10. Kapitel
Dort lag tatsächlich einer! Gegenwärtig unter der alten Eiche, die ihre Äste tief hängen ließ und dessen Blätter einen satten Grünton trugen, ruhte wirklich eine der starken Südländerkatzen!
Ich versuchte meinen Atem so ruhig wie möglich zu halten, denn diese Tiere konnten einen lauten Schnaufer über Meilen hinweg wahrnehmen. Ihr Geruchssinn war so fein, dass er scheinbar verwehte Gerüche riechen konnte und ihnen sehr weit folgen konnte. Von seiner unglaublichen Beinkraft fange ich erst gar nicht an zu erzählen. Es ist wie es ist, diese Katze ist ein Arkady!
Fein säuberlich prüfte ich den Wind und stellte erleichtert fest, dass er noch immer gegen mich wehte. Sonst hätte mich die große Katze schon längst gewittert und als Bedrohung wahrgenommen. Folglich würde ich nun bestimmt bereits mit ihr kämpfen.
Das Tier lag ganz ruhig auf der Seite und atmete schnell. Sein Fell war zerzaust und ich erkannte einige Narben darin, während seine Ohren still hielten. Die Augen waren verschlossen, fest zusammengekniffen, als wollte er die Welt um sich herum ausblenden.
Er ist verwundet, verriet mir Aris und ich schnaufte überrascht.
Sofort hätte ich mich dafür ohrfeigen können.
Die Ohren des Arkadys zuckten und seine Augen öffneten sich einen spaltbreit. Langsam und unter scheinbar größter Kraftaufwendung hievte er sich in eine Art sitzende Position und schnüffelte in der Luft umher. Er wollte diese Aktion wahrscheinlich schnell vollbringen, aber es sah eher aus, als wäre er komplett kaputt. Er tat alles, um stark und kämpferisch auf seine Gegner zu wirken, aber er sah nur noch schwach und kraftlos aus.
Eines seiner Augen war trüb, so als wäre er blind darauf. Er drehte seinen Kopf wild umher und schnüffelte weiter, als wollte er den Verursacher des Schnaufens ausmachen, aber als er niemanden sah, ließ er sich wieder auf sein Bett aus Gras fallen. Erschöpft atmete er aus und schloss die Augen wieder, bevor er sich rekelte und sein Bein leckte.
Nein, er leckte eine lange, tiefe Wunde, die sich quer über seinen Oberschenkel bis zu seiner Pfote hin zog - es schien von einem Schwert zu stammen. Ein tiefroter Wundschorf überzog die Wunde, aber an einigen Stellen riss sie durch die Bewegungen der Katze auf und fing an zu bluten. Der Arkady winselte und ließ ab von der Wunde. Er musste schreckliche Schmerzen ertragen, das konnte sogar ein Blinder erkennen.
Ich wollte ihm helfen, er war schließlich ein Bewohner des westlichen Seelensees. Zwar wunderte ich mich, wie er zur östlichen Seite gelangen konnte, aber das war mir jetzt auch egal. Einem solch stolzen Tier so etwas anzutun, konnte nicht gerechtfertigt werden. Aber wie sollte ich ihm helfen? Heilkräuter konnte ich nirgends erkennen, ich konnte ihm höchstens etwas Dreck aus der Wunde spülen mithilfe des Wassers aus dem Behälter, wenn die Wildkatze mich überhaupt so nah an sich heranließ.
Als hätte Aris meine Gedanken gelesen, sagte er: Lass das meine Sorge sein. Geh zu dem Tier. Ich beschütze dich.
Zögernd und ängstlich biss ich mir auf die Unterlippe. Sich einem Arkady zu nähern war beinahe schon Selbstmord, denn diese Tiere verteidigten ihr Revier mit aller Kraft, und von der hatten sie ziemlich viel. Obwohl dieses Exemplar schwer verletzt und kraftlos schien, zweifelte ich trotzdem nicht an seinem Kampfgeist. Ein Biss und ich könnte locker eine Hand verlieren, ein Pfotenschlag und meine Kehle könnte durchgeschnitten sein durch die scharfen Klauen. Zwar stellte ich auch Aris' Kraft nicht in Frage, aber wer weiß, wie ein möglicher Kampf zwischen den beiden aussehen und enden könnte.
Schließlich siegte mein Mut und mein Vertrauen in Aris und ich stand langsam auf. Der verletzte Arkady schlug die Augen auf, als er mich durch den dichten Busch steigen hörte, den ich zuvor als Versteck genutzt hatte. Er sprang auf, was eher nach einem Hopser seiner Vorderbeine aussah, denn seine Hinterbeine knickten sofort ein unter dem Gewicht. Sitzend in einer verteidigenden Stellung knurrte er mich an, fletschte die Zähne und kniff wütend die Augen zusammen. Sofort blieb ich stehen und zog langsam einen der Dolche aus meinem Gürtel hervor. Die Katze brüllte wutentbrannt und schlug mit einer Tatze nach mir, aber da ich etwa zwei Mannslängen vor ihm stand, traf er rein gar nichts.
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Connected Ghost
FantasyGeister. Ein Wort, eine Bedeutung, an die fast niemand glaubt. Geister - das ist doch nur ein Hirngespinst. Jedoch denkt nicht jeder so. Kayla ist ein junges Mädchen, das in einem Volk lebt, welches mit den Geistern kommunizieren kann. Aber das ist...