34. Kapitel

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34. Kapitel

Oh wie schön es jetzt wäre, zu jagen. Da konnte ich ihm nur zustimmen. Ich hatte keine Lust mehr, hier zu liegen und nichts zu tun. Ein kleiner Lauf durch den Wald wäre perfekt, aber Amely hatte mir befohlen, das Bett nicht zu verlassen.

...in die Köpfe einiger Tiere einzudringen, sie zu kontrollieren, das wäre gerade perfekt.

Warte, was?

„Aris, du hast sie doch nicht mehr alle." Ich zog die Augenbrauen zusammen. Manchmal hatte mein körperloser Freund wirklich eine Meise.

Sie von innen heraus zu töten...

„Nein Aris." Jetzt suchte ich mit den Augen die Zimmerdecke ab, als verstecke sich dort mein Geist. „Komm runter!"

Blut...Blut...

„Hör' auf damit! Du jagst mir Angst ein!" Tatsächlich breitete sich Hitze in mir aus, als müsse ich gleich versuchen davonzulaufen. Das würde aber reichlich wenig bringen, da ich einerseits wegen meinem Bein nicht weit kommen würde und andererseits war Aris mit mir verbunden – überall, wo ich hin ging, musste er folgen.

Was? Hast du nicht Lust, ein bisschen zu jagen?

„Schon, aber nicht, wenn du so drauf bist."

WIE WÄRE ICH BITTE DRAUF?

Erschrocken zuckte ich zusammen. Was schrie er so? Ich hörte ihn so laut, als würde er vor mir stehen und mich anbrüllen.

„Verrückt", murmelte ich leise, aus Angst, er raste wieder aus.

Ich bin nicht verrückt. Nicht wie die vor uns, die alle...

„Doch bist du! Der einzige Unterschied von ihnen, den vergangenen Psi-Trägern, und uns ist, dass du noch niemanden getötet hast!"

Dann schnappte ich nach Luft. Warum brachte ich einen Psi-Geist auf solche Ideen, wenn er so drauf war? „Denk nicht einmal dran, Aris."

Lass das doch mal mit deinem Gedankenlesen! Er flog gereizt unförmige Kreise, das fühlte ich. Wut kochte in ihm, und ein Gefühl, dass ich bis jetzt noch nie so stark von ihm gespürt hatte: Verrücktheit. Der Gedanke, ohne mit der Wimper zu zucken alles mögliche zu tun. Von Mord bis hin zu Folter. Ich...nur Elyna mal eben ein bisschen...

Ich konnte es nicht fassen. „Lebt sie?", flüsterte ich betroffen. Ich mochte diese dämliche Zicke zwar nicht besonders, aber ich wollte sie wirklich nicht auf dem Gewissen haben, weil ich meinen Geist auf dumme Ideen gebracht hatte.

Noch.

Ich schluckte schwer. Das hieß nichts gutes. „Bleib hier bei mir in diesem Zimmer, verstanden?!"

DU HAST KEINE MACHT ÜBER MICH!

„Oh doch, und ob ich die habe! Ich würde alles tun, um dich davon abzuhalten, Menschen zu töten! Denk an dein Versprechen." Ich konnte es nicht fassen. Alles war gelogen, oder? Er hatte mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt.

WAS ICH VOR EINEM HALBEN JAHR GESAGT HABE IST MIR SCHEIßEGAL!

Mir stand der Mund offen. Wirklich, ich konnte es nicht glauben. Was hatte ihn nur so weit getrieben?

„Aris du bist verrückt."

Wer sagt das?!

„Ich." Mein Rücken krümmte sich, als ich mir das Gesicht rieb. „Ich hätte es schon viel früher wissen müssen."

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