43. Freunde

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Als ich im Inbegriff bin, Mason zu küssen, drückt er mich sanft an den Schultern von seinem Gesicht weg. Seine eisblauen Augen sind geweitet und auch, wenn sie wie Blitze in mein Herz drücken, wirken sie irgendwie...liebevoll. Seinen Gesichtsausdruck kann ich nicht genau lesen. Es ist schwer zu sagen, ob er nun überrascht, geschockt, glücklich oder gar traurig ist. Er starrt mich nur an. Ich dagegen beiße mir auf die ungeküssten Lippen und sage nichts. Ich finde es nur schade, dass er es beendet hat, ehe es überhaupt anfangen konnte.

"Oh Lara.", haucht er irgendwann benommen. "Das können wir nicht tun." Seine Augen sind immer noch fest auf meine fixiert, als suche er darin irgendetwas.
"Wieso nicht?", frage ich prompt.
"Weil es nicht geht." Mason schluckt und kratzt sich geräuschvoll am Hinterkopf, während seine Augen den Raum abfahren, ehe sie wieder an meinen haften bleiben. Ich spüre ganz genau, wie sein Atem flacher geht.

"Wieso nicht?", frage ich erneut, diesmal aber einen Ton verständnisloser. Er hat dem gar keine Chance gegeben!

Schon wieder springen seine Pupillen durch den ganzen Raum. Dann lacht er überfordert: "Weil es einfach nicht geht." Dabei scheint er sich selbst nicht ganz sicher zu sein. Oder?

"Aber...", fange ich an, halte jedoch selbst inne, als er mir wieder näher kommt. Der bekannte Duft von Zitrone kommt mir erneut in die Nase. Zwar berühren sich unsere Lippen noch lange nicht, dennoch kann ich seinen heißen Atmen genau auf meiner Nasenspitze spüren. Als er für einen Bruchteil einer Sekunde wieder zu meinen Lippen lugt, setzt mein Herz kurz aus. Dann schaut er rasch in meine enttäuschten Augen, als müsse er sich ablenken.

Mit einem rauen Flüstern wispert er mir entgegen: "Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht, aber, Lara... diesen werde ich nicht machen."

Sogleich wird mein Herz tonnenschwer. Wäre es wirklich ein Fehler? Damals auf der Party hatte er doch recht! Er hätte mich vielleicht glücklich gemacht. Gewiss glücklicher als Logan... "Vielleicht ist es kein Fehler", überkommt es mich, als meine Mundwinkel hoffnungsvoll nach oben zucken.

"Doch." Innerhalb einer Sekunde fallen meine Mundwinkel wieder traurig herunter. 

Da vergrößert Mason erneut den Abstand zwischen uns. "Es ist nicht so, dass ich es nicht will. Glaub mir." Er zieht seine stoppeligen Mundwinkel jetzt auch versöhnend nach oben. "Aber ich weiß, dass du mich nicht so liebst, wie ich dich. Du liebst Logan. Ganz egal, was er getan hat. Jeder Blinder sieht, dass du ihn noch immer liebst."

Als Mason diesen Namen ausspricht, wird mir schlagartig ganz flau im Magen. Die Schmetterlinge in meinem Körper beginnen unwillkürlich zu flattern. Auch, wenn ich es nicht wahrhaben will, schlägt mein Herz auf einmal wieder im schnellen Rhythmus zu Logans Namen. Das ging ja...schnell?

„Und...ich kann diese Freundschaft nicht schon wieder kaputt gehen lassen, für etwas, bei dem ich nur an zweiter Stelle stehen würde. Ich kann dich nicht wieder auf diese Weise verlieren. Tut mir leid, Lara", flüstert Mason bestimmt, als er meine traurigen Augen nicht für eine Sekunde loslässt.

Man könnte meinen, mein Herz würde durch diese Abfuhr nun verbluten, doch das tut es nicht. Tatsächlich spüre ich noch immer nur die Schmetterlinge, die in Logans Dienst ungewollt in meinem Bauch herumflattern. Nichts anderes. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber ein Teil von mir fühlt sich...erleichtert.

„Vielleicht...", unruhig sehe ich im Raum umher, ehe ich wieder auf einen zuversichtlich schmunzelnden Mason blicke, „...Vielleicht brauchen wir uns momentan mehr als Freunde, als, als Partner...?"

Sofort nickt Mason enthusiastisch. „ Ja! Und daran ist auch gar nichts schlimm. Diese Freundschaft bedeutet mir nämlich so viel mehr. Ich will das nicht wieder kaputt machen." Er atmet hörbar aus. Eindringlich schaue ich in seine Augen und höre ihm zu. "Ich weiß, dass wir auch als Freunde glücklich werden können, Lara!" Seine Augen funkeln voller Freude und Erleichterung auf, während er seine geraden Zähne in einem schönen Lächeln entblößt.

Bei diesem Gedanken beginne ich ebenfalls ein breites Grinsen aufzusetzen. Da legt Mason seine warme Hand versöhnlich auf meine Schulter. Langsam blicke ich von dieser Berührung wieder in seine eisblauen Augen und weiß, dass das hier die richtige Entscheidung ist.

„Na ja...", verschwörerisch beginne ich mit einem erleichtertem Lächeln im Gesicht zu quicken, "Ich bin schon jetzt glücklich, wieder deine beste Freundin sein zu dürfen!" Und mit diesen Worten falle ich ihm unerwarteterweise einfach um den Hals. Ich höre nur, wie er überrascht einen tiefen Ton von sich gibt, mich dann aber für eine innige und lang benötigte Umarmung fest in den Armen hält.

Das ist genau das, was ich mir seit Jahren gewünscht habe. Gott, bin ich froh, ihn wiedergefunden zu haben!

Baby don't hurt meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt