29. Kapitel
Im Inneren des Hauses polterte etwas herum. Ein dumpfer Laut erklang, als hätte sich jemand den Kopf an einem Holzpfosten angestoßen. Leise Flüche drangen durch die massige Holztür durch.
Er ist angetrunken, informierte mich Aris, der sich drinnen umsah. Klopf einfach einmal und komm dann rein.
Wie befohlen ließ ich meine Faust gegen das Holz donnern und drückte mich dann gegen die Tür. Nur widerstrebend schwang sie auf und ließ schummriges Licht auf die Gasse draußen leuchten.
Adins Zuhause war wirklich äußerst angenehm eingerichtet: Ein großer, aber niedriger Raum (im Vergleich zu Adins Größe) bildete das Erdgeschoss, die Decke wurde von vielen Holzpfeilern gestützt. In der hinteren, rechten Ecke standen einige Sessel aus Holz und Stoff in einem Kreis zusammen um ein kleines Feuer. Direkt darüber führte ein Schacht nach oben als Kamin. Links erhoben sich einige Schränke und Arbeitsflächen, wo ich viele Pflanzen, Küchenwerkzeuge und eine brennende Öllampe erkannte. Das Grünzeug sah anders aus als das, was ich kannte. Wahrscheinlich waren es Kräuter, die die ständige Kälte der Eislande standhielten. Weiter hinten erstreckte sich eine breite Treppe ins Obergeschoss. Daneben thronten auf einigen Holzhalterungen lange Kettenhemden, große Brustpanzer, glänzende Helme und Hosen, die geschuppt waren, um Schutz zu bieten. Außerdem hingen Schwerter, Dolche, Messer und Bögen an der Wand wie Trophäen.
„Wer bist du?", nuschelte der Mann und hielt sich die Stirn, die er sich wahrscheinlich gestoßen hatte. „Und was machst du hier?"
Ich war froh, dass er sich nicht einfach eine der Waffen geschnappt und mich laut brüllend verjagt hatte. Die Nordjäger schienen zwar ein humorvolles Volk zu sein, aber ich stellte mich lieber auf jede Situation ein, die eintreffen konnte.
„Du bist der Psi-Träger, hm?", entgegnete ich und ignorierte die Fragen von Adin. Er nickte müde und rieb sich die Augen.
„Warum fragst du?"
„Wenn das rabenschwarze Loch kommt, würden die Todestage ewig andauern und kein Leben wäre mehr sicher", zitierte ich, so gut ich den Text noch im Kopf hatte. „Dunkle Geschöpfe würden sich unter die Menschheit schleichen und es verderben, wie eine Krankheit würde sie sich jeden einzelnen holen."
Adin sah mich mit schräg gelegtem Kopf an. „Wovon sprichst du bitteschön?"
Ich kramte das Buch hervor, das ich aus der Bibliothek mitgenommen hatte, und las den kompletten Text vor. Wenn ich laut Aris eine Tiponi war, musste er eins ebenfalls sein! Psi-Geister kamen nicht oft vor bei Trägern, wie hoch war also die Wahrscheinlichkeit, dass es noch einen dritten Menschen gab, der diese Kategorie an Geist trug?
„Und...warum erzählst du mir das, ähm..." Er wedelte mit der Hand und ich ergänzte: „Kayla." Dann schaute ich mich nervös um. Ich hatte gar nicht geplant, wie ich am besten vorging. Wie sagte man auch am besten, dass der jemand vor einem ziemlich wichtig war für die gesamte Welt? Mir war zwar der Gedanke gekommen, dass das ganze Gerede, das da im Buch stand, auch nur das Werk eines trunkenen Bibliothekars sein konnte. Andererseits hatte mir Aris einiges bestätigt, beispielsweise die Tatsache mit den lebens- und Todestagen, sowie die Information, dass sich etwas regt in der Geisterwelt. Als wüssten sie von etwas.
Ich fing ganz von vorne an zu erklären.
„Hast du bemerkt, dass diese bestimmten Tage im Winter immer länger und stärker werden? Diejenigen, wo man sich unwohl fühlt und bedroht?"
Adin nickte langsam, schien aber noch immer verwirrt zu sein.
„Wir Spiriten nennen sie Todestage."
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Connected Ghost
FantasyGeister. Ein Wort, eine Bedeutung, an die fast niemand glaubt. Geister - das ist doch nur ein Hirngespinst. Jedoch denkt nicht jeder so. Kayla ist ein junges Mädchen, das in einem Volk lebt, welches mit den Geistern kommunizieren kann. Aber das ist...