33. Kapitel
Wärme durchströmte mich von den Ohren bis in die Fußspitzen, als Amelys Geist mich heilte. Sorgfältig wuchsen die Ränder der Beinwunde aufeinander zu und schlossen sich letztendlich vollkommen. Lediglich eine leicht weißliche Narbe blieb über, die mich wohl für immer daran erinnern würde, wie ich fast gestorben wäre.
Anschließend spürte ich den Knochen in meinem Arm, wie er zusammenwuchs. Amely hatte ihn zuvor grob geschient, sodass er wieder in einer guten Position lag. Jetzt beschleunigte sie dort den Heilprozess und ließ den Bruch verheilen. Dann seufzte sie und nahm ihre Hände von meinem Arm.
„Kayla, all deine Wunden jetzt sofort zu heilen wäre riskant. Wenn du dich die nächsten Wochen nochmals an den besagten Stellen verletzt oder es übertreibst mit dem jagen, könnte alles wieder aufreißen oder erneut Risse im Knochen auftreten." Sie deutete auf meinen Brustkorb. „Die geprellten Rippen müssen sich wohl oder über von selbst erholen. Und ich bitte dich, keine übertriebenen Kraftakte mit deinem rechten Arm in den nächsten drei Monaten."
Sie lächelte mich freundschaftlich und traurig an. Sie wusste, wie sehr es mich mitnahm, von allen als böse verurteilt zu werden. Anfangs war es mir noch relativ egal, aber der ständige Hass schlug sich dann doch auf mein Gemüt.
„Lass sie reden, soviel sie wollen." Sie legte ihre Hand auf meine Schulter. „Solange du oder dein Geist nichts verbrechen, haben sie keinen Grund, dich zu hassen." Dann legte sie den Kopf schief, als wäre ihr etwas eingefallen. „Was war das eigentlich mit Yakar?"
Ich biss mir auf die Lippe. Amely war vertrauenswürdig, das hatte sie mir bewiesen, als sie mich damals in der Arena nicht verraten hatte vor Xion. Aber würde sie mir eher glauben als dem Oberhaut der Jäger, der so viel mehr Einfluss und Macht besaß?
„Er hat mir eine Falle gestellt." Ich beobachtete Amelys Gesichtsausdruck, der sich nicht im geringsten änderte. „Er hat sein Bein mit Tierblut eingerieben und ist in die Mine gegangen. Wahrscheinlich wusste er, dass ich in der Nähe war, denn er hat nach Hilfe gerufen. In den Stollen griff er mich dann an, wollte mich töten." Ich seufzte. „Niemand hätte sich darüber beschwert, wenn ich tot wäre. Außer meiner Familie und meine Freunde, denen wäre es nicht egal, aber was sind vier oder fünf Leute gegen ein ganzes Dorf?"
Die Heilerin nickte, als wüsste sie, wovon ich sprach. „Als Yakar von den Minenarbeitern gefunden wurde, war er ohnmächtig. Sein Wangenknochen war ziemlich zertrümmert und eine große Wunde prangte auf seinem Hinterkopf. Sein Gehirn ist ganz schön durchgeschüttelt worden." Sie sah mich weise an. „Hast du ihn gegen die Wand geschleudert?"
Ich nickte. „Und ihm zuvor einen heftigen Schlag auf die Wange verpasst." Dann sah ich die Heilerin flehend an. „Bitte erzähl' es niemanden, Amely! Sie würden mich töten! Niemand würde mir glauben! Das wäre nur eine indirekte Zustimmung meinerseits, dass sie mich nun umbringen können."
Die ältere Frau schüttelte den Kopf. „So etwas würde ich niemals tun. Lass dir aber gesagt sein: Hier leben kannst du sicherlich nicht mehr. Niemand wird vergessen, dass du eine Psi-Trägerin ist. Dein Freund, Adin oder wie er hieß, sollte lieber auch nicht hinausposaunen, dass er einen trägt."
Wie schnell konnte diese Frau diese Tatsache nur feststellen? Seit die Spiriten uns gefunden hatten, war kein einziges Wort über seine Lippen gekommen, das mit „Geist" zu tun hatte.
„Wird er nicht, und die anderen auch nicht. Die Zwillinge werden Theo und Adin darin einweihen, was damals alles passiert ist."
Das Heileroberhaupt nickte und schaute aus dem Fenster hinaus, das direkt neben meinem Bett in die Wand eingebaut war. Am Himmel braute sich ein Sturm zusammen, dessen Wolken so grau waren, dass ich glatt dachte, es wäre längst Spätabends, obwohl es erst früher Nachmittag war. Donner grollte über das Dorf
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Connected Ghost
FantasiaGeister. Ein Wort, eine Bedeutung, an die fast niemand glaubt. Geister - das ist doch nur ein Hirngespinst. Jedoch denkt nicht jeder so. Kayla ist ein junges Mädchen, das in einem Volk lebt, welches mit den Geistern kommunizieren kann. Aber das ist...