Kapitel 51 - Nicht fair!

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†††

Die folgenden Stunden waren zermürbend. Ich verabreichte jedem der Fieber hatte, nicht nur ein Mittel gegen dieses, was vollkommen unnütz war, sondern auch ein Beruhigungsmitte.

Es hatte einige erwischt, darunter auch Nicolas. Kälte breitete sich in meiner Brust aus als ich sah, dass der Mann nicht nur eine Frau, sondern auch einen Sohn, in Carls Alter hatte.

Jedes Mal wenn Carson, Enid und ich den betroffenen Patienten, alles nötige verabreicht hatten, um ihnen das Sterben so angenehm wie möglich zu machen, verließen wir den Raum und gewehrten der Familie des Betroffenen Einlass. Eine Möglichkeit sich zu verabschieden.

Ich trat gerade aus dem Raum von Nicolas, als Lärm an meine Ohren drang.

Was ich dann sah ließ mich Aufkeuchen und ich war selbst von mir überrascht, wie dieser Anblick schmerzte.

Eugene, so wie Emmet Carson aus Sanctuary, kamen mit einer schweißnassen Sherry durch die Tür gestolpert, an deren Hals ein Blutgetränkter Verband befestigt war. Ich ließ die Verbände, die ich in den Händen hielt fallen und rannte auf die Gruppe zu.

Nur nebenbei erkannte ich, dass hinter ihnen Amber, Mark und Steven standen. Doch mein voller Fokus lag auf Sherry, deren verzweifelten Blick ich begegnete.

„Lexi.", keuchte sie schwer atmend und Lächelte gequält.

„Was... Was macht ihr hier?", die Frage war in meinen Augen mehr als berechtig, hatte ich sie alle, das letzte Mal in Sanctuary gesehen. Ich trat auf sie zu und löste vorsichtig den Verband von ihrer Wunde, um mir den Schaden anzusehen.

Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, doch das, mit Sicherheit nicht... In Sherrys Schulter klaffte ein Loch und um dieses Loch konnte man ganz deutlich, die Zahnabdrücke eines Menschen erkennen. Ich schluckte hart und begegnete wieder ihrem Blick.

„Scheiße was? Da schaff ich es endlich aus Sanctuary raus und dann das.", sie wollte wohl locker klingen, allerdings brach ihre Stimme am Ende und ihre großen braunen Augen schwammen in ungeweinten Tränen, die sie tapfer zurückhielt. Im Gegensatz zu Amber, die ungehindert weinte und sich gegen Mark presste.

Sherry und ich waren uns schon immer sehr ähnlich, weswegen wir uns wohl auch lieber aus dem Weg gingen. Tränen hob man sich für später auf, wenn man alleine war, deswegen hatte weder Sherry mich noch ich sie, je weinen gesehen.

„Bringt sie in das Zimmer am Ende des Gangs. Ich... ich komme gleich nach.", sagte ich hastig und wollte zur Seite treten, doch Sherrys Hand, die kalt und feucht war, griff nach meinem Arm.

„Bitte-„

„Hey, ganz ruhig! Okay? Ich komme sofort. Ich muss nur ein paar Sachen holen."

Ihre braunen Augen fixierten für einen kurzen Moment meine, als wollte sie prüfen ob ich die Wahrheit sprach. Sie nickte langsam und ich konnte für einen Moment die Angst in ihr sehen. Die Angst, die jeder verspürte angesichts des Todes, der durch diesen Fucking Virus nicht der letzte sein würde.

Sherry war immer so tapfer und stark. Sie gab Negans anderen Frauen immer halt und trotzdem ließ der Tot sogar den stärksten Menschen schwanken.

Enid trat neben mich und erst jetzt bemerkte ich auch den Rest der Menschen, die um uns herum standen. Es waren nicht nur die Neuankömmlinge, sondern auch Rick, Daryl, Michonne und Carl, die von dem Lärm angezogen wurden. Mein Blick streifte kurz Daryl, der Steven und Mark, mit einem beunruhigenden Gesichtsausdruck ansah. Dabei entging mir auch nicht die Armbrust in seiner Hand... Fuck!

Gone SisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt