Noël
Den ganzen Tag habe ich damit verbracht meine kleine Wohnung aufzuräumen. In letzter zeit hat sich einiges an Müll angesammelt.
Man darf das nicht falsch verstehen, ich liebe das Chaos. Aber irgendetwas in mir hat sich verändert, wenn ich auch nicht sagen kann was, und deswegen wollte ich auch, dass sich etwas an meiner Wohnung ändert.
Ich habe damit angefangen all die benutzten Tassen, die in der ganzen Wohnung verteilt waren, einzusammeln und abzuwaschen, um sie dann in meinem Küchenschrank einzuordnen. Weiter ging es mit der Wäsche, die ich überall rumliegen hatte. Es hat mich ein bisschen an Noah erinnert, während ich Stück für Stück aufgehoben und in einen Schmutzwäschekorb geworfen habe.
Aber dieses Mal war da nicht so viel Trauer, es war mehr eine leichte Melancholie. So, wie wenn man an gute alte Zeiten zurückdenkt.
Ich habe mein Bett gemacht, die Kissen am Sofa neu geordnet und meine Bücher nach Farbe sortiert. Am Schluss sieht meine Wohnung dann tatsächlich aufgeräumt sauber und unmöglich wieder zu erkennen aus.
Den Stolz, der in meiner Brust aufschwellt, kann ich nicht wirklich unterdrücken.
Heute ist das Abendessen, zu dem mich Frau Steininger eingeladen hat und ich habe Luca gefragt, ob er Lust hat mitzukommen. Und unter der Bedingung, dass wir nicht lange bleiben, hat er schließlich zugestimmt.
Also habe ich mich etwas in Schale geworden, was bedeutet, dass ich etwas dezentes Make-Up aufgetragen und mich in einen Rock gezwungen habe.
Ich warte nun seit einigen Minuten auf Luca, der versprochen hat sich ein Hemd anzuziehen, ein Anblick, auf den ich mich zugegeben sehr freue. Allgemein auf Luca.
»Noël?«, ein dumpfes Rufen von meiner Wohnungstür erklingt zu mir. Es ist eindeutig Lucas Stimme, wenn sie auch etwas verzerrt klingt.
Scheinbar ist er heute sogar zu faul, um anzuklopfen. Kann ja nur ein toller Abend werden Innerlich frage ich mich, ob ich das Sarkastisch gemeint habe oder nicht und die Wahrheit ist, dass ich keine Ahnung hab. Vielleicht schon, vielleicht auch nicht.
Ich öffne mit einem Augenverdrehen die Tür.
»Zu faul zum Klopfen?«, will ich spaßen, aber als ich ihn sehe, drehe ich mich überrascht weg und versuche den Schock zu verarbeiten. Ich kämpfe mit den Tränen, weiß aber, dass ich ihnen aufgrund meiner nicht wasserfesten Wimperntusche keinen Freiraum lassen darf, und blinzle mehrmals, um sie zu unterdrücken.
»Luca, was willst du mit diesem gottverdammten Christbaum hier?«, fluche ich und kann nicht verhindern, dass meine Stimme etwas lauter wird. Aber der Junge vom Lieferservice spaziert nur hinein und legt ihn auf den Boden. Der Baum ist winzig und dicht und trotzdem habe ich das Gefühl, er erdrückt mich und nimmt meiner Wohnung Platz und Freiraum.
»Du siehst hübsch aus, Noël«, Luca zwinkert mir zu und ich verenge meine Augen. Das Hemd steht ihm, es ist einfach. Aber ehrlich gesagt glaube ich, an Luca sieht alles toll aus.
»Du siehst auch nicht ganz so scheiße aus wie sonst, Horst«, ich versuche sein Zwinkern nachzuahmen und kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Luca verdreht die Augen.
»Du stehst auf mich.«
Mit einem leichten Lächeln antworte ich nur ein »Vielleicht« und er reißt triumphierend die Hände in die Höhe.
»Ich wusste es, Weihnachten. Du findest mich absolut heiß und unwiderstehlich!«
»Und du verhältst dich als wärst du vier.«
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All I Want for Christmas Is Food
RomanceSie hasst Weihnachten, er ist ein absoluter Weihnachtsfanatiker. Sie meidet soziale Kontakte, er arbeitet bei einem Lieferungsservice. Sie hat Hunger, er hat Essen. © letzteEinhorn Ein Adventskalender, der euch durch die Weihnachtszeit bring...