An alles, was danach passiert, erinnert Eden sich nur noch bruchstückhaft. Immer wieder wird sie ohnmächtig. Sie kommt erst wieder zu Bewusstsein, als sie auf dem Sessel in Negans Zimmer sitzt. Aus einer Wunde an ihrer Stirn läuft das Blut bis zu ihrem Kinn und tropft von dort aus auf den Boden. Tropf. Tropf. Tropf.
Negan tobt. "Verfickte, beschissene Scheiße!", brüllt er. "Ich sagte, ihr sollt sie herbringen. Und nicht, dass ihr auf sie einprügeln sollt, bis sie schielt!"
"Die Fotze hatte ein Messer. Sie hat Pete die Kehle aufgeschlitzt und Andrew erschossen.", brüllt Davie zurück. "Und mir hat sie..." Negan lässt seine Faust in Davies Gesicht krachen.
"Du unfähiger Hurensohn! Mach dich hier raus, sonst dresche ich dir den Schädel mit Lucille ein." Davie jault auf, wie ein Hund.
"Ihr alle! Raus hier! Lasst euch von einem kleinen Mädchen den Arsch aufreißen! Ich sollte euch allen die Scheiße rausprügeln!", blafft er. Amy zieht den jammernden Davie mit sich aus dem Raum. Scheinbar ist seine Nase gebrochen. Die Tür fällt zu und endlich ist es still. Eden atmet auf. Durch den Lärm fühlte es sich an als würde ihr Kopf gleich platzen. Negan atmet hörbar ein und aus. Dann geht er zur Hausbar und gießt sich großzügig einen Bourbon ein. Er kippt das Glas und gießt gleich nach. Dann kommt er auf Eden zu.Er kniet sich vor ihr hin und hebt ihren Kopf vorsichtig an, begutachtet ihre Wunden. "Dein hübsches Gesicht...", murmelt er, "Dieser Idiot." Trauert er gerade wirklich um ihre Schönheit? Dieses Arschloch. Aus Edens Mund kommt aber nur ein Gurgeln. Er taucht ein Stück Stoff in den Whiskey und drückt es dann auf Edens Stirn. Es brennt wie Feuer. Wäre ihr Mund nicht voller Blut, würde sie schreien. Konzentriert hockt er vor ihr und tupft das Blut von ihrem Gesicht, desinfiziert die Wunden. Auf die Wunde an der Stirn klebt er ein Pflaster. Eden ist kaum noch anwesend. In ihrem Schädel hämmert es wie verrückt. Und durch ihre Schulter pocht ein dumpfer Schmerz. Ihr ganzer Körper besteht scheinbar nur noch aus Schmerz.
"So. So schlimm ist es doch gar nicht. Dein Gesicht ziemlich beschissen aus. Aber das wird wieder.", sagt Negan sanft und streicht ihr eine Haarsträhne aus den Augen. Er sieht sie streng an. "Welchen Teil von 'Mach keinen Mist mehr' hast du eigentlich nicht verstanden, hm?"
Eden fährt sich mit der Zunge über die Zähne, um zu kontrollieren, ob noch alle da sind. Sie schmeckt Blut, Eisen, Dreck. Der Geschmack ist so widerwärtig, dass ihr übel wird. Sie gibt ein Gurgeln von sich und übergibt sich. Der blutige Schwall landet direkt vor Negans Füßen, der noch rechtzeitig aufgesprungen ist. "Scheiße!", flucht er angewidert. Sie hört noch, wie er ihren Namen ruft, dann rast der Boden auf sie zu.Als sie aufwacht, liegt sie in einem Bett. Es ist herrlich bequem, weich und warm. Das ist das erste, was sie wahrnimmt. Dann spürt sie den Schmerz. In ihrer Schulter pocht es unaufhörlich. Ihr Kopf fühlt sich geschwollen und übergroß an, wie eine Wassermelone. Der Atem rasselt in ihrer Lunge. Wo ist sie hier? Der Raum ist nicht besonders groß, aber hübsch eingerichtet. Das Bett nimmt fast den gesamten Raum ein. Auf der Kommode steht eine Flasche Bourbon. Ist sie etwa in Negans Schlafzimmer? Die Tür geht auf und ein hagerer, älterer Mann tritt ein. "Oh, du bist wieder da.", stellt er fest, "Ich bin Dr. Carson." Eden erinnert sich an ihn. Er hat Ched nachdem er mit dem Eisen entstellt wurde, versorgt. "Wie lange war ich weg?", nuschelt sie. Ihre Lippen sind angeschwollen und ihre Zunge fühlt sich auch ein paar Nummern zu groß an. "Die ganze Nacht und fast den ganzen Tag.", antwortet Dr. Carson. "Angesichts deiner Verletzungen ist das aber normal. Du hast eine gebrochene Rippe, unzählige Prellungen am Kopf und am Oberkörper, ziemlich wahrscheinlich auch noch eine Gehirnerschütterung. Deine Schulter wurde glatt durchschossen, wie durch ein Wunder wurde dabei kein Knochen verletzt." Er kommt auf sie zu und macht sich an ihrem Schulterverband zu schaffen. "Ich hab dir gestern ne ordentliche Dosis Morphium verpasst. Mehr kann und darf ich dir aber nicht geben, dass heißt, du wirst in den nächsten Tagen höllische Schmerzen haben." Eden nickt. Geschieht ihr recht. Warum lässt sie sich auch immer erwischen? Sie stöhnt auf, als Carson ihre Schulter berührt. Er beachtet sie gar nicht, sondern begutachtet bedächtig ihre Verletzung. "Die Schulter sieht schon mal gut aus.", sagt er zufrieden und wickelt einen neuen Verband darum. "Wo bin ich hier?", fragt sie. "In Negans Schlafzimmer. Er übernachtet bei seinen Frauen." Eden schluckt das 'Iiiiehh', welches in ihr aufsteigt, wieder runter. Dr. Carson ist ihr angewiderter Gesichtsausdruck wohl nicht entgangen. "Ich denke, du solltest ganz schön dankbar sein. Ich habe es noch nie erlebt, dass Negan jemanden, der ihm vor die Füße kotzt, in sein Schlafzimmer einquartiert. Und eine solche Behandlung mit Medikamenten erlaubt. - Und wir hatten hier schon wesentlich härtere Fälle." Er mustert sie streng. "Er hätte dich auch einfach in eine Zelle werfen können. Ohne einen Verband, ohne Morphium. Das hat er auch schon getan." Eden nickt verbissen. Sie will ihm aber nicht dankbar dafür sein, dass er sie hier gefangen hält. "Jetzt ruh dich aus. Die Wirkung des Morphiums wird bald nachlassen.", merkt Dr. Carson an und verlässt den Raum.
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The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)
Fanfiction"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper Ihre sind grün und seine sind dunkelbraun, fast schwarz. Sie ist eine Einzelgängerin, eine Diebin. Er ist ein Anführer, ein Diktator. Sie beide sind Überlebende. Ü...