetzt meine Ruhe brauchte, um über die momentane Situation nachzudenken. Trotzdem ließ er mich keine Sekunde aus den Augen und beobachtete jeden meiner schweren Schritte.

Im Augenblick schritt ich eher wie ein hässlicher Ork als eine anmutige Elbin durch das belebte Lothlorien. Dies brachte mir viele verwunderte Blicke ein. Jetzt war ich nicht mehr die unbekannte Elbin, welche bei Galadriel wohnte, Nein, ich war jetzt diese Elbin mit sehr unsittlichen Gewohnheiten. Ich kämpfte anstatt im Park Blumen zu pflücken. Ich stampfte anstatt wie andere Elben scheinbar zu schweben. Ich... weinte anstatt den Schmerz zu verdrängen. War ich überhaupt eine Elbin?

Gerade waren wir vor meiner Zimmertür angelangt und Meator schob mich mit einem sanften Ruck in mein Gemach. Er selbst schloss hinter uns die Tür und zündete Kerzen an, denn derzeit war es ziemlich finster hier. In der Zwischenzeit war ich einfach erstarrt mitten im Raum stehen geblieben und hatte nur traurig zu Boden geblickt. So viele Gedanken schossen mir durch den Kopf, welcher gerade schmerzhaft pochte, und Legolas Reaktion zuvor bohrte sich wie ein Pfeil tief in mein Herz. Es fühlte sich an, als würde er es durchbohren und es in Tausende Splitter spalten... Es zerstörte mich innerlich.

Mein Bruder zog mich an meinem Arm behutsam in Richtung Bett und legte mich sanft auf die vielen Kissen zurück, dann setzte er sich neben mich und streichelte ruhig über meine Wange. Der ganze Morgen und die vielen schlaflosen Nächte hatte mich so geschafft, dass ich müde meine Augen schloss. Leise und noch sehr zögerlich erklang eine tiefe Stimme. Meator sang ein altes elbisches Lied aus meiner Kindheit. Es handelte von Trauer und Schmerz... Ein tapferer Krieger verlor seinen treuen Freund, einen einfachen Stallknecht, in einem Krieg, welcher scheinbar fast schon gewonnen war. Doch auch der Sieg seines Heers konnte den traurigen Mann nicht umstimmen... Und so lebte er bis zu seinem einsamen Tode in einer abgeschiedenen Hütte auf Dol Amroth, einem Berg südlich von Gondor.

Werde ich genauso einsam bleiben? Nein, ich habe ja noch meinen Bruder und vielleicht kann mir Gimli mein Verschwinden in Bruchtal verzeihen, doch wird mir Legolas jemals mehr zuhören oder mich beachten? Mit diesen letzten Gedanken fiel ich in einen traumlosen Schlaf...

Ich werde in der nächsten Zeit mein Buch überarbeiten und ausbessern, also nicht wundern :) Es kommen aber trotzdem Kapis!

Die Tränenprinzessin - Herr der Ringe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt