Negan wartet in einem schwarzen Jeep auf sie. Als sie ankommt, bespricht er dich gerade noch mit Simon. Simons Blick fällt auf Eden, als sie unsicher an den Jeep tritt.
"Viel Spaß.", sagt er und nickt ihr zu.
"Hüpf rein!", ruft Negan fröhlich und klopft auf den Beifahrersitz, auf dem sein Baseballschläger steht. Mit spitzen Fingern befördert sie ihn auf den Rücksitz.
"Hm...ich dachte ihr beide hättet euch mittlerweile angefreundet.", sagt er und ignoriert ihren Gesichtsausdruck, " Hast du alles? Zahnbürste, Pyjama, Schlüppi?" Eden verdreht die Augen und lässt sich auf den Sitz fallen.
"Was wird das hier?", fragt sie.
"Eden. Kannst du ein Mal nicht glotzen, als hätte dir jemand auf's Frühstück geschissen?", meint er belustigt.
"Ich will nur wissen, was du vorhast."
"Sagte ich doch: Wir machen einen Ausflug. Flitterwochen. Urlaub. Was du willst."
"Aha. Und wohin fahren wir?"
"Lass dich doch einfach überraschen!", meint er und startet den Motor.Eden sitzt mit verschränkten Armen auf dem Beifahrersitz und schaut mürrisch aus dem Fenster. Die Sonne scheint heute tatsächlich mal. Sie fahren an verwilderten Feldern, ausgestorbenen Wohnsiedlungen, schattigen Wäldern und schlurfenden Untoten vorbei. Negan hat irgendeine CD mit Countrymusik eingelegt und singt und pfeift fröhlich mit. Es wirkt alles mal wieder so grotesk. Ein Wochenendausflug inmitten der Apokalypse! Negan, der "Ring of Fire" trällert und dabei einen Beißer überfahrt, sodass ekliger Glibber an die Windschutzscheibe spritzt. Alles, einfach alles, an dieser Szenerie wirkt falsch.
"Gleich sind wir da.", meint er nach einer Weile und biegt in einen Waldweg. Eden grunzt nur. Sie kann sich immer noch keinen Reim aus der ganzen Sache machen."Da wären wir.", sagt er schließlich feierlich. Es ist wirklich wunderschön hier. Der Wald ist licht, große, alte Bäume recken sich dem Himmel entgegen. Ein Blockaus, wahrscheinlich ein ehemaliges Ferienhäuschen, steht auf einer kleinen Anhöhe. Dahinter erstreckt sich ein See, in dem das Sonnenlicht glitzert.
"Wie findest du's?", fragt er und sieht sie erwartungsvoll an, "Schön, nicht wahr?" Eden ist geradezu überwältigt von der Schönheit dieses Ortes. Sie kann nur nicken.
Negan springt aus dem Jeep und tötet mit Lucille einen Beißer, der in einem Loch steckengeblieben ist. Dann lädt er zwei Kisten aus. Dosenessen und Bier. "Komm.", sagt er und schleppt die Kisten zu der Blockhütte.Die Blockhütte hat eine Veranda und besteht aus einem großen Raum, in dem eine kleine Küche, ein Kamin, ein Sofa und ein Bett stehen. Über eine Leiter kann man auf den Dachboden klettern. Alles ist liebevoll und gemütlich eingerichtet, auch wenn man den Sachen ansieht, dass lange keiner mehr da war. An einer Wand hängt Angelzubehör, an der anderen eine Westerngitarre. Eden wüsste zu gerne, wer hier gelebt hat. Da entdeckt sie ein gerahmtes Foto, welches auf dem Kamin steht. Eine dicke Staubschicht hat sich auf dem Glas gesammelt. Eden wischt sie ab und ein Paar in den späten 30ern lächelt ihr entgegen. Sie hat kastanienbraune, lange Haare, blasse Haut, Sommersprossen, fröhliche haselnussbraune Augen. Ihre Zähne sind etwas schief und ihre Nase ist ein wenig zu spitz, aber sie ist wirklich schön. Sie trägt ein Blümchenkleid. Er legt den Arm um sie und lächelt breit in die Kamera. Er sieht gut aus. Verdammt gut. Glattrasiert, lebendige, dunkle Augen, rabenschwarze Haare. Sie erkennt ihn erst einen Augenblick später. Der Mann auf dem Foto ist Negan.
Sie dreht sich zu ihm um, das Bild noch immer in der Hand. "Das hier ist dein Haus." Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage.
Er nickt. "Lucille und ich haben es uns nach der Hochzeit gekauft. Als Ferienwohnung." Er verstaut das Bier in einem der Schränke. Edens Blick wandert zurück zu dem Bild in ihrer Hand. Lucille. Es kommt ihr jetzt vor, als würde die Frau auf dem Bild ernster schauen, so, als wolle sie nicht, dass Eden hier ist. Es fühlt sich falsch an. Hier zu sein. In Negans Ferienhaus. Mit ihm. Jetzt.
Sie seufzt und stellt das Bild zurück auf den Kamin."Was wollen wir hier? Ich kann ja verstehen, dass du hier gerne herkommst, aber...was soll ich hier?", fragt sie schließlich.
"Ich wollte die ganze Zeit mal herfahren. Ich war hier nicht mehr seit...die ganze Scheiße los ging. Und ich dachte, es würde dir gefallen." Er zuckt mit den Schultern. Er hat alles eingeräumt und lehnt an der Spüle.
"Es ist auch schön. Aber ich versteh dich nicht. Ich dachte, du willst mir aus dem Weg gehen? War das nicht der letzte Stand?"
Er nickt langsam. "Ja. Aber ich wollte nicht, sondern ich musste. Das ist ein Unterschied.", er sieht sie eindringlich an, "Und das war, bevor du schwanger warst. Und bevor du mich gehasst hast."
Eden lacht bitter. "Negan...ich hab dich noch nie sonderlich gemocht."
"Doch, hat du. Deshalb hast du mich geheiratet."
"Nein. Das hab ich gemacht, um meinen Arsch zu retten."
"Lügnerin!", er lacht höhnisch.
"Nur weil du es nicht hören willst, ist es noch lange keine Lüge.", gibt Eden zurück.
"Hier!", er wirft ihr seine Waffe zu, sie fängt sie im letzten Moment, "Dann tu es. Zeig mir, dass ich mich irre!"
Eden sieht verdutzt auf die Waffe in ihrer Hand. Dann entsichert sie und zielt auf Negans Kopf.
"Na mach, Eden. Du hasst mich. Du kannst mich nicht ertragen. Jetzt hast du die Chance, dich von mir zu befreien. Keiner weiß, wo wir sind. Tu es. TU ES!"
Sie sieht wie der Schuss sich löst. Wie Negans Kopf nach hinten fliegt und sich eine rote Blume auf seiner Stirn ausbreitet. Sie sieht, wie Blut und Hirn an die Scheibe hinter ihm spritzen. Wie er zusammensackt und seine Augen flattern und dann erlöschen...
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The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)
Fanfiction"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper Ihre sind grün und seine sind dunkelbraun, fast schwarz. Sie ist eine Einzelgängerin, eine Diebin. Er ist ein Anführer, ein Diktator. Sie beide sind Überlebende. Ü...