Kapitel 12: Einsamkeit

762 39 12
                                    

Eden liegt hellwach in ihrem Bett, obwohl es noch nicht hell ist. Ihr ist kotzübel. Kein Wunder- sie hat die ganze Nacht von Explosionen, zermatschten Köpfen und spritzender Hirnmasse geträumt. Und dann hat sie Negan vor sich gesehen, wie er böse lachend vor ihr steht und ihr die Waffe an den Kopf hält. Oder ihr den Baseballschläger in die Fresse haut. Allein der Gedanke an diese Träume, sorgt dafür, dass ihr Magen sich zusammenkrampft. Seit zwei Wochen hat sie nun diese Träume. Jede, beschissene Nacht. Sie weiß gar nicht mehr, wie es ist, einen traumlosen, friedlichen Schlaf zu haben. Wie es ist durchzuschlafen und morgens erholt aus dem Bett zu steigen. Und dann diese verdammte Übelkeit. Nicht selten muss sie sich in der Nacht oder morgens übergeben. Ihre Nerven sind runter, ihre Laune ist dementsprechend. 
Wäre sie nur weggelaufen! Hätte sie ihre Chance nur nicht verstreichen lassen. Noch eine wird es sobald nicht  geben. Das hatte Negan ihr  klar gemacht.
Apropos...sie weiß jetzt, nach zwei Wochen, immer noch nicht recht was das, was er ihr gesagt hatte, zu bedeuten hat. Sie weiß, dass sich seitdem etwas verändert hat. Es ist nicht wie das Schweigen, welches nach Hilltop herrschte. Es ist kein demonstratives Meiden und aus dem Weg gehen. Aber es ist anders. Er kommt nicht mehr einfach in ihr Zimmer, um mit ihr zu reden. Er ist freundlich, aber abweisend, wenn sie aufeinander treffen. Und sie haben keinen Sex mehr. Lustigerweise macht ihr letzteres am meisten Sorge. Denn wenn Negan nicht mit ihr vögeln will, wozu braucht er sie dann noch?

 Eden fühlt sich mal wieder einsam. Reena und Dylan sind jetzt, wo sie Saviors sind, viel unterwegs. Mit Negans anderen Ehefrauen kann Eden nach wie vor nicht besonders viel anfangen. Sie sind nicht bösartig oder so. Aber Eden weiß einfach nicht, was sie mit diesen Frauen besprechen soll. Sie sind eben nicht auf einer Wellenlänge. Außerdem scheinen die anderen nicht besonders viel von ihr zu halten. Aber wenn Negan selbst zugibt, dass er sich seine Frauen nur zum Vögeln hält...was erwartet man dann?

Eden steigt aus dem Bett und unterdrückt die Übelkeit. Als sie sich im Spiegel betrachtet, erschrickt sie beinahe. Sie sieht furchtbar aus. Unter ihren Augen sind dunkle Ringe, die Wangen sind eingesunken, ihre Haut ist blass. Selbst das Grün ihrer Augen wirkt matter, genauso ihre Haare. Sie fühlt sich müde und schlapp. Das sieht man ihr auch an. Sie zieht sich an und versucht sich ein wenig frisch zu machen. Dann schlurft sie zu Dr. Carson. Der ist wie jeden Morgen dabei, die Medikamentenbestände zu überprüfen und zu dokumentieren. Dies ist eine Aufgabe, die er zweimal täglich, morgens und abends, erledigt. Und die er niemals Eden überlassen würde, dafür misstraut er ihr nach wie vor zu sehr. "Morgen, Doktor.", murmelt Eden und beginnt das Putzzeug zu holen. Carson legt großen Wert darauf, dass das Behandlungszimmer stets im tadellosen Zustand ist. Carson nickt ihr kurz zu und will sich dann schon seinen Büchern zuwenden, als er innehält. "Du siehst krank aus.", stellt er fest.
"Mir geht's gut.", winkt Eden ab, "Ich schlaf' nur seit Oceanside sehr schlecht."
Er ignoriert ihre Erklärung und kommt auf sie zu. Er betastet ihren Hals und leuchtet ihr dann mit einer kleinen Lampe unvermittelt in die Augen.
"Man, Carson, ...", flucht Eden.
Er unterbricht sie rüde: "Du bist dehydriert, Eden. Hast du dich in letzter Zeit öfters übergeben?"
Eden rollt mit den Augen. "Wenn Sie die ganze Nacht von spritzenden Hirnen träumen würden, würden Sie das einfach so wegstecken?", giftet sie und reißt sich von ihm los. Er nickt. "Du solltest heute im Bett bleiben.", beschließt er dann, "Und viel trinken. Wenn du so weitermachst, fällst du mir noch um. Du nützt mir so nicht viel."
"Ich will aber nicht schlafen. Das hier ist die einzige, verdammte Ablenkung!", schreit Eden. Sie ist plötzlich den Tränen nahe. Oha...was ist denn mit ihr los? Vielleicht sollte sie doch ins Bett. Dr. Carson mustert sie sorgfältig, wie er täglich seine Patienten mustert. Man hat das Gefühl, dass er einen komplett durchröntgt. "Hm.", sagt er dann, "Vielleicht solltest du mal einen Schwangerschaftstest machen." Es ist eine nüchterne Feststellung. Eden reißt entgeistert die Augen auf. "Wie bitte?", entfährt es ihr, "Das ist unmöglich."
Ist es! Ist es absolut. Bevor sie Negan geheiratet hat, hatte sie ewig keinen Sex mehr. Und mit Negan hat sie immer ein Kondom be...Oh! Die Abstellkammer. Da nicht. Scheiße! "Eden. Ich nehme an, dass ihr sexuell aktiv seid. Und dass ihr nicht immer verhütet habt. Dann ist dies sehr wohl möglich. Es ist sogar sehr wahrscheinlich.", meint Carson mit seiner Oberlehrerstimme und holt eine kleine Schachtel aus dem Medikamentenlager, "Mach den hier, dann weißt du's. Und jetzt geh in dein Zimmer und leg dich hin. Ich komme, wenn es ruhig ist, mal vorbei." Er drückt ihr die Schachtel in die Hand und schiebt sie sanft Richtung Tür. Eden greift nach der Klinke. In dem Moment wird die Tür von außen aufgestoßen. "Helfen Sie ihr! Bitte, bitte!", schreit eine Frau. Es ist Sherry. Sie und noch eine andere Frau der Nummern schleppen einen leblosen Körper. Tina.

The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt