25. Kapitel

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25. Kapitel

Nur ein Tag war seit dem Angriff der Monster vergangen. Fortan waren wir durch den düsteren Wald gestolpert und hatten einzig und allein durch die Sonne herausfinden können, in welche Richtung wir laufen mussten. Aris hatte nach seinen Lichterzeugungen und dem Erscheinenlassen des Gesichts nicht mehr mit mir geredet, und auch jetzt gab er nur sehr spärliche Antworten auf meine Fragen.

Die Zwillinge schliefen seelenruhig, Ethan schnarchte sogar leise. Eigentlich wäre ich ebenfalls müde, aber der tintenschwarze Nachthimmel, an dem trotz der wenigen Wolken kein einziger Stern funkelte, machte mir Angst. Wie ein aufgerissenes, zahnloses Maul schien er die Welt unter sich verschlucken zu wollen, in einem einzigen Haps.

Ich musste spontan an Lina denken. Sie hätte mir sicherlich die Frage ins Ohr geflüstert, warum die Sterne nicht leuchten würden, und ich hätte geantwortet...

Ja, was eigentlich? Dass es ein Fluch war, der über dem Wald hier lag? Dass wir hier so weit nördlich von unserem Zuhause waren, dass die Sterne sich deswegen nicht mehr zeigten? Hätte ich ihr eine erfundene Geschichte erzählt?

Ich wusste es nicht. Ich vermisste ihr Lachen, aber auch Vater und seine Art, die Dinge zu sehen. Wie gerne ich die beiden jetzt sehen und umarmen würde, genauso wie Zoe und Linus.

Außerdem konnte ich nicht einschlafen. Ich konnte nicht anders, ich musste den Baumstämmen einfach dabei zusehen, wie sie das tiefschwarze Himmelszelt trugen.

Nördlich von hier liegt das Eismeer, murmelte Aris, als sei er mit den Gedanken ganz woanders. Mehr sagte er dazu nicht, aber für mich war es Aufforderung genug.

Still wie eine fliegende Eule in der Nacht schlüpfte ich aus dem Schlafsack und zog mir die Jacke wegen der plötzlichen Kälte enger um den Körper.

Das Meer. Das Wasser. Die Weite. Genau das, was ich jetzt brauchte.

Der Schnee knirschte tückisch, als ich über den unebenen Waldboden wanderte. Es schien, als wolle die weiße Pracht mich verraten, mich zurück in den warmen Schlafsack locken. Aber das Meer rief mich zu sich, und ich konnte sein Geflüster förmlich murmeln hören.

Nach einigen Minuten bildete ich mir das Flüstern nicht mehr ein. Jetzt war es real. Die weite Ebene erstreckte sich majestätisch vor mir und mündete übergangslos in den Horizont, sodass es aussah, als wäre alles vor und über mir das Meer – oder der Himmel. Das Wasser schwappte beruhigend um die eisigen Felsen, die aus der Brandung herausstachen, und reinigte den Strand von de Schnee. Sacht brachen sich die blau leuchtenden Wellen zu meinen Füßen und das Rauschen hinterließ einen Schauer auf meinem Rücken.

Blau leuchtendes Wasser? Tatsächlich: Wie durch Magie war das Wasser in einem hellen Blau gefärbt, das Licht ausstrahlte, als wäre das eisige Nass in Flammen.

„Was ist das, Aris?", fragte ich in die dunkle Nacht, während ich staunend und mit offenem Mund den Wellen dabei zusah, wie sie im Sand versickerten oder sich zurück ins Meer retteten.

Wasser, denke ich mal. Sah er die Magie darin denn nicht?

„Das Wasser an einer bestimmten Bucht stärkt das Bändigen – da, wo zwei Meere aufeinander treffen." Das hatte Akina gesagt. Hieß das, hier trafen der Weltenozean und das Eismeer aufeinander? Aber waren wir nicht schon viel weiter westlich von dem riesigen Meer, über das noch kein Schiff wieder zurückgekehrt ist?

Wortlos kramte ich in den Taschen meiner Kleidung und fand tatsächlich, was ich gesucht hatte: Ein dünnes Glasfläschen mit einem kleinen Korken auf der Öffnung. Vorsichtig zog ich ihn und füllte das Gefäß mit dem leuchtenden Wasser. Ich konnte zwar nicht bändigen, aber wer weiß – vielleicht erfüllte es auch andere Aufgaben.

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