Zusammenkunft und Aussprachen

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Zusammenkunft und Aussprachen

Als Richard zusammen mit Evan in die große Einfahrt einfuhren war es bereits zwei Uhr morgens und Richard ging davon aus, dass Shiva schon längst schlief, als sie die Eingangstüre öffneten und in den großen Eingangsraum kamen.
Schnell bemerkten beide aber, dass Shiva noch nicht schlafen gegangen war. Aus dem Wohnzimmer im unteren Stock des Hauses drang Metal Musik, die zwar das ganze Haus füllte, jedoch nicht nach außen drang.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen folgten sie den Geräuschen ins Innere des Hauses und sahen, wie Shiva im Wohnzimmer eine große Holzplatte aufgebaut hatte.
Das war jedoch nicht alles. An der großen Holzplatte hing ein etwas älterer Mann, der bereits tot war. Einige Meter von ihm entfernt stand Shiva, die immer wieder mit ihren Messern auf ihn zielte und mit einem geschickten Wurf die Messerspitzen in der Leiche versinken ließ.
Als sie die beiden sah, lächelte sie unschuldig und stellte die Musik leiser und kam auf Richard und Evan zu. Ihre gesamten Arme waren voller Blut, sowie die Klingen, die sie in ihren Händen hielt.

„Du bist schon wieder hier? Ich dachte du kommst erst Morgen wieder.", kommentierte sie Richard's frühes kommen. „Du hast deinen Freund mitgebracht?" Sie wandte sich an Evan. „Ich würde dir ja die Hand schütteln, aber ich denke nicht, dass das von Vorteil wäre."
„Shiva, das ist Evan, aber das ist nicht mein Freund, von dem ich dir erzählt habe. Aber bevor wir zu diesem Thema kommen, wer ist das? Woher kam er?" Richard deutete auf den an das Holzbrett genagelte Toten.
„Der da? Der hat behauptet, dass das hier sein Haus ist und niemand ohne seine Erlaubnis hier leben darf. Ich hab ihm diese Entscheidung abgenommen. Ich musste schließlich sicher gehen, dass er uns nicht an die Polizei verrät." Blitzschnell drehte sie sich um und warf aus sicherlich zehn Metern Entfernung und traf den Toten trotzdem in den Kopf.
„Ich dachte die Besitzer seien abgehauen?", hakte Richard nach.
„Dachte ich auch." Shiva drehte sich wieder zu ihnen um. „Doch ich habe mich noch einmal schlau gemacht. Nur einer der Familie hat überlebt, und das war anscheinend er. Der Rest der Familie ist in einem Schusswechsel gestorben. Er soll auch für die ganzen Verschwundenen Jugendlichen zuständig sein, die die Villa erkunden wollten. Nun wissen wir auch, warum die Villa so unberührt war. Der hier hat sie verteidigt."
„Und du hast ihn ganz alleine zur Strecke gebracht?", fragte Evan und klinkte sich in das Gespräch ein.
„Ja, ich bin nicht so schwach, wie es vielleicht scheinen sollte.", erwiderte Shiva freundlich. „Kommt, lasst uns in die Küche gehen, wollt ihr etwas zu trinken? Ich habe noch ein paar Bier, den Rest habe ich schon getrunken. Tut mir Leid." Sie lachte und wies beiden an, ihr in die Küche zu folgen.
In der Küche angekommen setzten sich Evan und Richard an die kleine Theke und ließen sich von Shiva die letzten beiden Bierdosen geben. Die restlichen standen geöffnet neben dem Kühlschrank.
„Was ist es, über das ihr reden wollt?", fragte sie nun und stützte sich ihnen gegenüber auf der Theke ab.

Zuerst schwiegen Richard und Evan, ehe Richard dann begann zu erklären. „Shiva, es tut mir Leid, aber ich habe dich heute angelogen. Ich bin nicht in die Stadt, um mich mit meinem alten Kumpel zu treffen, sondern um ihn wieder zu sehen. Die Nacht in der wir die Putzkolonne noch vergraben haben, war er noch zu Besuch. Er war auf der Durchreise und es hat sich herausgestellt, dass er genau wie wir immer wieder den Drang hat, jemanden zu töten, um nicht durchzudrehen."
Interessiert sah Shiva Evan genauer an, der es sich nehmen ließ, das selbe zu tun.
„Ich wusste, dass er heute noch in der Stadt ist und ich habe mich dazu entschlossen ihn zu besuchen und ihn dazu überreden, hier zu bleiben. Ich meine, wann hat man schon das Glück, jemanden zu finden, der so ist wie man selbst?"
Richard sah Shiva dabei zu, wie sie sich die Hände wusch und die Klingen sorgsam neben die Spüle legte, ehe sie sich wieder zu ihnen wandte. Obwohl sie während der Zeit in der Richard gesprochen hatte mit etwas anderem beschäftigt war, hatte sie aufmerksam zugehört.
„Richard, klar, ich hätte mir gewünscht, dass du mir gleich die Wahrheit sagst, denn ich denke wir können uns doch vertrauen, oder? Aber du hast mir ja trotzdem gesagt, wie es wirklich war, weshalb das jetzt nicht so tragisch ist. Trotzdem, wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?" Shiva legte ihre Stirn in Falten und sah ihn schräg an, ohne dabei beleidigt zu wirken.
„Ich weiß nicht, aber ich glaube es hätte sich komisch angehört, wenn ich dir gesagt hätte, dass ein Unbekannter in unsere Villa eingestiegen ist, mit dem ich mich dann unterhalten habe. Ich wusste auch nicht, ob ich Evan wirklich noch einmal wieder sehen werde, weshalb ich noch nichts gesagt hatte. Ich meine, er war vom einen auf den nächsten Moment schon wieder verschwunden gewesen.", versuchte Richard zu erklären, während Evan grinsen musste.

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