8. Kapitel

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8. Kapitel

Entspannt schlenderte ich an den Feldern vorbei und versuchte mich von meiner besten Seite zu zeigen. Ich half einem in die Jahre gekommenen Mann dabei, sein Päckchen Weizen auf dem Buckel zu tragen, einer Dame sammelte ich die Scherben ihres Tonkruges zusammen, der ihr heruntergefallen war, und noch vieles mehr. Der Haken daran: Man ließ mich nur widerwillig helfen. Die Sache mit Elyna war zwar etwas abgeklungen, aber selbst nach etwa dreißig Tagen konnte man eine gewisse Anspannung in der Luft fühlen, wenn ich in die Nähe anderer Leute als meiner Familie und Freunden ging. Das Typische eben, wenn man Träger eins Psi-Geistes war – die Menschen waren übervorsichtig und versuchten, dich nicht zu erzürnen, wenn auch sie dich am liebsten eigenständig mit einem Tritt in den Allerwertesten in den hohen Norden befördern wollten – oder auf den nächsten Scheiterhaufen.

Ich hatte gehört, dass im mittleren Reich und der Südküste des Halbmeeres Frauen und Männer verbrannt wurden, mit der Begründung, dass sie Hexen oder Hexer waren. Das war völliger Humbug, und wenn sie erfahren würden, dass mein Volk mit Geistern kommunizieren konnte und die meisten auch mit einem verbunden waren, würden sie uns als verrückt abstempeln – nicht falsch zu verstehen mit der Psi-Krankheit, wie ich sie nannte, wenn diese Träger verrückt wurden und zu morden anfingen.

Aber die Leute dort glaubten nun mal an den Teufel, ein Geschöpf, dass sie nach dem Tod an einem schlimmen Ort, genannt „Hölle", erwartete. Daher dachten sie wohl auch, dass der Teufel sein Werk in der Welt der Lebenden durch einige Menschen verrichtete, die sich ihm verschrieben hatten. So gingen Gerüchte um, die Hexen (oder Hexer) würden verantwortlich sein für Missernten, den Tod von Kindern nach der Geburt oder anderen Dingen, aber ich wusste nichts genaueres. Das alles hatte ich nur von einem Händler gehört, der mir so einiges über das Küstengebiet und das Nordreich erzählt hatte.

Jetzt konnte ich bereits die großen Lichtungen im Wald erkennen, in dessen Hügel sich tiefe Minen hinab schlängelten. Hier wurde Eisen wie auch Kohle geschürft, nur war gerade Mittag, sodass die Arbeiter nach Hause gegangen waren, um zu essen. Die perfekte Zeit, um sich auf die Lauer zu legen und nach Schlangen Ausschau zu halten.

Schlangen mussten sich aufwärmen und das taten sie in der Sonne, die meisten Arten machten das morgens auf einem Stein oder einer Lichtung. Aber es gab hier in den Südlanden eine besondere Art, die vermehrt an unserem Dorf auftauchte, die die Mittagssonne aufsuchte. Dafür jagte sie auch am späten Abend oder in hellen Nächten. Diese Art, genannt Buntwürger, war eine der Sorten, die ihre Beute erwürgte – wie der Name schon sagte. Manchmal tötete sie sogar auch Menschen. Deshalb musste man gewaltig aufpassen, wenn man nach ihnen jagte. Ab dem Nachmittag verkrochen sie sich dann in den niederen Ästen von Bäumen, um auf ihre Beute zu fallen, sie zu umschlingen und zu töten. Man musste also aufpassen, dass man auf der Jagd nicht der Gejagte wurde.

Ich erklomm den steilen Hügel und musste manchmal auch auf allen Vieren weiterkriechen. Oben angekommen kletterte ich auf einen Baum und suchte mir eine gute Position, von der aus ich auf ein Stück Stein über der Mine und eine kleine Lichtung blicken konnte – damit ich die Schlangen sah und sie dann erbeuten konnte. Der Wind wehte aus der richtigen Richtung, das hieß, er trug meinen Geruch in den Wald trug, nicht auf die von der Sonne beschienenen Stellen.

Ich zückte meinen Bogen, legte einen Pfeil in die Sehne und fing an zu warten. Denn es konnte dauern, bis ein Buntwürger vorbeikam. Aber man durfte auf keinen Fall unvorsichtig sein, sonst erwürgten sie dich, wenn sie von oben herabfielen.

Aris schaute sich derweil um und hielt Ausschau nach der Gefahr – widerwillig. Er hasste es, wenn ich mich in Gefahr brachte, nur wegen einer guten Beute. Lieber sollte ich Rehe jagen, so meinte er, die ergaben auch eine gute Beute, aber sie waren noch lange nicht so wertvoll wie ein Buntwürger. Ihre Schuppen hatten eine Musterung in gelb, grün, blau und braun, und in der Sonne spiegelten sie sich zu Regenbogenfarben. Das machte ihre Haut auch so wertvoll. Aber auch ihr Fleisch konnte man gut verkaufen, und deshalb war ich auf der Jagd nach ihnen.

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