Warum hast du keine Angst?

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Warum hast du keine Angst?

Es waren einige Minuten vergangen, in denen nichts gesagt wurde. Shiva sowie Shelly sahen zu, wie sich Richie sich mit dem Typen an der Türe besprach und sich dann wieder an die Gäste wandte, die noch immer alle verschreckt auf dem Boden saßen und sich kaum trauten zu bewegen.

„Also, es wird folgendermaßen ablaufen: Wir werden den Bullen die meisten von euch aushändigen. Trotzdem wird es drei von euch geben, die die Glücklichen sind, die uns noch eine Weile begleiten werden. Wir brauchen schließlich eine Absicherung, damit die da draußen uns nicht folgen. Wenn wir sicher sind, dass wir nicht verfolgt werden, dann werden wir euch frei lassen. So einfach ist das!", sagte Richie und lachte auf, ehe er durch die Geiseln sah.

Unruhe bäumte sich auf, wie eine Welle die drohte sie alle zu überrollen. Niemand wollte noch länger wie nötig mit diesen Vier zusammen in einem Raum oder gar in einem Auto sitzen. Sie waren unberechenbar, hemmungslos und zu Gewalt bereit, sowie Shiva es am eigenen Leib erfahren musste.

Sie musste lächeln. Dabei war es ja sie gewesen, die dem Blonden einen Tritt zwischen seine Beine zentriert hatte.

„Was gibt's denn da zu lachen? Hast du 'ne Aufmerksamkeitsproblematik oder was?", zischte der Blonde, der nun jede Gelegenheit nutzte um sie anzugreifen, egal auf welche Art auch immer.

Wieder lagen die meisten Blicke auf ihr, als sie dem Blonden stur entgegen sah.
„Das heißt Aufmerksamkeitsdefizit, du Intelligenzbestie.", konterte sie und war sich bewusst, wie kurz die Zündschnur des Geiselnehmers bereits geworden sein musste.

Aggressiv ging er auf sie zu. „Ich werd dir dein kleines, dreckiges Maul stopfen!", schrie er und die meisten Gefangenen in diesem Raum zuckten zusammen.

Shiva spürte den besorgten, ängstlichen Blick ihrer Freundin, der sich von der Seite in ihr Gesicht bohrte. Doch den ignorierte sie, denn die Aussicht die sich ihr bot war einfach zu gut um davon abzulassen.

Wieder wollte der Blonde auf sie zukommen und ihr eine Ohrfeige geben, doch erneut wurde er zurückgehalten. Und wieder war es Richie, der ihn durchdringend mit seinen blauen Augen ansah.

„Was habe ich dir gesagt? Zügele dein Temperament oder es war das letzte mal, dass wir dich in unsere Geschäfte mit einbeziehen!", machte er ihm scharf weiß.
Als sich der Blonde wieder beruhigt hatte, wandte er sich wieder Shiva zu, ehe er erneut auf sie zu ging.

„Du bist wahnsinnig!", hörte sie Shelly hektisch flüstern.

„Du scheinst es wohl darauf anzulegen.", drohend sah er seine Waffe an, bevor er sie wieder anschaute. Doch anstatt sich vor ihm zu fürchten, sah sie ihn einfach an. Seinen Gang, der kontrolliert war, sein Blick, der standhaft war und sein lächeln, dass ihm auf seinen vollen Lippen lag zogen sie in seinen Bann.

Sie sah zu ihm hoch, als er nur wenige Meter vor ihr Stand. Eine seiner Hände legte sich unter ihr Kinn, dass er in einem leichten Griff festhielt und sie mit seinem Blick fixierte.

Doch als sie gerade glaubte, dass er etwas sagen wollte, schien er Inne zu halten, während seine Augen wild zu zucken begannen, er die Luft scharf einzog und sich die Hand mit der Waffe gegen die Schläfe hielt. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse und sein Griff um ihr Kinn wurde fester.

Innerlich wurde Shiva unruhig, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Sie war mit solchen Situationen nur allzu vertraut.

Die gesamte Szene dauerte nur einige Sekunden, bevor er sich wieder im Griff hatte und sich mit einem düsteren Blick umsah. „Was glotzt ihr denn so!", schrie er und zog Shiva auf ihre Beine, ehe er sie mit dem Rücken an seinen Brustkorb drückte, sie mit einer Hand oberhalb ihrer Brust fixierte und ihr mit der anderen die Waffe an den Kopf hielt.

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