2. Kapitel

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2. Kapitel

Es klopfte an der Tür und ich stand auf, obwohl der Hasenbraten auf dem Teller so lecker aussah, dass ich gar nicht mehr weg wollte von ihm. Schnell trank ich noch einen Schluck aus meinem Bambusbecher und schritt dann zur Holztür. Als ich sie öffnete, "strahlte" mir kein anderes Gesicht als das von Elyna hasserfüllt entgegen.

Wie ich dieses Mädchen verabscheue, sagte Aris und ich konnte ihm nur zustimmen. Ein Glück, dass nur ich ihn hören konnte.

„Hallo Kayla", begrüßte sie mich herablassend und presste die Lippen aufeinander. Sie war also noch immer wütend, nachdem ich letztens für ein Lederband mit Federn mehr geboten hatte als sie. Der Händler hatte logisch gedacht und das Schmuckstück mir übergeben, während sie wutentbrannt davon gestapft war. Dafür, dass ich so viel Geld ausgegeben hatte, bin ich dennoch zusammengestaucht worden von meinem Vater. Verständlich, das hart verdiente Geld, das nur er in der Familie verdiente, flog schließlich nicht aus den Wolken. Zum Glück trug ich das Lederband jetzt im Moment nicht, denn sonst hätte mich das Mädchen bestimmt angesprungen und es mir von der Stirn gerissen.

„Hallo Elyna", entgegnete ich und machte ein entschuldigendes Gesicht wegen des Handels. Sie kniff nur die Augen zusammen und sah merklich bemüht aus, mir nicht an die Gurgel zu gehen. Warum ich das Band trotz der Kosten gekauft hatte? Ich wollte ihr zeigen, dass auch Leute unter ihr etwas wert waren und wahr genommen werden sollten. Ich wusste zwar nicht, warum sie ein Lederband mit eingewebten Federn so sehr interessierte, aber das war mir auch egal. Elyna war schon immer ein hochnäsiges Mädchen gewesen, jedoch konnte sie es sich auch leisten, schließlich war sie die Ziehtochter von Samuel, dem Wesensleser.

„Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass in zwei Tagen das Wesenslesen dieses Jahres stattfindet und du kommen sollst als Teilnehmerin, da du ja letztes Jahr bereits abgesagt hast", presste sie hervor und rümpfte die Nase. Dieses Mädchen war wirklich schlimm - jeder, der unter ihr stand wurde angeekelt betrachtet und jeder über ihr umworben, dabei hatte sie dort keine nennenswerte Ziele. Sie waren zwar alle hohe Tiere, aber alle außerhalb des Altersgebiets von Elyna. Aber ich hielt sie nicht auf - sollte sie sich an ihnen doch die Zähne ausbeißen.

Irgendwann wird sie wegen ihrer Hochnäsigkeit noch bezahlen müssen.

Denkt jetzt nicht, Aris wäre blutrünstig. Im Gegenteil, er würde niemanden wehtun, wenn ich es ihm nicht eindrücklich befehlen würde.

„In Ordnung, ich werde erscheinen", versprach ich und kreuzte in Gedanken zwei Finger. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um meinen Geist nicht von Samuel lesen lassen zu müssen. Denn ein zweites Mal würde die Krankenrolle sicher nicht ziehen.

„Gut, dann noch einen schönen Tag dir."

Ich wette, sie hätte mir am liebsten noch vor sie Füße gespuckt, aber ihre guten Manieren und die Menschen um uns herum verboten dies.

Mir wurde es dann einfach zu viel, ich lächelte sie nur noch kurz gespielt froh an und schlug ihr dann die Tür vor der Nase zu. Die Beziehung zu ihr war mir egal, selbst wenn sie Samuel davon berichten würde, wäre ich sicher, da er eine sehr neutrale Person war.

„War das Elyna?", fragte Lina, meine drei Jahre jüngere Schwester und nagte an einem Schenkel des Hasens.

„Ja", antwortete ich mies gelaunt und signalisierte, dass man mich lieber nicht weiter nach ihr fragen sollte, wenn man meine Gemütsstimmung nicht noch tiefer treiben wollte.

„Das Wesenslesen? In zwei Tagen?", wollte mein Vater wissen und ich bejahte. Das Wesenslesen war nichts weiter als eine kurze Berührung durch Samuel, dem Wesensleser meines Volkes. Er konnte durch seinen Geist den des Berührten sehen, mit dem er verbundenen war, und die jeweilige Geisterfarbe machte dann die Art des Geistes aus.

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