Als sie wieder aufwacht, liegt sie in Negans bequemen Bett. Hat sie schon einmal erwähnt, dass dieses Bett das bequemste auf dieser Welt ist? Jemand hat sie scheinbar gewaschen und ihre Klamotten gewechselt. Vielleicht hat sie dies auch selbst getan, aber sie kann sich daran nicht mehr erinnern. Der Gestank, der in den letzten Wochen ihr stetiger Begleiter war, ist jedenfalls weg, wie sie erleichtert feststellt. Die Fesseln und der pochende Schmerz wurde durch Mullbinden und Pflaster ersetzt.
Wie sie hier hergekommen ist, weiß sie auch nicht mehr so genau. Sie weiß nur, dass sie die ganze Fahrt über in Negans Jacke geschluchzt und darum gebettelt hat, getötet zu werden. Und das Negan kein Wort gesagt und sie im Arm gehalten hat. Seitdem scheint einige Zeit vergangen zu sein. Scheinbar hat sie einen ganzen Tag durchgeschlafen, zumindest rumort ihr Magen, als hätte sie taglang nichts gegessen.Sie ist nicht allein, Negan und Carson sind hier. Sie unterhalten sich leise.
"Sie hatte keine Fehlgeburt.", sagt Carson gerade, er klingt beschwichtigend, "Das Blut stammt wahrscheinlich von den Vergewaltigungen."
Carson, dieser gefühllose Holzklotz, schafft es über die unaussprechlichsten Dinge zu reden, als würde er übers Wetter plaudern. Negan scheint das ebenfalls so zu sehen, denn er zieht scharf die Luft ein.
"Diese...abartigen Hurenböcke.", stößt er angewidert hervor.
Carson nickt ernst. "Sie hat einige Verletzungen, aber es ist nichts wirklich ernstes. Unterernährung, Schnitt- und Schürfwunden, Prellungen, Entzündungen... Es werden ein paar Narben bleiben, aber sie wird wieder gesund- zumindest physisch."
Negan tritt gegen einen Tisch, wodurch etwas scheppernd zu Boden fällt. Jetzt zieht Carson scharf die Luft ein. Er hasst Unordnung und unkontrollierte Gefühlsausbrüche. In seiner Welt hat alles seinen Platz und seine Ordnung. Er wagt es aber nicht, Negan zu ermahnen.
"Ich werde...", beginnt Negan knurrend und scheint dann selbst nicht so genau zu wissen, was er tun wird. Er klingt auf jeden Fall so, als wäre er scheiße wütend.
Carson blickt zu Eden. "Sie ist wach.", sagt er und verlässt wie auf Kommando das Zimmer.Negan schaut Eden eine Weile schweigend an. Er scheint nicht zu wissen, wie er beginnen soll.
"Hey, Arschloch.", sagt Eden. Ihre Kehle fühlt sich trocken an, ihre Stimme ist kratzig. Sie wirft einen begehrlichen Blick auf das Glas Wasser, welches neben ihr auf dem Tisch steht. Negans Mundwinkel zucken. Er reicht ihr das Glas und sie trinkt gierig.
"Hey, Miststück."
Auch ihre Mundwinkel wandern leicht nach oben. Dass das überhaupt möglich ist.
"Da bist du wieder."
"Da bin ich wieder."
Er lässt sich neben ihr auf einen Stuhl sinken und streckt die Beine aus.
"Das, was dir da passiert ist...", beginnt er.
"Ich will nicht darüber sprechen. Ich will nur vergessen.", unterbricht sie ihn. Er füllt ihr Glas nach und nickt dann knapp.
"Das kann ich verstehen. Ich werde sie alle umbringen." Er sagt das, als wäre es das Selbstverständlichste, das Natürlichste der Welt. Eden nickt nur. Sie sitzen eine Weile schweigend da, hängen ihren Gedanken nach.
"Habt ihr sie gekriegt? Dwight, Sherry und Tina?", fragt Eden in die Stille hinein.
"Noch nicht.", entgegnet er, "Aber das werden wir."
"Und dann?"
"Dann werde ich sie bestrafen."
Eden seufzt. "Lass sie doch einfach gehen."
"Nein." Sein Tonfall lässt keine Diskussion, keine Verhandlungen zu. Er ist noch härter geworden, denkt sie. Wie ich."Und was machst du jetzt mit mir?"
Er mustert sie mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck. Wenn er sie hätte töten wollen, hätte er ihr längst den Gnadenstoß versetzt. Er hätte sich nicht die Mühe gemacht, sie hier her zu bringen und wertvolle Medikamente an sie zu verschwenden.
"Ich weiß auch noch nicht so recht...", gibt er zu, "Du...", er überlegt einen Moment, "Ich dachte wirklich, dass sich da zwischen uns etwas entwickelt hat. Ein stilles Einverständnis. Eine gemeinsame Basis...was auch immer.", er zuckt die Schultern, "Ich dachte auf jeden Fall, dass du irgendwie auf meiner Seite bist. Aber dann hast du es geschafft, mich ganz schön ins Zweifeln zu bringen.", er mustert sie kurz, "In der Regel sehe ich die Menschen an und weiß, wie ich sie nehmen muss. Wie ich sie kriegen oder brechen kann. Was ihre Schwächen sind. Dich kann ich immer noch nicht richtig fassen. Einen Moment lang denkt man, dass du auf derselben Wellenlänge schwimmst und im nächsten Moment trittst du einem in die Eier. Das ist nicht cool. Wirklich nicht cool. Und verdammt anstrengend. Und eigentlich hab ich weder Zeit noch Nerven für diese Scheiße."
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The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)
Fanfiction"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper Ihre sind grün und seine sind dunkelbraun, fast schwarz. Sie ist eine Einzelgängerin, eine Diebin. Er ist ein Anführer, ein Diktator. Sie beide sind Überlebende. Ü...