23. Bittersüßer Rückschlag

61 2 0
                                    

"Nein, bitte. Nicht heute!", murmele ich leise vor mich hin, nachdem meine Ohren das grausame Geräusch des Schlüssels, der sich quälend langsam im Schloss umdreht, wahrnehmen. Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe und ziehe meine nackten Beine näher an mich. Sie sind mit einer leichten Gänsehaut überzogen, die selbst meine großen blauen Flecke bedeckt.

"Laaaaaaaaarrrrrrraaaaaaa!", brüllt er bedrohlich durch das ganze Haus. Allein bei dem Klang seiner gewaltsamen Stimme breiten sich hämmernde Kopfschmerzen aus. Keine zwei Sekunden vergehen, da wird die Tür laut aufgerissen. Eigentlich sollte ich mich erschrecken, doch das tue ich schon lange nicht mehr. Das Einzige, das ich jetzt noch empfinden kann, ist Schmerz. Und vielleicht ein wenig Ekel. Aber der Schmerz, der durch meinen ganzen Körper strömt und brennende Wunden hinterlässt, dominiert zweifellos.

Ich zwinge mich meinen Blick zu heben, obwohl ich schon ganz genau weiß, wer da vor mir steht. Es ist Tristan.

Ein arrogant triumphierendes Grinsen ist auf seinen Lippen zu erkennen und allein bei diesem Anblick, muss ich meinen Kotzreiz stark zurückhalten. Es scheint, als hätte er, anders als ich, einen guten Tag gehabt, denn in den 5 Minuten, die er schon da ist, wurde ich noch kein einziges Mal beleidigt.

"Na, was machen wir zwei Hübschen heute so? Ich hätte mal Lust, etwas ganz Neues auszuprobieren. Was sagst du?", er lächelt schmutzig und kommt ein paar Schritte näher. Mit jedem Schritt, den er so auf mich zukommt, versuche ich weiter nach hinten zu gelangen, um einen gewissen 'Sicherheitsabstand' zu schaffen. Allerdings stößt mein brennender Rücken irgendwann gegen die kalte Wand und verschafft mir somit noch einen blauen Fleck.

"Antworte mir gefälligst, du kleines Miststück", schreit er besorgniserregend laut. Ungewollt atme ich seinen widerlichen Geruch ein - Zigaretten und Alkohol.

Mein Blick ist starr auf den dunklen Parkettboden, besser gesagt, den einzig hellen Sonnenstrahl darauf, gerichtet, während ich leise flüstere: "Ich bitte dich mich heute zu verschonen." Um meiner kläglichen Bitte etwas mehr Wirkung zu verleihen, hebe ich erschöpft den Kopf und sehe Tristan in die grauen Augen, die immer noch vollste Begierde versprühen. "Bitte", füge ich murmelnd hinzu und zwinge mich den Augenkontakt zu halten.

Es dauert keine fünf Sekunden, da steht er unmittelbar vor mir. Ehe mir seine kalte Hand eine Ohrfeige beschert, kann ich meine Augen noch schmerzerfüllt zusammenkneifen.
"Was denkst du, wo du bist?", dröhnt seine Stimme durchs leere Haus.

Ich bin schon dabei meine Augen geschlossen zu halten, da ich davon ausgehe noch eine gescheuert zu kriegen, aber stattdessen werde ich schmerzhaft an meinem abgemagerten Arm hoch gezerrt. Seine Fingernägel krallen sich qualvoll in meine fast schon tote Haut.

Meine Augen sind zwar tief zusammengekniffen, aber ich weiß ganz genau, dass ich mich nun auf der kalten alten Matratze befinde und er direkt über mir schwebt. Ich kann allein schon bei den kleinen Geräuschen, die er produziert, erkennen, dass er sich nun seiner Kleidung entreißt, wie ein wildes Tier, das gerade seine Beute verschlingt. Seine Hände sind einengend rechts und links von mir platziert.
Und dann spüre ich seine kratzigen Bartstoppel an meiner Haut, ehe seine Zunge gewaltsam in meinen zierlichen Mund gesteckt wird. Wie die Schlabberzunge eines Hundes mit Tollwut, bewegt sie sich. Als dann auch noch seine große ekelhafte Hand auf meiner Brust liegt, muss ich mich wirklich anstrengen nicht zu würgen. Seine kalten Fingerspitzen fahren meinen Körper quälend langsam hinunter und hinterlassen wieder diese ekelige Gänsehaut. Kurz schlägt er mir auf meine Brust, was höllisch weh tut, doch dann führt er seinen Weg nach unten weiterhin fort. Ich trage nicht viel, auch wenn ich in dieser Wohnung bei den Temperaturen zu erfrieren drohe, trage ich nur ein längeres und dünnes Top und meine Unterwäsche. Doch Tristan scheint das nicht zu gefallen. Er reißt mir mit den Worten "Du hast zu viel an!" die dünnen Klamotten vom Leibe. Und auch, wenn sich meine Heulkrämpfe besserten, gelingt es mir nicht vereinzelte Tränen zurückzuhalten. Sie scheißen einfach aus mir heraus.

Baby don't hurt meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt