24. Kapitel
„Weiter, weiter, weiter!", brüllte Myron immer wieder und stapfte dabei mit dem Fuß auf den Boden. Aris ächzte und stöhnte bereits und äffte meinen Meister genervt nach, wenn er nicht gerade dabei war, mir zu helfen.
Die glühenden Kohlen unter mir in dem kleinen Becken, das in den Sand gegraben war, ließen die Luft flimmern. Mein kompletter Oberkörper fühlte sich an wie gebraten, die Knie wie schwarz geröstet und meine Arme schmolzen dahin. Kein Funke Kraft war mehr in ihnen vorhanden, das einzige, was mich immer wieder meinen Körper nach oben stemmen ließ, war mein körperloser Freund Aris. Myron dachte, durch diese Übung würde sich mein Geist so richtig stärken. Eigentlich aber war er bereits an der äußersten Grenze seiner Kräfte angelangt und könnte mich somit jeden Moment in die Feuergrube fallen lassen. Anschließend wäre er dann wieder still für eine ganze Weile.
„Komm schon!" Jetzt klatschte mein Meister in die Hände, um mich an zu spornen. „Streng dich und Aris mal etwas an!"
Sagt der, der Schultermuskeln besaß wie ein Stier.
Mit letzter Kraft entschuldigte sich Aris und sagte dann nichts mehr. Ich merkte, wie er sich von mir weg bewegte und sich langsam zwischen den Bäumen am Strand erholte.
Ich schleuderte mich schlaff zur Seite und rollte im Sand von dem Becken weg.
„Was war das denn jetzt?!", regte sich Myron auf und fuchtelte mich den Händen in der Luft umher. Mit letzter Kraft kroch ich auf die sanft brechenden Wellen zu und genoss die kühle Frische, die mir das Wasser auf meinem erhitzten Körper gab. Ich ließ mich komplett ins Wasser fallen, während ich halb auf dem Sand, halb im Wasser lag. Die Feuchte drang in mein linkes Ohr und ich musste zusehen, dass ich kein Meereswasser schluckte.
Erschöpft schloss ich die Augen.
„Du willst einfach so aufgeben?!"
Genau das wollte ich. Aber auch etwas erholen. Mein größter Wunsch war, endlich mal eine Nacht ohne Träume zu überstehen. Von den Trainingseinheiten wurde man nämlich nicht munterer, im Gegenteil, nach dem „Schlaf" war ich immer vollkommen verkatert und hundemüder als davor.
Als Antwort auf Myrons Frage hob ich nur müde den Daumen über die schwappende Wasseroberfläche. Dabei spritzte mir Wasser ins rechte Auge, das an der Luft verblieben war.
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst", grummelte der rothaarige Mann vor sich hin und fuhr sich genervt durch die Haare. Dann stapfte er an den Rand der Bäume und setzte sich auf einen Stein, während er auf die Wellen hinausblickte.
Aber der Frieden währte nicht lange. Keine zwei Minuten später brüllte er: „Genug ausgeruht, weiter geht's!"
Mühsam rappelte ich mich auf und stolperte ans Ufer zurück, während meine Arme wie abgestorben an mir herabhingen.
„Bitte nicht", flehte ich. „Nicht nochmal das Feuerbecken."
„Nein, das reicht für heute. Jetzt kommen Kniebeugen!" Er verschränkte die Arme vor der Brust und deutete mir, anzufangen. „Ruf deinen Geist ruhig, damit er dir hilft. Das stärkt euch beide."
Missmutig schwebte Aris über mir. Sonst noch was, der Herr? Vielleicht noch nen fünffachen Salto vorwärts aus dem Stand? Oder drei Minuten und länger unter Wasser bleiben?
„Das könnt ihr auch machen, wenn ihr wollt." Aris vergaß immer wieder, dass Myron ihn hörte – jedenfalls in dieser Welt.
Idiot.
„Ich bevorzuge den Ausdruck: Meister." Mit zusammengekniffenen Augen fixierte der Mann die Luft über mir. Sah er Aris denn?
Seufzend hielt ich meine Arme ausgestreckt von mir und fing an mit den Kniebeugen, sodass sich die beiden nicht mehr stritten.
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Connected Ghost
FantasiaGeister. Ein Wort, eine Bedeutung, an die fast niemand glaubt. Geister - das ist doch nur ein Hirngespinst. Jedoch denkt nicht jeder so. Kayla ist ein junges Mädchen, das in einem Volk lebt, welches mit den Geistern kommunizieren kann. Aber das ist...