Als mich Theresa wie immer mit ihrem teuren Wagen von der Schule abholt, kreisen meine Gedanken schon wieder zu diesem Typ. Sobald mir das bewusst wird, schließe ich meine Augen schnell, in der Hoffnung, die Gute-Laune-Musik würde mich ablenken.
"Lara, kannst du diese Dinger kurz rausmachen?", höre ich meine Tante gedämpft. Ganz klar spielt sie auf meine Kopfhörer an, die sie eigentlich immer "Stöpsel" nennt. Schweren Herzens ziehe ich sie heraus und drehe mich zu ihr.
"Es geht um das Wochenende. Ich bin da leider auf Geschäftsreise. Das tut mir schrecklich leid, aber ich habe Max gefragt, ob er so nett wäre und auf dich aufpassen würde. Er hat sofort eingewilligt", erzählt sie begeistert, ohne ihre Augen ein einziges Mal von dem Straßenverkehr abzuwenden.
"Max?", hauche ich verblüfft, da ich diesen Namen schon lange nicht mehr gehört habe und meine Erinnerung an ihn nur sehr schwach vorhanden ist.
Im Grunde genommen weiß ich nur, dass er ein entfernter Cousin von mir aus San Francisco ist."Ja. Erinnerst du dich nicht mehr?"
Ich fixiere das beige Leder unter mir und strenge mich konzentriert an.
Das Einzige, was ich zustande bringe ist, dass ich ihn das letzte Mal mit 6 gesehen habe, er schwarze Haare hatte und er älter ist als ich. Ich kann mich schwach daran erinnern, dass er an einem Weihnachtsfest bei uns war und er mir frech meine Barbies geklaut hat. Nach einer Mahnung seiner Eltern habe ich sie zwar wiederbekommen, aber seitdem erschien er mir sehr unsympathisch."Wie alt ist er denn?", frage ich neugierig.
"Er müsste jetzt so um die 22 sein." Ein 22-Jähriger soll übers Wochenende ganz alleine bei mir im Haus herumgeistern?! Schön stelle ich mir diesen Gedanken nicht vor.
"Muss denn jemand auf mich aufpassen?", quengele ich genervt und schiebe schnell noch ein, "Ich bin bald 18", ein.
"Ja, Lara. Ich habe es nicht gerne, wenn du alleine bist und Max ist ein guter Junge. Ich vertraue ihm", erläutert sie gelassen und hält vor einer rot schimmernden Licht, das ich aus dem Augenwinkel als Ampel identifiziere.
"Und was ist, wenn ich das Haus nicht verlasse?", versuche ich mehr oder weniger diplomatisch Max von seinem Babysitting-Job abzuhalten. Ich brauche doch mit 17 keinen Babysitter! Und das auch noch für ein mickriges Wochenende!
"Lara. Ich kann nichts daran ändern. Er ist morgen da. Ihr versteht euch auch bestimmt gut", beendet sie das Gespräch barsch und widmet sich wieder, nach dem grünen Aufblinken der Ampel, dem Autofahren.
Toll!
Wieder stecke ich mir die Kopfhörer ins Ohr und lausche meiner laut trällernden Musik, die ich jetzt mehr als alles Andere brauche.
Zuhause angekommen schmeiße ich meinen Rucksack nur rasch in mein Zimmer. Ich bin so verwirrt von den vielen Eindrücken in letzter Zeit, weswegen ich mich entschließe so schnell wie möglich Zuflucht am ruhigen Strand zu finden. Aus diesem Grund rufe ich nur ein lautstarkes "Bin unten. Bye!", in Theresas Arbeitszimmer und verschwinde schnell.
"Tschüss, Herzchen."
An meiner Stelle angekommen, mache ich es mir im warmen Sand bequem. Das Erste, was mir auffällt, ist dass heute ein besonders starker Wind herrscht und die Wellen eine ordentliche Höhe annehmen. Über mir krähen zwei Möwen um die Wette. Als ich mich seitlich umsehe, lächele ich schon zufrieden, da ich wieder der einzige Besucher des Strandes bin. Doch dann wage ich eine Bewegung im Augenwinkel zu erkennen. Schleunigst drehe ich mich erneut um und sofort stockt mir der Atem.
Es ist tatsächlich ER! Die Art wie er dasteht, die Art, wie er sich durch die Haare fährt und die Art wie seine Augen funkeln, haben sich in mein Gehirn eingebrannt. Ich bin selbst erstaunt darüber. Er scheint mich nicht entdeckt zu haben, weswegen ich versuche ihn weiter zu mustern. Gleichzeitig hämmert mein Herz heftig gegen meinen Brustkorb. Wieder trägt er dieselben kaputten Sneaker, diesmal kombiniert mit einer schwarzen Jeans und einem weißen Hemd. Sein Gesicht ist immer noch perfekt. Seine Augen immer noch strahlend und seine Haare auch immer noch verwuschelt.
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Baby don't hurt me
Teen FictionWie kann man zu seinem langweiligen Leben zurückkehren, wenn alles plötzlich aus den Fugen gerät? Wie sagt man jemanden, den man liebt, dass man es nicht mehr aushält in seiner Nähe zu sein? Und: Bitte, wie kann man jemanden vergessen, der alles für...