Schlechte Erinnerungen
„Shiva! Beweg deinen faulen Arsch hier runter, verdammt nochmal!"
Die Stimme ihres Vaters durchquerte die Wohnung in einem unangenehm aggressiven Ton, sodass es sich Shiva nicht erlauben wollte, länger als nötig zu brauchen, um zu ihrem Vater zu gehen.Sie lief die halb morschen Treppenstufen nach unten und durchquerte den engen, verdreckten Flur, ehe sie in das muffige Wohnzimmer kam und ihren Vater auf dem Sofa sitzend sah.
In seiner linken Hand hielt er eine leere Bierflasche, die er ihr entgegen hielt. Sein Blick war provozierend, fast schon herausfordernd. Sie wusste, wie sie sich in seinen Augen verhalten musste, um ihn nicht zu 'enttäuschen', wie er es nannte.
Seufzend ging sie auf ihn zu, doch ehe sie die Flasche aus seinen kräftigen Händen nehmen konnte, packte er sie grob am Arm und zog sie gefährlich nahe zu ihm nach unten. Sie konnte seinen üblen, nach Alkohol riechenden Atem auf ihrer Haut spüren und verzog das Gesicht.„Ich dulde so ein Verhalten nicht! So habe ich dich Göre nicht erzogen! Muss ich dir erst wieder beibringen, dass man gegenüber älteren Respekt hat?", schrie er sie an und Shiva schloss ihre Augen, in der Hoffnung, dass alles bald vorbei sein würde.
„Entschuldige.", flüsterte sie und wagte sich nicht ihre Augen zu öffnen, bevor er ihr geantwortet hatte.
Sein fester Griff lockerte sich und sie konnte wieder gerade aufstehen, ehe sie die leere Flasche an sich nahm.
„So ist's Recht. Lauf für mich. Wie deine Hurenmutter es auch tat."Shiva blieb stehen, drehte sich jedoch noch nicht um, da sie ihre Mutter in der Küche stehen sah. Zitternd wie so oft, während sie etwas zu Essen machte. Ihr Vater lachte hämisch auf und lehnte sich wieder zurück.
Wut kam in ihr auf und sie musste sich zusammen nehmen, um sich nicht umzudrehen und die Flasche nach ihm zu werfen. Insgeheim würde sie sich das sowieso nicht trauen, da sie wusste, was das für Sanktionen mit sich tragen würde.
Es würde darauf heraus laufen, dass sie sich morgens wieder kiloweise Make-Up ins Gesicht klatschen musste, um entsetzten Gesichtern und Fragen aus dem Weg zu gehen.„Nun hol' mir schon mein Bier! Nicht einmal für das bist du zu gebrauchen!", schrie er Shiva erneut an, weshalb sie zusammenzuckte, bevor sie in die Küche lief, um dort den Kühlschrank zu öffnen.
Shiva sah zu ihrer Mutter, die ihre Stimme senkte, damit ihr Vater nichts von dem Gespräch mitbekam. „Bitte, reize ihn nicht. Nicht heute." Sie drehte sich zu ihr und sie sah, wie ihre Mutter erneut ein blaues Auge hatte. Shiva's Wut kochte, als sie ihre Hände zu Fäusten ballte. Sie wäre am liebsten ins Wohnzimmer gestürzt und hätte ihn verprügelt, doch ihre Mutter hielt sie zurück und sah sie eindringlich an ehe sie den Kopf schüttelte und Shiva verstand.
Gegen all ihre Sinne ankämpfend schluckte sie ihren Zorn hinunter und holte aus dem Kühlschrank ein neues Bier, dass sie ihrem Vater kommentarlos in die Hand drückte und sich wieder aus dem Zimmer entfernte.
Kaum fünf Minuten vergingen, da hörte sie von ihrem kleinen Zimmer aus die Stimme ihres Vaters, die erneut einen aggressiven Tonfall angenommen hatte.
Teller klirrten und sie hörte ihren Vater nun schreien.Fieberhaft überlegte Shiva, was sie nun tun sollte. Würde sie nun nach unten stürmen um ihrer Mutter zur Hilfe eilen, wäre sie sicher die nächste, die unter der Faust ihres Vater leiden müsste, da war sie sich sicher. Jedoch wollte sie ihre Mutter nicht alleine lassen. Sie konnte doch nicht jedes Mal dafür hin halten, wenn ihr Vater einen Anfall hatte.
Zitternd stieg sie die Stufen nach unten, um nachzusehen, warum ihr Vater wieder einmal so schrie.
Die Stimme wurde lauter und erneut hörte man einen Teller auf dem Boden zerspringen.Gerade als Shiva glaubte, die Lage hatte sich beruhigt, hörte sie eine Hand auf nackte Haut sausen, sodass es laut durch den Flur hallte.
Sie hörte ihre Mutter leise wimmern und die Schritte ihres Vaters, die sich leise entfernten.
Nun rannte sie, egal was das für Konsequenzen mit sich ziehen würde. Sie kam in der Küche an und sah ihre Mutter auf dem Küchenboden sitzen, während sie sich ihre Wange hielt und weinte.
Zügig ging Shiva auf sie zu und kniete sich neben sie. Von ihrem Vater war keine Spur, höchstwahrscheinlich war er wieder im Wohnzimmer um eine seiner dümmlichen Sportsendungen zu sehen.
Sie legte eine Hand auf ihre Schulter und zog ihre Mutter in eine Umarmung. Sie war verzweifelt und wusste nicht, was sie nun in diesem Moment tun sollte.Doch eines war für sie klar: So konnte es nicht weiter gehen.
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Das Todesspiel
TerrorSie ist eine flinke Mörderin, Ihre Partner sind gnadenlos. Sie arbeiten zusammen. Schnell, tödlich und nicht zu schnappen. Sie töten jedoch nicht nur, sie gehen ihren Drängen nach und töten so auf brutalste Weise. Reich. Gefährlich. Gesucht. Gejag...