21. Dezember

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Noël

Ein Klopfen reißt mich aus meinem unruhigen Schlaf und nach einem genervten Aufstöhnen schlage ich die Decke zurück und torkle Richtung Tür. Es ist sechs Uhr morgens une heute müsste ich erst nachmittags in der Uni sein, weswegen ich eher wenig über die neusten Ereignisse begeistert bin.

Während ich mich also zur Haustür bewege kommen langsam wieder all die Erinnerungen als letztes Jahr in mir auf. An Noah. Heute vor einem Jahr ist er gegangen.

Ich schließe für eine Sekunde die Augen und öffne die Tür. Anfänglich war ich fest davon überzeugt, dass es Frau Steininger oder der Postbote ist, aber da ist Luca.

Wir starren uns an, ich bin etwas verwirrt.

»Du hast mich gestern doch darum gebeten zu kommen«, versucht er mir auf die Sprünge zu helfen und ich lege den Kopf leicht schief. Mit wild gestikulierenden Händen deute ich auf mich selbst und mein Outift.

»Ja, aber doch nicht sechs Uhr morgens! Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen! Langsam wird es zur Gewohnheit, dass du mich nur im Pyjama und komplett aufgelöst siehst. Hast du mich schon einmal normal gestylt gesehen?«

»Noël, das stört mich nicht. Ich finde dich auch so hübsch. Kann ich reinkommen?«, er grinst.

»Ich dich nicht«, antworte ich schmollend auf seine erste Aussage und trete einen Schritt zur Seite.

»Ein »Danke, dass du so früh für mich aufgestanden bist, Luca. Du bist der tollste, attraktivste und beste Typ, den ich je getroffen habe. Ur lieb von dir.« hätte auch gereicht«, er verdreht die Augen und ich schließe die Tür hinter ihm.

»Schatz«, sage ich nur und er zwinkert mir zu, »Es gibt zwei Dinge auf der Welt, die ich liebe. Schlafen und Essen. Und du hast mir eines der zwei Dinge verweigert.«

»Und das andere ermöglicht. Ich habe Frühstück mitgebracht. Wir sollten dich wieder aufpeppeln, Klappergerüst«, er hält eine braune Papiertüte hoch. ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sich daran Crossaints befinden und lächle ihn leicht an.

»Danke, Luca. Ich schätze das sehr.«

»Dass ich dir Essen bringe zählt mal wieder mehr, als dass ich so früh für dich aufstehe«, er versucht gespielt beleidigt zu klingen, aber ein Grinsen liegt auf seinem Gesicht. Ich renne in die Küche und frage Luca, ob er einen Kaffee will.

Er antwortet schwarz. Also bereite ich zwei schwarze Kaffee zu und denke nach. Wenn ich bei Luca bin scheint es, als würde er mich von der Trauer schützen. Aber vielleicht ist das auch nur eine Art ihr zu entkommen. Kaum bin ich in einem anderen Raum scheint der Geldanke, dass ich vor wenigen Minuten noch mit ihm rumgealbert habe, schlichtwegs unmöglich.

Als ich zurückkomme hat Luca seinen Mantel ausgezogen und sitzt nun mit einer normalen dunklen Jean und einem blauen Sirt auf der Fensterbank. Ich geselle mich zu ihm, drücke ihm seinen Kaffee in die Hand und krame eine kuschelige Decke hervor, die ich über uns ausbreite. Er hat das Fenster geöffnet, damit frische Luft hereinkann und es ist ziemlich kalt.

Wir schweigen beide, nippen an unserem Kaffee und starren raus aus die Dunkelheit. Es sind nur wenige Leute wach, so gut wie niemand.

Die Straßen sind leer und nur schwach beleuchtet.

»Danke, dass du gekommen bist, Luca. Ich weiß nicht, wie ich das heute ohne dich schaffen soll.«

Er lächelt nicht, starrt nur wie in Trance auf seinen Kaffee und nickt langsam. »Für dich immer, Weihnachten.«

Er ist in Gedanken. Noah war auch manchmal so. Abwesend, obwohl er da war. Als hätte seine Seele seinen Körper verlassen, während dieser an den Ort gebunden war.

All I Want for Christmas Is FoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt