"Gute Nacht, Baby", flüstert er mir leise in mein Ohr, ehe er seine beschützenden Arme fest um meinen Körper schlingt und ich erleichtert die Augenlider zuklappen kann. Sanft spüre ich noch das regelmäßige Pochen seines Herzens an meinem Rücken, bis ich schließlich ungewohnt schnell ins Land der Träume verschwinde...
Angsterfüllt lasse ich meinen Blick im dunklen Raum wandern, um das Zusammentreffen seiner und meiner Augen zu verhindern. Nervös beiße ich mir auf die raue Lippe und werde sofort mit eisenhaltigem Blutgeschmack überrascht.
"Sieh mich an, Miststück!", brüllt er energisch, sodass ich ein ängstliches Zusammenzucken nicht verhindern kann. Um weitere Schmerzen zu umgehen, hebe ich meinen Kopf zaghaft.
Braun trifft auf Grau.
Angst trifft auf Schadenfreude. Ekel trifft auf Lust.
Zufrieden grinst Tristan und nimmt einen weiteren tiefen Zug seiner bröckeligen Zigarette. Dabei lässt er mich keine Sekunde aus dem Blick. Während er die tödliche Substanz inhaliert, fahren seine eisigen und schmutzigen Finger in meine Harre. Rabiat zieht er an ihnen, um mir einerseits obligatorische Schmerzen zuzufügen und andererseits, um mein Gesicht näher zu sich zu ziehen. Ich beiße die Zähne zusammen, um den großen Schmerz zu verdrängen, traue mich aber nicht, einen Mucks zu geben. Wie schon so oft zuvor, wird mir der ekelhafte Rauch seiner Zigarette mitten ins Gesicht gepustet. Meine Augen sowie auch mein ganzes Gesicht beginnen unangenehm zu brennen, weswegen ich eine winzige kalte Träne nicht unterbinden kann. Automatisch senke ich meinen traurigen Blick wieder, um den höchst interessanten Boden zu betrachten. Eine kleine Macke, die von Tristans gestrigem Wutanfall stammt, erkenne ich wieder. Doch dann...
...wird mir meine kleine Träne, die ihren Weg schon beinahe durch mein ganzes Gesicht beendete, sanft mit dem warmen Daumen weggewischt. Ich traue mir selbst kaum, bezweifele sogar, dass ich mich in der Realität befinde, bis ich schließlich verdattert aufsehe und in Logans Gesicht blicke. Mein Herz macht einen erleichterten Sprung.
"L-Logan?", die aufkommenden Glücksgefühle kann ich förmlich riechen.
Sanft lächelt er mich an und legt seine Hand beruhigend auf mein zitterndes Knie. Er dreht seinen Kopf zu der Zigarette in seiner Hand, die vor einer Sekunde noch in Tristans Mund steckte. Ein paar Sekunden betrachtet er sie. Dann, ganz langsam, heben sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen. Auf einmal führt er die Zigarette zu seinen Lippen. Gerade will ich ihm etwas vorwerfen, da ändert sich erneut alles auf unerklärliche Weiße. Sein Gesicht verwandelt sich plötzlich wieder in das schadenfrohe von Tristan.
Ich schlucke einmal kräftig und versuche meine Gedanken zu ordnen. Was ist hier los?
Mit einem kleinen Schnipsen ist die ekelerregende Kippe auf den Boden geworfen und Tristan sieht mich durchdringend an. Seine lusterfüllten Augen spießen mich geradezu auf, sodass es sich anfühlt, als würde mir jemand das Herz aus der Brust schneiden. Es dauert nicht lange, bis er mich grob nach hinten schmeißt und sich über mich beugt. Was würde ich nur darum geben, jetzt Logan über mir schweben zu sehen?
Und da passiert es wieder: Logans Grinsen prangt unmittelbar vor mir. Ich will schon erleichtert ausatmen, als ich plötzlich wieder Tristan vor mir sehe. Tristan, der ein ähnliches Grinsen aufgelegt hat.
Und dann ist da wieder Logan.
Und dann doch wieder Tristan.Logan.
Tristan.
Logan.
Tristan.
Logan.
Tristan.Mein Kopf spielt verrückt, pocht mächtig und ist einfach nur erschöpft. Mit einem kurzen Schließen meiner Lieder erhoffe ich mir die Realität. Aber was ich sehe, ist noch viel seltsamer...
Ich erkenne Logan, aber nicht meinen Logan.
Nein, es ist eine Mischung aus Tristan und Logan, als wären beide Gesichter miteinander verschmolzen. In Logans sonst so liebvoller, unschuldiger Visage prangt ein grausames Tristan-Grinsen, welches mir eine saftige Gänsehaut beschert.Ich erkenne ihn gar nicht wieder. Er strahlt nicht mehr diese angenehme Ausstrahlung aus. Nur noch Ekel und Gefahr. Er ist zu Tristan geworden!
Doch das schlimmste Übel kommt, als Logans Hände sich an dem Saum meiner Unterhose festkrallen und sein Atem, der noch an die Zigarette erinnert, an meiner Haut abprallt, während er etwas brüllt. Er brüllt es so laut, dass meine Ohren taub werden, meine Augen sich angsterfüllt weiten, mein Körper zittert und mein Kopf explodiert.
"Endlich kann ich mir das nehmen, was ich eigentlich von dir wollte. Endlich kann ich dich leiden sehen. Endlich kann ich dich erbarmungslos durchnehmen, du elende Schlampe!"
"Lara!!! Verdammt, wach doch auf!", nehme ich eine unglaublich laute Stimme neben mir wahr, ehe ein hysterisches Ruckeln an meinem schlafenden Körper stattfindet. "L-A-R-A!!!"
Und blitzartig schlage ich meine angsterfüllten Augen auf, die nun geweitet unter vollem Schock an Logan kleben. Nein, nein, nein, nein...
Mein Herz pocht, meine Atemwege drohen unbrauchbar geworden zu sein und meine Haut glüht wie feurige Lava. Die brennenden Kopfschmerzen und mein Zittern am ganzen Leibe tragen nicht gerade zu meinem Wohlbefinden bei. Nein, im Gegenteil: Ich fühle mich scheiße.
"Endlich...", druckst Logan schließlich erleichtert, obwohl sein Gesichtsausdruck das Gegenteil von Erleichterung widerspiegelt. Genau wie meiner. "Alles in Ordnung, Lara?", erkundigt er sich besorgt, "Du musst einen schrecklichen Albtraum erlebt haben. Du hast so...so laut geschrien."
Ich kann nicht verhindern, dass meine verängstigten Augen zu Logan huschen. Unwillkürlich beginnt mein Herz stark zu hüpfen. Seine braunen Rehaugen strahlen Besorgnis, Unverständnis und so viel mehr aus. Eben das, das ich von ihm gewohnt bin und nicht das, was ich gerade miterlebte... Allein bei dem Gedanken an seinen Gesichtsausdruck in meinem Traum wird mir schlecht.
Logans Haar klebt ihm verschwitzt in seinem wunderschönen Gesicht, das mich ebenfalls konfus beobachtet. Seine Lippen sind zum Küssen meiner geschaffen worden und doch verspüre ich nicht mehr den unwiderstehlichen Drang dieses zu liebkosten. Warum sieht er jetzt so...unschuldig aus? Warum ist der Logan aus meinem ungeheuerlichen Albtraum das komplette Gegenteil von diesem Logan?
Den Logan den ich liebe. Eigentlich liebe...
Schweratmend reibe ich einmal durch mein scheußlich erhitztes Gesicht und streiche meine verschwitzten Strähnen hinter das Ohr. Langsam richte ich mich auf und befreie mich zügig von der Bettdecke, die meine Körpertemperatur nicht gerade zu senken scheint.
Ich bin so eine Idiotin...
Ausgerechnet bei ihm...
Ausgerechnet er...Ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Was will mir mein Gehirn da indirekt mitteilen? Dass ich mich von Logan trennen sollte?! Nein, das könnte ich nicht übers Herz bringen. Warum verwandelte er sich in Tristan? Warum war er zuletzt derjenige, der mir Schmerzen zufügen wollte? Warum?!
Grübelnd fokussiere ich immer noch sein perfektes Äußeres. Diese Besorgnis... Sowas kann doch nicht gespielt sein!
Nein, es fühlt sich so echt an. Und der Traum war es nicht!Der Traum war keinesfalls Realität, auch, wenn es sich täuschend echt anfühlte. Aber der freundliche Logan ist es! Und ich liebe ihn. Und er liebt mich.
Oder?
***
Leute, Leute, langsam nähern wir uns dem Höhepunkt der Geschichte. Bleibt gespannt, was noch alles, auf die liebe Lara zukommen wird. Es wird auf jeden Fall spannend...
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Baby don't hurt me
Teen FictionWie kann man zu seinem langweiligen Leben zurückkehren, wenn alles plötzlich aus den Fugen gerät? Wie sagt man jemanden, den man liebt, dass man es nicht mehr aushält in seiner Nähe zu sein? Und: Bitte, wie kann man jemanden vergessen, der alles für...