Selbst nach zwei Wochen, die mittlerweile vergangen sind, verletzen mich Masons harte Worte noch immer. So sehr, dass ich weder Interesse daran habe, mir seine Entschuldigungen anzuhören, noch um seine unzähligen Anrufe, die von Tag zu Tag mehr werden, anzunehmen. Er hat eine Grenze überschritten, die ich nicht einfach so verzeihen kann!
Logan habe ich von diesem Schmerz nicht erzählt - auch, wenn wir uns seit 2 Wochen täglich sehen. Es ist einfach so, dass wir bis jetzt noch nie über komplizierte oder traurige Themen gesprochen haben. Wenn ich ehrlich bin, will ich das auch nicht. Ich will nicht, dass diese leichte und sorgenfreie Stimmung verpufft. Ich will nicht aus dem schönsten Traum meines Lebens aufwachen. Denn mit Logan fühle ich mich endlich frei von Schmerz. Ich kann nicht zulassen, dass das vergeht! Selbst, wenn das bedeutet, dass ich ihm niemals die Wahrheit über mich erzählen kann...
"Also, ich gehe an den Strand", informiere ich meine Tante, der ich noch immer nicht von meinem (in welcher Weiße auch immer) geänderten Beziehungsstatus zu Logan erzählt habe. Ich rede mir ein, das habe ich noch nicht getan, weil ich ja selbst nicht weiß, ob wir nun zusammen sind, aber es liegt vermutlich auch daran, dass ich zu feige bin.
Ein paar Schritte später entdecke ich schon eine gut gebaute Silhouette, die ich ohne Zweifel Logan zu ordnen kann. Er sitzt auf einer dünnen Decke, mit einem höchst konzentrierten Blick auf sein Smartphone. Langsam stapfe ich im weichen Sand zu ihm und lasse mich ganz still und heimlich neben ihm nieder. Sein Blick späht von seinem interessanten Handy hoch und bleibt an mir hängen. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem typischen Logan-Grinsen und sein Handy verlässt unverzüglich den Platz in seiner Hand.
"Hey, du", flöte ich fröhlich und lasse meine kleine Tasche auf meinem Schoß nieder.
"Hi, du", haucht er leise, bis sich seine Stimme hebt, "Ich habe dich vermisst." Und auf einmal werde ich in eine wunderschöne Umarmung gezogen. Sie verschwindet genauso schnell, wie sie kam, aber dennoch erwärmt sie mein Herz und hinterlässt seinen unglaublichen Geruch in meiner Nase. Ich schmunzele leicht verlegen. "Ich dich auch."
Eine kleine Stille keimt sich auf, woraufhin ich krampfhaft mein Gehirn nach einem guten Gesprächsthema durchsuche. Soeben liegen mir unzählige Fragen auf der Zunge, die ich vermutlich noch nie jemanden gestellt habe. Es ist einfach so, dass ich alles verschlingen möchte, was auch nur ansatzweise etwas mit Logan zu tun hat. Denn ich fürchte, ich kann nicht genug von ihm bekommen! Ich möchte mit ihm reden, bis wir alt und grau sind. Ich möchte seinen Namen schreien, flüstern und rufen. In allen Sprachen möchte ich diese fünf Buchstaben wiedergegebenen, damit jeder diesen perfekten Namen hören kann. Ich möchte, dass er auch meinen Namen ausspricht. So melancholisch und anerkennend, wie immer, als wäre ich das kostbarste der Welt. Und dann möchte ich den rauen Klang seiner Stimme aufnehmen und so oft in einer Schleife abspielen, bis ich taub werde. Oh Gott, ich bin so verknallt. Es ist fast schon lächerlich!
"Übrigens, meine Mutter will dich kennenlernen. Schon gleich am Wochenende", reißt er mich aus meinen unsinnigen Gedanken.
"Was? Sie möchten mich kennenlernen? S...so...schnell? ", denke ich laut und verfluche mich gleich dafür. Augenblicklich kommt bei mir die Nervosität auf. Das ist zum ersten Mal, dass sich ein nicht ganz so sorgenfreies Thema zwischen uns aufkeimt. Aber: heißt das, wir sind nun ein Paar? Ich meine, Eltern wollen ja wohl kaum eine stinknormale Freundin kennenlernen, oder?
"Ich verstehe, wenn das für dich etwas zu schnell geht, aber ich konnte es meine Mutter einfach nicht ausreden." Als würde ihm meine Unsicherheit nicht auffallen, lehnt er sich genüsslich nach hinten und stützt sich mit verschränkten Armen den Kopf.
"Hast du denn am Samstag Zeit?"Zwar bereitet mir ein Kennenlernen seiner Eltern einen dicken Kloß im Hals, aber andererseits besteht bei mir noch immer das Bedürfnis Logan besser kennenzulernen. Also erwidere ich verwirrt: "J..ja."
"Cool. Meine Mom freut sich schon!", sagt er zufrieden, während ich mir bereits die schlimmsten Szenarien im Kopf ausmale. Es könnten so viele peinliche Dinge passieren! Ich könnte in so viele Fettnäpfchen treten! An diesem einem Treffen könnte ich alles ruinieren und das möchte ich eigentlich nicht zulassen. Verdammt, warum habe ich zugesagt?
Resigniert beiße ich mir auch die Unterlippe, die, nach meiner häufig vorkommenden Angewohnheit, schon ganz rissig sein muss. Mit einem Mal setzt sich Logan wieder auf, streicht über sein sandiges T-Shirt und kommt ein Stück näher zu mir. Er mustert mich konzentriert und unter seinem intensiv prüfenden Blick schlägt mein nicht vorhandenes Selbstbewusstsein Alarm. Ist irgendetwas komisch an mir? Fragend blicke ich an mir herunter und erhasche einen Blick auf meine stinknormale helle Jeans, einem grauen Top und meiner kuscheligen Strickjacke. Mit jeder Sekunde, in der er mich weiter prüfend mustert, fühle ich mich unwohler. Doch von der einen auf die andere Sekunde hebt sich seine Miene, seine Gesichtszüge werden weicher und ein Grinsen ziert wieder sein Gesicht. Logan lehnt sich vorsichtig weiter zu mir.
"Keine Angst, sie wird dich lieben!", nuschelt Logan verträumt und streicht mir dabei eine rebellierende Haarsträhne aus dem Gesicht, "So wie ich es tue." Damit drückt er mir einen zärtlichen Kuss auf die glühende Wange und erzielt somit automatisch ein kleines Lächeln von mir. Alle Selbstzweifel, die je ihren Weg in meinen Kopf fanden, erlöschen und mein Herz pocht seinen Namen unaufdringlich. Logan, Logan, Logan...
Das heißt dann wohl: Augen zu und durch!
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Baby don't hurt me
Teen FictionWie kann man zu seinem langweiligen Leben zurückkehren, wenn alles plötzlich aus den Fugen gerät? Wie sagt man jemanden, den man liebt, dass man es nicht mehr aushält in seiner Nähe zu sein? Und: Bitte, wie kann man jemanden vergessen, der alles für...