Im Sanctuary, so nennen sie das alte Fabrikgebäude, leben nicht nur die Bluthunde rund um Negan, sondern auch Menschen, die durch ähnliche Umstände wie Eden in diese Gruppe gerutscht sind. Es herrscht eine strenge Hierarchie. An der Spitze steht eindeutig Negan, das zweifelt keiner an und wenn jemand das tut, dann würde er es nicht wagen, dies zu zeigen. Die Leute haben schreckliche Angst vor diesem Typen. Sie fürchten, hassen, verabscheuen ihn, aber sie respektieren und bewundern ihn auch. Was Eden wundert. Denn in der Woche, die sie nunmehr hier ist, hat sie Negan nur ein Mal zu Gesicht bekommen. Und da schlenderte er pfeifend durch die Gänge, als wäre er auf dem Weg zu einem Wochenendausflug. Jemand hatte sie unsanft auf die Knie gezogen und Negan hatte sie alle keines Blickes gewürdigt. Ein Diktator mit Gottkomplex. Eden würde zu gerne wissen, was ein Psychiater über Negan sagen würde.
Nach Negan kommen die 'Saviors', denn eigentlich nennt sich nur ein elitärer Kreis, in der Regel die besten Kämpfer, rund um Negan so. Eden nennt sie die Bluthunde. Denn das sind sie. Sie behandeln alle anderen wie Dreck. Sie nehmen, was sie wollen. Sie schlagen andere krankenhausreif. Und auch von Vergewaltigungen hatte Eden schon gehört. Sie sind entfesselte Bestien. Brutal, rücksichtlos, boshaft. Sie sind aber auch die Beschützer. Sie halten den anderen die Beißer vom Leib und beschaffen auf ihren alltäglichen Raubzügen Ressourcen, wie Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und Benzin. Weit unter den Saviors stehen die Nummern, zu denen jetzt auch Eden gehört. Sie sind das Fußvolk. Ihr ganzer Lebensinhalt besteht darin, Punkte zu sammeln. Man bekommt Punkte fürs Putzen, Kochen, Wäsche waschen. Aber auch für Prostitution, Bespitzelung und Verrat. Je nachdem wie viele Punkte man an einem Tag gesammelt hat, fällt die Essensration aus. Man bekommt für Punkte Kleidung, Bettzeug, Medikamente, Hygieneartikel, Getränke. Und es besteht immer die Möglichkeit, in den Kreis der Saviors aufgenommen zu werden. Zumindest theoretisch. Sammelt man keine Punkte, bekommt man nichts. Und schlussendlich gibt es noch die, die keiner Nummer würdig sind. Sie tragen beige, schmutzige Lumpen auf denen ein Buchstabe gesprüht ist. Sind sind Gefangene aus anderen Gruppen, die Negan noch nicht gebrochen hat. Oder Verräter, Diebe, Ausbrecher. Eden und den anderen ist der Kontakt zu diesen Leuten verboten, nur die Saviors dürfen sich ihnen nähern. Aber Eden ist sich ziemlich sicher, dass der Alltag der Gefangenen vor allem aus Folter besteht.
Eden sitzt mit Dylan und Reena auf ihrem Lager. Die beiden haben die Nummern 56 und 57, sodass Eden mit Nummer 58 direkt neben ihnen Quartier bezogen hat. Dylan und Reena sind Geschwister, das sieht man auf den ersten Blick. Beide haben braune, kurze, struppige Haare, Sommersprossen, große, hervorstehende Schneidezähne und braune Augen. Sie sind beide groß, stämmig und haben breite Schultern, was sie allerdings eher wie flapsige, zu groß geratene Hundwelpen aussehen lässt, denn furchteinflößend. Reena ist ein Jahr jünger als Eden, Dylan drei Jahre. Die beiden sind wirklich herzensgut, auch wenn es mit ihrer Intelligenz nicht weit her ist. Sie sind beide auf einer Schweinefarm ausgewachsen und darin bestand, bis zur Apokalypse jedenfalls, ihr gesamter Lebensinhalt. Eden mag die beiden sehr gerne. Sie machen das Leben hier wesentlich erträglicher.
"Habt ihr gehört, dass Negan Amber zu einer seiner Frauen machen will?", fragt Dylan und kichert dabei wie ein Zwölfjähriger. "Ich dachte, die ist mit Mark zusammen?", fragt Reena zurück und schlingt dabei die dünne Bohnensuppe in ihrer üblichen Manier hinter. Eden hat heute nur einen Punkt gesammelt und ihr Mittagessen besteht daher nur aus einer trockenen Scheibe Brot. Sie kaut nachdenklich darauf herum und versucht das Schmatzen und Schlürfen der beiden anderen zu ignorieren. "Ja. Aber sie wäre doch blöd, wenn sie bei ihm bleibt.", entgegnet Dylan, "Er ist auch nur ne Nummer." "Moment mal.", fragt Eden dazwischen, "Zu einer seiner Frauen? Plural?" Dylan und Reena starren sie an als käme sie vom Mars. "Weißt du das noch nicht?", fragt Reena, "Negan hat sowas wie ein Harem. Er hat schon drei Ehefrauen." "Und wieso um alles in der Welt sollte man als Frau sowas wollen?", fragt Eden zurück. "Viele wollen das.", sagt Reena trocken, "Du bist dann keine Nummer mehr. Du musst keine Punkte mehr sammeln. Stattdessen sitzt du den ganzen Tag rum, siehst hübsch aus und wirst bedient. Die Ehefrauen haben es sogar besser als die Saviors." Eden kann ihren Ekel kaum verbergen. Es mag ja schön sein, nicht mehr arbeiten zu müssen und sicherlich wagt es auch keiner einen rumzuschupsen...aber Negan. Sie will sich gar nicht ausmalen, auf welche perversen Sachen dieses Arschloch steht. Er ist sicherlich nicht der Blümchensextyp. Eher der Stacheldraht - und- Baseballschläger - Typ - was auch immer das heißen mag. "Reena hofft auch schon die ganze Zeit, dass er um ihre Hand anhält", witzelte Dylan, "Aber er nimmt nur die Schönsten." Reena stößt ein verächtliches Schnauben aus. Ihre Ohren werden ganz rot. Das ist wohl ihr wunder Punkt. Sie ist wahrlich nicht die Schönste. "Mich wundert es nur, dass er dich nicht fragt, Eden. Du bist hübscher als Amber.", sagt Dylan plötzlich ernst und wirft ihr einen verstohlenen Blick zu. Eden blinzelt erstaunt. Dann lacht sie. "Oh nein. Darauf kann ich verzichten. Was will ich mit einem Ehemann, wenn der's mir nur alle paar Wochen mal besorgen kann?" Reena und Dylan sehen sie nur verwirrt an, offensichtlich haben sie ihren zynischen Unterton nicht bemerkt. "Ich wollte damit sagen, dass er den ganzen Frauen nicht gerecht werden kann. Im sexuellen Sinne...", erklärt sie seufzend und lässt dabei ihren Zeigefinger in einer eindeutigen Geste sinken. Jetzt brechen die beiden in schallendes Gelächter aus und kriegen sich gar nicht mehr ein. In dem Moment kommt ein Savior an ihrem Lager vorbei. "Warum lacht ihr so dämlich?", fährt er sie an, "Habt ihr nichts zu tun? Ich kann euch ja mal ne Runde mit den Beißern Gassi schicken." Er meint damit den Beißerkäfig vor dem Fabrikgebäude. Die Gefangenen werden öfters da hineingesperrt und sind dann die ganze Zeit damit beschäftigt, sich die Beißer vom Leib zu halten. Manchmal hört man einen schreien, wenn er erwischt wurde. Der Savior mustert Reena verächtlich. "Was bist du eigentlich für ne Missgeburt? Du siehst aus wie nen hässlicher Kerl mit Titten." Er geht weiter und bedenkt sie noch mit einem drohenden Blick. Die drei sehen sich schweigend an und essen dann schnell auf. Dann huschen sie schnell wieder zu ihrer alltäglichen Arbeit. Keiner sagt mehr ein Wort.
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The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)
Fanfic"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper Ihre sind grün und seine sind dunkelbraun, fast schwarz. Sie ist eine Einzelgängerin, eine Diebin. Er ist ein Anführer, ein Diktator. Sie beide sind Überlebende. Ü...