Teil 26

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Erst sehr spät an diesem Abend fallen mir die Augen zu und so ist es für mich auch kein Wunder, dass, als ich die Augen wieder aufschlage es schon reichlich spät ist.

"Alexander." nuschel ich schläfrig und wälze mich auf die andere Seite um ihn zu wecken, doch er ist nicht da. Liegt nicht mehr neben mir im Bett.

"Alexander?" rufe ich etwas lauter. Fragend. Vielleicht ist er ja im Bad und rasiert sich. Zähneputzen? Anziehen?... nur die Dusche kann ich nicht hören.

Auch sonst ist es verdächtig still im Raum. Kein Wasser rauschen, keine Schritte, kein Rascheln von Kleidungsstücken, nicht einmal einen anderen Atem als den meinen kann ich vernehmen.

Nur die Sonne schickt ihre frühen Strahlen durch die Balkontür, die offensteht und den Klang der Vögel und das sanfte Rauschen der Bäume an mein Ohr dringen lässt.

Unbehaglich huscht mein Blick zur Tür, doch wenn ich gehofft hatte dort seine Schuhe zu sehen, dann habe ich mich getäuscht. Neben meinen herrscht gähnende Leere, so wie neben mir im Bett.

Er wird doch nicht ohne mich abgereist sein? Mich allein gelassen haben?

Ich meine, er könnte, wenn er wollte und es ist auch nicht so, als hätte er das nicht schon mal gemacht! Erst vor wenigen Monaten, als ich bei meinem Vater war, ist er einfach gegangen und hat mich dort allein zurückgelassen. Obwohl er ja wiedergekommen ist.

Doch wird er auch diesmal wiederkommen, wenn er gegangen ist? Ohne mich?

Langsam beginnt mein Herz schneller zu schlagen und eine leise Unruhe macht sich in mir breit.

Oder ob er diesmal MICH verlassen hat?! Nach dem was gestern geschehen ist?

Ob er einfach gegangen ist, weil er selbst Angst bekommen hat, er könnte mir das antun, was sein Erzeuger seiner Mutter angetan hat? Noch immer antut?

"Alexander!" rufe ich noch mal. Lauter. Panischer. Vielleicht hat er mich ja nur nicht gehört.

Doch wieder antwortet er mir nicht. Auch wenn er auf dem Balkon gewesen wäre, hätte er mich hören können, doch scheinbar ist er dort nicht.

Warum zum Teufel ist er nicht hier! UND WO IST ER?!

"ALEXANDER!" brülle ich beinahe und springe aus dem Bett. Laufe zur Balkontür und schaue hinaus.

LEER!

Der nächste Weg führt mich ins Bad. Hier ist alles noch so, wie es gestern war, nachdem ich meinen Koffer gepackt habe. Nur meine Zahnbürste steht noch an ihrem Platz, sowie mein Duschgel. Doch ansonsten ist auch dieser Raum menschenleer.

Panisch wirbele ich zur Tür herum. Renne fast darauf zu und reiße sie auf.

Es ist mir gänzlich egal, das ich außer Slip und BH nichts anhabe. Sollen die Gäste doch gucken. Sollen Netti und Rike sich doch wundern, warum ich halb nackt durchs Haus renne. Ich muss wissen, ob Alexander einfach ohne mich abgehauen ist.

Er darf mich nicht hier allein lassen. Wenn er keine Kinder will, dann eben nicht. Aber mich will er doch! Oder?

Panisch schnürt sich mir die Kehle zu, springt mir vor Angst beinahe das Herz aus der Brust. Schon wieder scheint es einen Wettlauf zu bestreiten, doch dieses Mal ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn, wenn er schon auf dem Weg zum Flughafen ist, schaffe ich es sicher nicht mehr rechtzeitig, ihn einzuholen. Zumal mein Auto kaputt gegangen ist und ich mir erst ein Taxi rufen müsste.

Seit dem ich die Tür aufgerissen habe und ich mit bloßen Füßen in der Tür stehe sind erst wenige Sekunden vergangen, doch ehe ich dazu komme loszurennen und mich aller Augen zu präsentieren, bleibe ich wie angewurzelt stehen.

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