21. Kapitel

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21. Kapitel

„Was hat denn da so lange gedauert?" Der Blondschopf sah mich mit einer Spur Wut in seinen Augen an.

„Das ist eine längere Geschichte", entschuldigte ich mich und setzte mich neben ihn an die kalte Hauswand gelehnt. Das Atmen fiel mir schwer und in der Dunkelheit konnte ich die Sterne am Himmelszelt blinken sehen. Am Horizont, über den Bergen, konnte ich sogar den Ahnenrauch ausmachen. In meinem Dorf gab es eine Geschichte, die besagte, dass die verstorbenen Spiriten hinter dem Horizont in den Sternen saßen. Durch den bunten Rauch ihrer Feuer gaben sie uns ein Zeichen, in jeder dunklen Nacht – dass sie noch immer hier waren und uns nie allein lassen würden.

Ethan lugte bereits einige Meter weiter um die Ecke. Hier, an der großen Mauer auf dem Bergkamm, standen tatsächlich noch ein paar Häuser. Wahrscheinlich einige Wohnstätten für die Soldaten, die auf der Mauer patrouillierten und vor den Toren mit den Jägern unterwegs waren. Schwach konnte ich den Lichtschein ausmachen, der etwa dreißig Schritt weiter von einigen Fackeln ausgesendet wurde. Die Grenzmauer, die insgesamt an die zehn Schritt hoch war, ragte in den dunklen Nachthimmel und ich konnte nur schwach ihre Umrisse erkennen, denn sie verdeckte die Lichter am Himmel. Das riesige, eiserne Tor war verschlossen mit einigen Holzbrettern, die in dafür vorgesehene Hacken gehängt wurden. Dort standen, so sagte es Ethan, einige Soldaten, die einfach nicht gehen wollten. Wie sollten wir hier nur weg, ohne allzu viel Aufmerksamkeit auf uns zu lenken?

„In Ordnung", sagte der Kämpfer dann, „Ich habe einen Plan. Es wird aber etwas riskant sein. Einer von uns könnte wieder gefangen genommen werden, wenn nicht sogar alle." Er sah mich und seinen Bruder mit einem durchdringenden Blick an.

„Kommt drauf an, wie brenzlig das ganze ist", entgegnete ich und versuchte, mein Herz wieder normal schlagen zu lassen. Das viele Rennen war doch eine Nummer größer als in den Wäldern zu jagen.

Dann weihte Ethan uns in seinen Plan ein und ich verdrehte die Augen, nachdem er geendet hatte.

„Ich übernehme deinen Teil", entgegnete ich entschlossen, aber der Kämpfer schüttelte entschlossen den Kopf.

„Das ist viel zu gefährlich", meinte er. „Das mache ich, damit ihr beiden sicher raus kommt."

„Ich bin nicht so schwach, wie du denkst!" Ethan hatte auch nach den ersten Reisetagen gedacht, er müsste allein für Ian und mich jagen gehen. Er hätte mir niemals anvertraut, dass ich auch das Getier des Waldes jagen konnte. Genauso wenig traute er mir nun zu, die Ablenkung zu spielen, während die anderen Beiden durch die Tore huschten. Immer wollte er mich bewahren vor aller Gefahr, nicht weniger tat es sein Bruder. Ich war alt und fähig genug, mich selbst zu beschützen!

„Schließlich bin ich flott und wendig unterwegs", argumentierte ich leise, obwohl ich am liebsten davon gestürmt wäre und den Plan einfach durchgezogen hätte.

„Ich bin schneller." Ethans blaue Augen, die in der Dunkelheit die Farbe des tiefen Meeres besaßen, bohrten sich in meine.

„Du stürzt dich nur wieder in aussichtslose Kämpfe."

„Als ob du mit deiner Neugierde besser dran wärst!"

„Neugier heißt nicht, sich mit allen zu prügeln."

„Hört auf!", unterbrach Ian unseren Streit. „Das bringt uns nicht weiter."

„Da hat dein Bruder recht", knurrte ich, ohne den Blick von Ethans Augen loszureißen. Dann schließlich, ohne eine Vorwarnung, sprang ich auf und lief leise den schmalen Weg hinab, der um das Haus führte. Ich nahm das ganze selbst in die Hand.

„Nein, Kayla!" Der Griff nach mir von Ethan war zu langsam, um mich fest zu halten. „Bleib stehen!"

Daran dachte ich nicht im entferntesten. Ich gab den beiden ein Zeichen, dass sie zum Tor laufen sollen und wartete gar nicht auf eine Reaktion. Schnell schlich ich um die Ecke und steuerte geradewegs eine Gruppe aus Bäumen an, die in der Nähe der Klippe standen und sich an den kargen Fels klammerten. Hier hing sogar schon eine dünne Schicht Frost auf den Blättern und Sträuchern. Bis zur schneebedeckten Landschaft war es also nicht mehr weit.

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