27. Kapitel
„Hallo? Kay! Wach auf!" Zwei große Hände schüttelten mich kräftig durch und ich seufzte. Da hatte ich mal eine traumlose Nacht und schon wurde ich um...wie spät war es noch mal?
Ich öffnete ein Auge einen spaltbreit und schielte durch das kleine Fenster nach draußen. Der Himmel färbte sich gerade von tristem grau auf ein mattes rot, denn die Sonne ging auf. Noch war sie aber nicht über den Horizont gekrochen.
Also war noch genug Zeit zum schlafen da.
„Lass mich, Ian", grummelte ich und drehte mich von ihm zur Wand hin. „Es ist noch genug Zeit zum schlafen."
„Ist es nicht!", sagte der Blonde gehetzt und rüttelte nochmals an meiner Schulter, diesmal heftiger.
„Doch! Schau, die Sonne geht gera..."
„Ethan haut ab!" Dieser Satz brachte mich dazu, den Kopf zu drehen und Ian anzusehen. Unglaubwürdig starrte ich ihn an. „Er will nicht mehr hier bleiben, alles erinnert ihn an Mom, meint er."
„Wohin sollte er denn gehen außer zur nächsten Kneipe?", nuschelte ich. „Gestern hat er auch nichts anderes getan, als sich zu zu saufen."
Ian raufte sich die wirr abstehenden Haare und ging nervös auf und ab. „Er ist voller Wut darauf, dass wir nicht rechtzeitig zurückgekommen sind, um sie zu retten. Sein Zuhause will er daher nur noch vergessen. Ich weiß nicht, ob ich ihm folgen soll."
„Naja, je länger du hier grübelst, desto weiter wird Ethan kommen. Lass ihn doch herum stromern. Der kommt schon wieder zurück, er würde dich nicht einfach so alleine lassen."
Ian blieb stehen und fixierte mich mit seinen blauen Augen. „Da kennst du ihn schlecht."
Dann ging er zurück zur Tür. „Ich habe ihn zuletzt gesehen, als er die Haustür zugeschlagen hat. So, wie ich ihn kenne, wird er auf den nördlichen Berg von Elidor klettern, den „Elade". Entweder du kommst mit oder du moderst hier noch herum. Reise doch von mir aus wieder zurück in die Südlande!"
Dann schlug er die Tür zu. Mich ließ er vollkommen verdattert liegen. Hatte er mir tatsächlich weismachen wollen, dass er mit Ethan auf einen Berg klettert? So, wie er das erzählt hatte, würde der Kämpfer nach Norden weitergehen. Aber was war da schon außer eisige Kälte und endlose Schneewüsten? Ich kannte jedenfalls keine Städte, die so hoch im Norden noch lagen.
„Ian, warte!", rief ich und beeilte mich mit dem Anziehen. Das mir viel zu große Nachthemd, dass ich mir von Ian geliehen hatte, warf ich aufs Bett, zog meine eigene Kleidung an und schnappte mir meine Tasche, ehe ich nach unten rannte. Im Laufen versuchte ich noch stolpernd die dicken Stiefel anzuziehen, was darin endete, dass ich die letzten Stufen der Treppe hinunterfiel.
„Wiedersehen, Paps", hörte ich gerade Ian sagen und blinzelte verschlafen in den Flur. Dort stand Ian und sein Vater, die sich in den Armen lagen. „Vielleicht kommen wir ja wieder zurück."
„Bring deinen Bruder zur Vernunft", murmelte sein Paps. „Und lass das ganze nicht so wirken, als müsstet ihr erneut auf eine Reise gehen."
„Ich kann dir nichts versprechen. Gepackt habe ich jedenfalls, als würden wir zwei Wochen unterwegs sein." Ian löste sich aus der Umarmung, drehte sich um und stürzte zur Tür. Er warf mir einen kurzen Blick zu und nickte dann mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Dann war er über die Türschwelle getreten und sprintete die Straße hinunter.
„Danke für die Gastfreundschaft, James", bedankte ich mich bei dem älteren Herrn, der seine Brille zurecht rückte und wohl nicht ganz zu wissen schien, was gerade vorgefallen war.
DU LIEST GERADE
Connected Ghost
Viễn tưởngGeister. Ein Wort, eine Bedeutung, an die fast niemand glaubt. Geister - das ist doch nur ein Hirngespinst. Jedoch denkt nicht jeder so. Kayla ist ein junges Mädchen, das in einem Volk lebt, welches mit den Geistern kommunizieren kann. Aber das ist...