Eden gibt nicht kampflos auf. Nachdem ihr Revolver leergeschossen ist, tritt und schlägt sie auf die Wölfe ein. Zweien bricht sie die Nase. Ein paar kassieren schmerzhafte Schläge in die Weichteile, in den Magen oder in die Rippen. Zwei Patronen scheinen ihr Ziel erreicht zu haben, auch wenn keiner der Wölfe lebensgefährlich verletzt wurde. Es nützt alles nichts. Irgendwann hat sie jemand im Würgegriff und zerrt ihren rechten Arm nach hinten. Sie zappelt hilflos, versucht demjenigen, der sie fest hält, auf die Zehen zu treten.
"Es reicht jetzt!", brüllt derjenige und zieht an ihrem Arm. Schmerz zuckt durch ihre Schulter und treibt ihr Tränen in die Augen. Der Oberwichser tritt vor sie und packt sie am Kinn, sodass sie ihm in die Augen sehen muss.
"Siehst du...", zischt er leise und ein bösartiges Lächeln liegt auf seinen Zügen, "Du hättest die Waffe auch einfach auf dich selbst richten können. Aber du hast sie auf uns gerichtet. Du willst leben, mein süßes Wölfchen." Sie spuckt ihm ins Gesicht.Sie fesseln und entwaffnen Eden. Währenddessen macht sich einer an den beiden Leichnamen zu schaffen. Er nimmt ihnen alle brauchbaren Habseligkeiten ab und ritzt ihnen mit dem Messer etwas in die Stirn. Der blauäugige Oberwichser betrachtet ihren Revolver. Sein Blick fällt auf den Baseballschläger mit Stacheldraht, der in den Griff des Revolvers geritzt wurde. "Bist du eine von denen?", fragt er. Sein Tonfall verrät, dass ihm die Saviors nicht unbekannt sind. Er fürchtet sie nicht wirklich- aber er hat Respekt. Wahrscheinlich hat Negan schon einmal seinen Standpunkt vor ihnen klar gemacht. Eden presst die Lippen aufeinander und starrt an dem Typen vorbei. Selbst wenn sie ihnen sagt, dass sie eine Savior ist. Selbst wenn sie preisgibt, dass sie Negans Frau ist...oder war. Es wird keiner kommen. Es wird ihr keiner helfen. Es wird sie nicht retten.
Das Verhör wird je unterbrochen, als ein Zucken durch Jacobs leblosen Körper geht. Es ist wie ein Schaudern. Erst zucken seine Fingerspitzen, dann der ganze Oberkörper. Ein Geräusch ertönt, als würde er einen tiefen Atemzug nehmen. Dann richtet er sich langsam auf und aus seiner Kehle dringen kratzige Geräusche. In seinem Hals klafft ein großes, blutiges Loch, was ihn grotesk aussehen lässt. Sein Mund ist verzehrt und ebenfalls voller Blut. Er streckt seinen verbliebenen Arm unbeholfen nach einem der Wölfe aus. Auf seiner Stirn prangt jetzt ein blutiges "W". Eden wendet sich von ihm ab. Sie möchte Jacob nicht so- mit aufgeschnittener Kehle, einem Armstumpf und diesem W auf der Stirn- in Erinnerung behalten. Als diese Horrorversion seiner selbst. Sondern als den fröhlichen, beharrlichen Lumberjack, der mit seiner Axt drei Matschköpfe auf einmal spalten konnte.
Das Lager der Wölfe ist irgendwo mitten im Wald und besteht aus einem niedrigen Holzzaun, der schlampig zusammen gezimmert wurde. Er hält die Beißer ab. Ansonsten gibt es zwei kleinere Verschläge, der eine ist zum Schlafen der andere ein Lager. Es sieht alles heruntergekommen und dreckig aus, genauso wie die Männer, die hier hausen. Die meisten haben lange, zottelige Haare, verfilzte Bärte und schlechte Zähne. Man braucht nicht zu erwähnen, dass Hygiene für sie nicht an oberster Stelle steht.
Im Lager warten noch weitere Männer, es sind vielleicht noch mal zehn, vielleicht auch noch mehr. Eden wird in den Lagerschuppen geschleppt und in eine Ecke gestoßen. Ihre Hände werden hinter einem Pfahl zusammengebunden, ihre Füße bleiben ebenfalls gefesselt. Wie ein Hund an der Kette."Verdammt, Quinn!", blafft einer den Oberwichser an, "Zwei Leute! Und dann schleppst du noch die da...", er deutet auf Eden, "...hier her! Wir lassen keinen am Leben!"
Quinn lächelt in Edens Richtung. Sein Gesichtsausdruck ist undefinierbar. Er verheißt auf jeden Fall nichts Gutes.
"Die da", sagt er, "Ist eine von uns. Sie ist eine Wölfin. Es wäre falsch gewesen, sie zu töten." Er zwinkert ihr zu. Denkt sein verwirrter Geist, dass er ihr gerade einen Gefallen tut?
"Du spinnst doch!", knurrt der andere, "Ich bin dein Anführer! Du kannst nicht einfach zwei unseres Rudels opfern und hinnehmen, dass mehrere verletzt werden, um dir ein Spielzeug zu besorgen!" Er wirft ihr einen scheelen Blick zu und schüttelt den Kopf. "Aphid wird von nun an das Kommando übernehmen. Durch diese Aktion bist du in der Hierarchie erheblich gesunken!", er stößt Quinn unsanft beiseite und verlässt den Schuppen.
Quinn scheint das nicht sonderlich zu stören. Sein Blick liegt die ganze Zeit auf Eden. Er schlendert auf sie zu und kniet sich vor sie. Die ganze Zeit grinst er sie nur schief an. Dieses verrückte Arschloch! Oh verdammt, hätte sie sich nur selbst erschossen, als sie noch konnte.
"In deinen Augen lodert Feuer. Grünes Feuer. Tödliches Feuer. Das gefällt mir.", sagt er leise und fährt ihr durch die Haare.
"Fass mich nicht an!", zischt sie und weicht seiner Hand aus. Er kichert leise.
"Je mehr du dich wehrst, umso mehr will ich dich anfassen." Kichernd piekst er nach ihr, während sie seiner Hand ausweicht. Sie fühlt sich hilflos und ohnmächtig. Und sie ist wütend, so verdammt wütend. Sie malt sich aus, wie sie diesem Schausal in die Augen schießt. In diese verrückten, blauen Augen.
"Quinn!", brüllt eine Stimme von draußen. Quinn wirft ihr einen bedauernden Blick zu.
"Keine Sorge, ich bin bald zurück.", er formt mit seinen Lippen einen Kuss und steht auf.
"Schmor in der Hölle!", brüllt Eden ihm hinterher, aber er lacht nur.
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The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)
Fanfiction"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral." Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper Ihre sind grün und seine sind dunkelbraun, fast schwarz. Sie ist eine Einzelgängerin, eine Diebin. Er ist ein Anführer, ein Diktator. Sie beide sind Überlebende. Ü...