13. Kapitel
„Komm schon! Du schaffst das!", spornte mich der rothaarige Mann an und es schien, als würden meine Finger nun endgültig Feuer fangen. Aris wurde immer erschöpfter und ich musste somit die Übung abbrechen. Ich schüttelte meine Hände wie wild und pustete ihnen Luft zu, damit sie abkühlten. Myron seufzte und raufte sich die Haare. Er schien wirklich ratlos zu sein.
„Dein Geist wird das schaffen! Er ist äußerst kräftig, aber wenn du immer so kurz vor seiner Belastungsgrenze abbrichst, wir er nie stärker werden!", meinte er wütend und fuchtelte dabei mit seinen Händen in der Luft umher.
Wir beide befanden uns wieder auf der Lichtung, auf der ich den Psi-Träger zum ersten Mal getroffen hatte. Das Gras war wie immer leuchtend grün, die Vögel zwitscherten friedlich und alles schien in bester Ordnung zu sein. Dennoch saß ich vor einem kleinen Feuer, dessen Holzstücke bedrohlich glimmten. Die Glut war brennend heiß und das ließ auch schon fast meine Aufgabe erraten: Ich musste in das Feuer greifen und die Holzscheite halten, während Aris mich vor der gefährlichen Hitze schützte. Meine Finger waren trotzdem bereits verbrannt, denn Aris konnte mich auch nicht die ganze Zeit schützen.
Der soll uns das erst einmal nachmachen, meinte mein Geist und ich fühlte, wie er wütend um mich kreiste. Das Gras bewegte sich um mich, als hätte es ein kleiner Windstoß erwischt.
Wieder keuchte der Mann. „Ich kann deinen Geist hören, jedenfalls in dieser Welt. Und im Gegensatz zu ihm kann mein Geist so etwas eine Stunde und länger aushalten! Ihr schafft es nicht einmal zehn Minuten lang!"
Ich verdrehte die Augen und kühlte meine Finger weiterhin. Auch Aris wehte mir Wind zu, aber ich merkte, wie erzürnt er war.
„Nochmal!", befahl der erste Psi-Träger und lehnte sich an einen Stamm. Sein strenger Blick lastete auf mir und dem Feuer.
Wie gerne ich ihn mal in die Glut schubsen würde, raunte mein Geist mir zu und machte sich bereit. Myron schien sichtlich genervt zu sein, anscheinend hatte er Aris wieder vernommen. Trotzdem griff ich erneut in das Feuer und Aris fing an, mich zu schützen.
* * *
„Kayla!" Die Stimme des Kämpfers weckte mich unsanft, nachdem ich erneut die Aufgabe in meinem Traum abgebrochen und Myron wieder seufzt hatte. Er hatte sich nur noch verabschiedet und umgedreht, bevor Ethans Stimme mich erreicht und schließlich aus dem Schlaf geholt hatte. Müde und erschöpft öffnete die Augen und hob den Kopf von der Tasche. Wie spät war es? Trotz des Schlafes war ich nicht ausgeruht, im Gegenteil, ich meinte noch immer die Flammenzungen des Feuers an meinen Händen zu spüren.
Diese Träume sind wirklich komisch, und sie fühlen sich an, als würde man in einer anderen Welt sein, sagte Aris mit einem angewiderten Unterton. Übrigens: Das Schiff wird in Bälde den Hafen von Felben erreichen.
„Wir sind bald da", gab Ethan nun auch Bescheid und zeigte auf die Fässer wie zu einem stillen Befehl. Ich seufzte. Jetzt ging es wieder ab in die Holzgestelle, mit muffigem Fisch, schwarzer Kohle, scharfen Waffen oder leicht matschigem Gemüse. Dieses Mal suchten wir uns Fässer derselben Ware aus, da jede Art von Handelsgut an nur einen Händler verkauft wurde, so hatte es jedenfalls Ian gehört von den Matrosen.
Ich raffte mein Eigentum zusammen und packte es in die Tasche, die langsam aber sicher durch den dreckigen Boden verschmutzte. Dann räumte ich ein Gemüsefass wie die anderen beiden halb leer, setzte mich hinein, schob den restlichen Inhalt über mich und wartete. Nur vereinzelte Rufe der Seemänner auf den Decks über uns konnte ich hören. Die Müdigkeit überrannte mich und ich musste mich bemühen, nicht einzuschlafen. Selbst das Kneifen brachte nach einiger Zeit nichts mehr.
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Connected Ghost
FantasyGeister. Ein Wort, eine Bedeutung, an die fast niemand glaubt. Geister - das ist doch nur ein Hirngespinst. Jedoch denkt nicht jeder so. Kayla ist ein junges Mädchen, das in einem Volk lebt, welches mit den Geistern kommunizieren kann. Aber das ist...