24. Mister Heartbreak

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„Und ich wünsche euch schon mal schöne Osterferien", ruft meine Biologielehrerin uns fröhlich entgegen, als wir eigentlich alle schon hinausstürmen. Die hat ja auch gut reden. Sie muss nicht noch, wie ich, nach der Mittagspause, zwei Stunden Mathe überstehen, ehe die Ferien beginnen...

Gerade komme ich aus dem Schulhaus und will auf die überfüllte Cafeteria zulaufen, da stellt sich mir jemand rotzfrech in den Weg. Es ist Masons entschuldigender Blick, der unerwartet auf mich trifft.

„Hi, Lara." Och nö! Bitte nicht!

"Hallo und Tschüss, Mason", sage ich genervt, ehe ich versuche an ihm vorbeizugehen.

"Warte kurz!", schreit er laut und versucht mich festzuhalten, was ihm jedoch, dank meiner flinken Bewegungen, nicht gelingt.

„Wag es nicht, mich anzufassen!", gifte ich böse. Unschuldig hebt Mason seine Arme und spricht mit ruhiger Stimme: "Entschuldige. Ich fass' dich nicht an, alles gut!" Aufgrund seiner schnellen Kooperation hebe ich überrascht meine Augenbraue. „Ich weiß, dass du nicht mit mir reden willst. Du willst dir nicht mal meine unzähligen Entschuldigungen hören. Das hast du sehr deutlich herübergebracht. Es ist auch in Ordnung. Aber ich bitte dich, hör mir wenigstens 2 Minuten zu!" Seine eisblauen Augen blitzen hoffnungsvoll auf.

„Wieso sollte ich?", kommt, bei dem Gedanken an seine so vielen harten Worte, schnell über meine Lippen.

Versöhnend kommt er einen Schritt auf mich zu. Ich jedoch weiche zurück und verschränke meine Arme schützend vor der Brust. Leicht unzufrieden geht er den gemachten Schritt dann wieder zurück und erwidert: „Weil es etwas gibt, dass du über deinen Logan wissen musst." Dabei spricht er den Namen meines Freundes mit derartigem Ekel aus, dass meine Haut zu glühen beginnt.

Mehr als überrascht weite ich die Augen und merke, wie mein Herz nervös schneller schlägt. „Woher kennst du Logan?"

„Ich kenne seinen Kumpel Sam. Er hat mir erzählt, dass dein kleiner Freund aus San Francisco kommt. Tja, und dann wurde mir einiges klar..."

Verwirrt starre ich Mason an. Ich habe eigentlich weder die Lust, noch die Energie seinen Spekulationen Glauben zu schenken, aber ich kann nicht leugnen, dass ich ein wenig neugierig bin. „Was wurde dir klar?", hauche ich angespannt.

„Logan ist auf unsere Schule gegangen. Er ist niemand anderes als Mr. Heartbreak!"

Meine Stirn legt sich in Falten und ich überlege, ob ich hier nicht gerade meine Zeit mit diesem Toastbrot verschwende. Mit ahnungsloser Miene sage ich: „Mr. Wer?"

Überrascht gestikuliert Mason herum. „Na Mr. Heartbreak! Du kennst ihn auch. Er hat die Mädchen reihenweise verarscht und ihnen das Herz gebrochen. Es ging sogar nicht nur einmal das Gerücht rum, dass er, wenn er betrunken war, Mädchen belästigte." Auch, wenn Mason sich Mühe gibt mitleidig zu schauen, kann ich das triumphierende Grinsen in seiner Visage genau sehen.

Ich jedoch verziehe die Lippen zu einem Strich. Jetzt wo er es sagt, wage ich mich schwach an einige dubiose und erschreckende Gerüchte über einen "Mr. Heartbreak" zu erinnern. Jedoch war mein Kopf zu dieser Zeit viel zu voll, um mich für solche Spekulationen zu interessieren. Ich habe mich weder um seine Identität, noch um seinen Ruf geschert. Und das, was ich über ihn weiß, passt ohne Zweifel nicht zu meinem Logan!

Ein tiefer und dringend erwünschter Atemzug strömt durch meinen Körper. Für einen Moment klappen meine Augenlider nach unten und es wird schwarz. Aber dann sehe ich Mason wieder vor mir, wie er immer noch siegessicher lächelt, als hätte er irgendetwas gewonnen. Als ich jedoch meine desinteressierte Fassade entblöße, sieht er mich verständnislos an. „Das war nicht Logan", sage ich bestimmt.

„Doch natürlich. Ich schwör's dir, der Typ war und ist ein Badboy und wenn du nicht auf dich aufpasst, dann setzt er dich auch auf die Liste, derer, denen er das Herz gebrochen hat." Immer noch entschlossen schüttele ich den Kopf, als ich in sein zerfallendes Gesicht blicke. „Verdammt Lara, ich will dich doch nur beschützen!"

Zornig ziehe ich die Augenbrauen zusammen. „Ich brauche deinen Schutz nicht! Wieso sollte ich auch? Du bist ein gemeiner und lügnerischer Mensch."

"Ich weiß, ich habe Fehler gemacht, aber es liegt mir etwas an dir. Und wenn ich verhindern kann, dass dich dieser dahergelaufene Typ verletzt, dann werde ich dich doch wenigstens warnen dürfen." Mason scheint ungewöhnlich ruhig, doch ich dagegen erreiche langsam einen Punkt, der meine Wut freien Lauf lässt.

"Nur so zu deiner Info, obwohl es dich rein gar nichts angeht, dieser dahergelaufene Typ hat mich in den letzten Wochen besser behandelt, als du in den letzten 2 Jahren! Er ist lieb und verständnisvoll. Er würde mich nie verletzten!", sage ich laut.

Mason dagegen schaut mich nicht mal an, sondern starrt auf ein Objekt hinter mir und flüstert: "Wenn man vom Teufel spricht..." Verwirrt verziehe ich das Gesicht, bis eine tiefe Stimme hinter mir durch jede Fase meines Körpers erklingt. "Hey, Süße!"

Hastig drehe ich mich um und kann meinen Augen gar nicht trauen. "Logan, was machst du denn hier?" Er lächelt sein typisches Logan-Lächeln und sagt begeistert: "Ich dachte, ich überrasche dich in deiner Mittagspause." Sicherlich hätte mich das an jedem anderen Tag gefreut, doch jetzt gefällt mir die Situation in Anwesenheit Masons ganz und gar nicht!

"Hey, ich bin Logan, Laras Freund." Höflich wie Logan ist, lächelt er Mason an und streckt ihm die Hand hin. Dieser schaut nur angeekelt auf seine große Hand hinunter und murmelt ignorierend: "Oh ich weiß..."

Irritiert zieht Logan seine Hand zurück und scheint langsam die angespannte Stimmung zu bemerken. "Alles in Ordnung hier?" Dabei zeigt Logan auf einen imaginären Kreis in unserer Mitte, schaut aber nur mir in die Augen. Hypnotisiert von diesen bleibe ich stumm - immer noch im Versuch meine vielen Emotionen zu kontrollieren.

"Oh ja", bestätigt Mason gespielt begeistert, "Jetzt ist ja der liebe und verständnisvolle Freund da!"

"Was soll das denn heißen?", fragt Logan und ich merke, wie angespannt er wird. Seine Muskeln zucken unter dem engen Pulli hervor und sein fröhliches Grinsen ist verschwunden. Kurz habe ich Angst, dass Logans Wut, die er neulich angesprochen hat, diesmal nicht unter Kontrolle gehalten wird.

Dass Logan jeden Moment eine Gefahr für Mason darstellen könnte, scheint er zu merken, denn dieser winkt ab: "Ach, nichts. Ich sollte jetzt gehen. Euch schöne Ferien." Jedes seiner gespielt freundlichen Worte strotzt nur so von Ironie. Dann setzt er sich in Bewegung, rempelt mich fast an, als er beim Vorbeigehen in mein Ohr flüstert: "Denk an meine Worte, wenn er dir das Herz bricht." Und somit ist er verschwunden. Gänzlich durcheinander mit meinen Gefühlen schaue ich ihm noch nach und merke kaum, dass Logan mich Richtung Cafeteria mitzieht.

"Was für ein seltsamer Typ", bemerkt er, doch zieht gleich wieder seine fröhliche Miene auf. Immer noch benommen schaue ich Mason hinterher und antworte nur: "Ja, seltsam..."

"Hast du mit deiner Tante gesprochen?", will er wissen, als wir uns auf eine Bank setzen. Wissend nicke ich. "Sie hat's geschluckt."

Baby don't hurt meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt