11. Kippe?!

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Die Fahrt zu seiner Residenz, die ich mir in LA genauso prachtvoll vorstelle, wie in San Francisco, bleibt ernüchternd still. Doch als ich mir endlich sicher bin, ein geeignetes Gesprächsthema aufgreifen zu können, hält sein schwarzer Wagen auch schon und Mason steigt aus dem Auto. Durch mein Fenster kann ich sein großes Haus schon sehen und damit aussagen, dass es meine Vorstellungen absolut bestätigt.

Meine weißen Ballerinas klackern etwas am Asphalt, als ich diesen betrete. Je näher wir seinem großen Wohnhaus kommen, desto deutlicher kann ich die laute Musik vernehmen. Die elegante Holztür wird von Mason schwungvoll geöffnet und zum Vorschein kommt auch schon eine Art Foyer mit hohen Decken, an denen einige Spiegel angebracht sind. Wie selbstverständlich strebt Mason den Gang geradeaus an und deutet mir mit einer freundlichen Handbewegung, dass ich ihm folgen solle. Schub-di-wupp befinden wir uns auch schon im Wohnzimmer, welches nur so von Jugendlichen wimmelt. Dementsprechend steigt auch der Lautstärkepegel an ein mir ungewohntes Maß. Ein Blick nach rechts, ein Blick nach links und meine Vorstellung von einer 'Party' bestätigt sich. Geschätzte 50 Personen tanzen wild zur Musik und reiben ihre Körper enthusiastisch aneinander, während sie alkoholhaltige roten Becher in der Hand halten. Es ist mir jetzt schon ein Rätsel, wie angetrunkene Jugendliche es beim Tanzen noch schaffen den Becher in der Hand zu behalten.

Meine Bezugsperson rechts von mir strahlt mich erfreut an und führt mich in einen anderen Raum, welcher sich als Küche entpuppt. Allerdings sind hier nicht weniger Menschen zu sehen als im Wohnzimmer. "Willst du was trinken?", fragt mich Mason stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Er zeigt dabei auf eine Essküche, die voll mit alkoholreichen Getränken ist.

"Nein, danke!", sage ich laut, damit er mich bei dem Lautstärkepegel überhaupt verstehen kann. Gleichgültig zuckt er mit seinen Schultern und setzt wieder ein zufriedenes Lächeln auf.

"Heeeey! Masonnnn! Fette Party!" Von dem lauten Gebrüll schrecke ich leicht auf und lokalisiere den Schreihals gute 3 Meter von uns entfernt. Ganz klar handelt es sich hierbei um einen sturzbesoffenen Kumpel Masons, der wohl noch kein volles Mädchen zum Entjungfern gefunden hat. Die beiden Freunde schlagen einmal kräftig ein, wodurch Mister Besoffen nach hinten taumelt. Anscheinend hat der Hellste nun auch mich bemerkt und sieht mich mit großen Augen an, während er anerkennend pfeift.

"Oh là là. Mason, wer ist denn das sexy Girl?"Jap, er hat definitiv zu viel Alkohol im Blut...

"Nathan, versuch's gar nicht erst, klar?", kommt prompt von Mason, wobei sich seine Augenbrauen, soweit ich es in dem dunklen Licht sehen kann, bedrohlich nach vorne ziehen.

"Wow! Chill! Genieße deine geile Party und lass mich das mal mit der hübschen Dame klären!" Angewidert von der taumelnden Person vor mir verziehe ich das Gesicht und erwidere barsch: "Da gibt es nichts zu klären."

Leider scheint das nicht zu ziehen, da er lediglich noch einen Schritt auf mich zu geht und mich nochmals durch seine braunen Augen mustert. Dann setzt er ein anzügliches Grinsen auf. "Oh. Schön kratzbürstig. Das gefällt mir!"

"Nein! Sie ist nicht einer deiner Flittchen. Verschwinde jetzt und werde wieder nüchtern, verstanden?", brüllt Mason mit einem ungewöhnlich bedrohlichen Unterton.

"Alter, beruhige, dich! Ich wusste nicht, dass sie dir gehört!" Und damit verschwindet er tatsächlich. Augenblicklich entspanne ich mich wieder etwas.

"Entschuldige, er ist nüchtern ganz anders."

Mit einer abwinkenden Bewegung mache ich ihm klar, dass ich so etwas schon erwartet habe und daher nicht sonderlich überrascht bin auf solche Leute zu treffen. Wenn's hart auf hart kommt, weiß ich mich schon zu wehren...irgendwie.

Der laute Bass strömt bei einem lauten neuen Song durch meinen Körper und auch, wenn ich am liebsten angefangen hätte zu tanzen, ist die Vorstellung an mein Bett zu Hause viel schöner.

"Schmeißt du oft Partys? Ich meine, weil deine Eltern doch immer strikt dagegen waren...", fange ich schüchtern eine ordentliche Konversation an. "Nein, eigentlich nicht. Aber, weil meine Eltern gerade für 'ne Woche im Urlaub sind, hat sich das einfach mal angeboten." Verständnisvoll nicke ich und suche verzweifelt nach irgendeiner Sitzmöglichkeit, da es sich zwischen lauter Tanzenden schlecht reden lässt.

Als meine Augen nervös hin und her suchen, bemerkt Mason, wie unwohl ich mich hier fühle. "Wir könnten raus. Da ist nicht so viel los. Wenn du magst, kannst du schon mal gehen. Ich muss noch kurz was abklären." Nickend laufe ich auf die große gläserne Tür zu, welche zu einem saftig grünen Garten führt. Neben einem gigantisch großem Pool stehen einige Liegen und Tische. Für diese Uhrzeit ist es noch relativ warm und hell, da bietet sich diese Location doch gut an, um sich wieder anzufreunden. Zufrieden einen schönen Sitzplatz gefunden zu haben, lasse ich mich auf eine Hollywoodschaukel nieder, welche ich versteckt hinter einer Buschlandschaft entdeckt habe. Ich schaukele eine Weile leicht gelangweilt, bis ich plötzlich diese Stimme höre.

Automatisch klopft mein Herz wie verrückt. Das kann doch nicht sein! Solche Zufälle gibt es nicht! Ich drehe zaghaft meinen Kopf nach rechts, um gleich darauf zu erstarren und meinen Kopf wieder schreckhaft abzuwenden.
Nein, Nein, Nein!
Diese Worte vereinen sich mit meinem Herzschlag. Nein! Bumm! Nein! Bumm! Nein! Bumm!

"Setzt dich schon mal auf die Hollywoodschaukel", vernehme ich eine weitere Stimme. "Okay, bring mir dann auch eine mit." Okay, ganz ruhig, Lara!

"Oh, Lara? Bist du das?" Leicht überrumpelt blicke ich in Logans braune unschuldige Augen und nicke sanft. Dieser gestellt sich, wie selbstverständlich, neben mich auf das weiche Polster der Schaukel. Unwillkürlich schleicht sich ein vages Lächeln auf mein Gesicht.

"Was tust du hier?", erkundigt er sich neugierig und so warmherzig, dass ich den Wunsch hege, Mason würde noch etwas länger fern bleiben.

"Ich kenne Mason. Ich wusste gar nicht, dass du ihn auch kennst."

"Na ja, diesen Mason kenne ich nicht persönlich. Ein guter Freund von mir kennt ihn und wollte, dass ich mitkomme. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich froh, dich zu sehen."

Dieser Satz lässt meine Wangen in ein zartes rosa färben und ich beginne wieder zu grinsen. Mittlerweile ist nicht nur Mason vergessen, auch diese doofe Party mit samt ihrer Betrunkenen werden von mir ausgeblendet. Nur Logan zählt.

"Du siehst wunderschön aus", haucht er, als er mich begeistert mustert. Okay, das war's. Das zarte rosa verwandelt sich zu einem Knallrot, wobei mir meine normale Hautfarbe doch am liebsten wäre. Dazu kommt auch noch, dass es nicht unbedingt gewöhnt bin, Komplimente zu bekommen. Ich schätze, es ist mir ein wenig peinlich, weshalb ich meinen Blick auf den grünen Rasen werfe.

"Hey", im selben Augenblick streifen seine warmen Finger urplötzlich meine knallrot glühende Wange. Nicht nur mein Herzschlag beschleunigt sich, sondern auch meine Haut beginnt zu prickeln. Was geht hier ab!!!??? Sein Daumen streicht zweimal meine Wange auf und ab und springt dann zu meinem immer noch auf den Boden gerichteten Kinn, welches nun behutsam nach oben gedrückt wird. Von jetzt an bin ich gezwungen, in seine karamellbraunen Augen zu sehen und darin zu versinken.

Ich weiß nicht, wie lange ich in diesen gefangen bin. Ich weiß nicht einmal, was ich denke. Mein Kopf ist wie leer gefegt.
Das Einzige, was zählt, sind seine Augen.
Nur seine Augen.
Ich brauche nur seine Augen! Ich brauche nur ihn!

So sehr bin ich vertieft in meinen Gedanken, dass ich fast hätte nicht mitbekomme, wie sich jemand uns genähert hat. Lediglich, als Logan seinen Kopf dreht, merke ich was gerade passierte und ich rutsche perplex ein wenig weg. "Sorry, ich wollte euch echt nicht stören. Ich wollte Logan nur kurz seine Kippe bringen..."

Kippe?! Das ist jetzt bitte nicht wahr!

Baby don't hurt meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt