14. Der verspätete Heiratsantrag

73 4 0
                                    

"Wenn dir kalt ist, kannst du meine Jacke anziehen. Sie liegt, glaube ich, auf dem Rücksitz", murmelt Logan leise, woraufhin ich schließe, dass er meine Gänsehaut bemerkt hat. Erleichtert über sein Angebot greife ich mir die besagte Jacke und werde gleich in eine angenehme Wärme eingehüllt. Der schwarze Stoff schmiegt sich an meine unterkühlte Haut, sodass ich diesen noch näher an mich presse. Automatisch steigt ein männlich-süßer Geruch in meine Nase. Gott, ich fürchte, ich bin süchtig!

"Die Heizung hat gestern den Geist aufgegeben. Sorry." Ich lächele leicht in mich hinein und erwiderte ein schlichtes: "Nicht schlimm."

Dann fahren wir noch ca. 10 Minuten, bis ich auf die Villa meiner Tante zeige, an der er mich aussteigen lassen kann. Augenblicklich kommt die Nervosität in mir auf, denn ich habe das Gefühl, ich muss irgendwas zu den heutigen Geschehnissen sagen. "Hör zu Logan...", langsam blicke ich in seine liebevollen Augen, "Es tut mir leid, dass ich heute schon wieder weggerannt bin. Die Wahrheit ist, dass ich keine guten Erfahrungen mit Zigaretten gemacht habe und ich schätze...als ich dich so rauchend sah...da ist eine Sicherung bei mir durchgebrannt." Logan macht zwar noch immer einen verwirrten Eindruck, aber er bemüht sich verständnisvoll zu nicken. "Es tut mir leid, dass ich so reagiert habe", gestehe ich ehrlich.

Unerwartet nimmt Logan meine Hand in seine und drückt diese ermutigend. "Schon in Ordnung. Ich schätze, ich muss mich einfach daran gewöhnen, dass du gerne wegläufst", gibt er locker von sich und lächelt mir versöhnlich zu.

"Danke." Tief atme ich aus. "Und danke fürs Trösten und fürs Fahren...und auch für die Jacke." Den tragischen Abschied von seiner Jacke, versuche ich nicht zu offensichtlich wirken zu lassen und streife diese schließlich von meinen Armen ab.

"Gerne. Du kannst die Jacke auch behalten. Wir sehen uns ja morgen."

Morgen: Das Date! Mein erstes Date...

Kritisch beiße ich mir auf meine Unterlippe, welche noch immer den leicht gefärbten Lippenstift trägt. Theresa wird das niemals erlauben. Sie würde den Gedanken, dass ich ganz alleine da draußen mit einem Jungen ein Date habe, nicht verkraften. Den ganzen Abend würde sie sich nur Sorgen machen. Andererseits möchte ich diese einmalige Gelegenheit auf ein Date mit Logan nicht verpassen! Ich würde mich dafür hassen, dass ich meine womöglich einzige Chance auf ein klein wenig Liebe ablehnte.

"Ja. Wenn ich meine Tante von dir überzeugen kann, sehen wir uns morgen. Also wünsche mir Glück!", lächele ich unsicher und ziehe mir wieder seine Jacke über die Gänsehaut. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie seine Mundwinkel nach oben schwingen und er verzieht seine Lippen zu einem lachendem: "Ich wusste gar nicht, dass wir schon heiraten. Aber wenn das so ist: Soll ich dir noch einen Ring kaufen, oder nicht?"

Auch ich lache herzlich auf. "Ich glaube, wenn meine Tante dich als nicht vertrauenswürdig einstuft, ist gar keine Zeit mehr, mir einen nachträglichen Heiratsantrag zu machen."

"Wenn das so ist", höre ich ihn, ehe er schon ruckartig aus dem Auto steigt und mich leicht verdutzt zurücklässt. Mein Kopf schellt zu dem Türgriff, welchen ich flink zu mir ziehe, was zur Folge hat, dass diese sich öffnet.

Logan scheint bei, was auch immer er auch vorhat, sehr überzeugt zu sein und ruft mir ein: "Na komm schon!" zu. Unsicher folge ich ihm und flüstere: "Was hast du vor?"

"Na, deine Tante von mir überzeugen. Ohne ihren Segen können wir später nicht heiraten!" Natürlich kann ich an seinem belustigten Grinsen sehen, dass diese Sätze nur so von Sarkasmus getränkt sind, aber dennoch, kann ich es einfach nicht sein lassen, mich innerlich, wie ein kleines Mädchen zu freuen. Ich steige also in sein ansteckendes Lachen ein und merke erst, was er vorhat, als die große gläserne Tür von keiner geringeren als meiner Tante geöffnet wird.

Ein entsetztes "Lara!" entflieht ihr. Den Schock kann man ihr, spätestens nachdem sie bei Logans Anblick den Atem anhält, ansehen. Innerlich verfluche ich mich, dass ich ihr erstes Aufeinandertreffen so gestaltet habe. Logan steht lässig wie immer neben mir und nachdem er seine rechte Hand aus der schwarzen Jeans befreit hat, hält er sie freundlich Theresa vor die Nase. "Guten Tag, ich bin Logan Coleman. Es freut mich, Sie kennenlernen zu dürfen."

Meine Tante rührt sich keinen Zentimeter. Ich kann ihre Abneigung förmlich spüren. "Ja, eh. Theresa, das ist Logan. Er war so nett und hat mich nach Hause gefahren, weil Mason ähm...er war sehr beschäftigt." Beschäftigt damit, mich zu beleidigen...

Zögerlich greift meine Tante die warme Hand Logans und schüttelt diese sachte, fast darauf bedacht, sie endlich wieder zu entziehen und die Tür zuschlagen zu können.
Noch einmal schellt ihr verwirrter Blick zwischen uns beiden her, bis sie schließlich seufzend sagt: "Vielen Dank, Logan. Ich wünsche noch eine gute Nacht."
Meine immer noch leicht verwirrte Tante macht komische Augenbewegungen, die mir zeigen sollten, dass ich doch bitte hereinkommen soll.

"Halt, Mrs...", Logan kommt ins Stocken. "Brown", ergänzt meine Tante ernst. "Brown! Es gibt da noch etwas, worum ich sie gerne bitten würde."

Baby don't hurt meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt