Ein gebrochenes Herz fühlt sich schlimmer an
Richard sah auf sein Werk hinunter. Er sah den Kerl, der mit ihm vor zwei Minuten noch etwas ganz anderes tun wollte, der nun völlig entstellt vor ihm lag, noch einmal genauer an.
Richard hatte ganze Arbeit geleistet. Der etwas kleinere Typ lag mit geöffnetem Brustkorb und heraushängenden Lungenflügeln neben ihm. Er hatte ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Luft zum Atmen genommen. Er hatte ihm so schnell den Körper geöffnet, dass er wahrscheinlich am herausreißen der Lungenflügel gestorben war.
Der Kerl konnte sich kaum wehren. Er war jemand gewesen, der sein Geld auf der Straße verdient hatte. Und nun hatte Richard ihm diese Bürde abgenommen.
Plötzlich wurde alles um ihn herum weiß. Richard sah auf und wurde von dem hellen Lichtstrahl geblendet, der auf ihn gerichtet war. Er konnte Stimmen hören, Stimmen, die mit entsetzen schrien und hektisches Geflüster. Es kam direkt aus der Lichtquelle, die auf ihn gerichtet war. Schützend hob er einen Arm über seine Augen und stand auf.
Richard verstand nicht, was gerade passierte. Eben noch war er in einer dunklen, abgelegenen Seitengasse und nun schien er sich auf einer riesigen Bühne zu befinden. Um nicht ganz hilflos zu wirken, wollte Richard etwas zu seiner Verteidigung sagen und sich rechtfertigen, doch seine Zunge wog so schwer in seinem Mund, dass er kein Wort heraus bekam.
Auf einmal wurde die Sicht klar und Richard konnte die Menschenmenge, die sich an der Bühne versammelt hatte, erkennen. Sie fingen an zu buhen, warfen Gegenstände nach ihm, die ihn nur knapp verfehlten.
Er sah neben sich, doch die Leiche war verschwunden. Verzweifelt sah Richard auf seine Hände, doch auch die waren sauber. Nichts wies darauf hin, dass er jemanden getötet hatte, dennoch buhten die Leute weiter und fingen an ihn zu beschimpfen.
Hilflos kauerte sich Richard auf den Boden, sodass der Aufprall der Gegenstände nicht so weh tat. Er wollte schreien und sich bewegen, um sich so weit von dem Ort zu entfernen, wie es nur ging. Es gelang ihm nicht. Seine Arme und Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen. Es fühlte sich für ihn so an, als würde er die Kontrolle über sein Leben verlieren ...
Richard schreckte auf. Er war schweißgebadet, sein Atem ging schnell und ungleichmäßig und sein Herz raste. Schnell tastete er um sich und bemerkte, dass er sich noch immer in seinem Bett befand, in der Villa, in der er sicher war. Mit seinen Händen griff er an seinen Kopf, um sich selbst zu stützen. Er war so erschöpft, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen.
Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er doch eigentlich auf dem Sofa eingeschlafen war. Panik überkam Richard, als sich plötzlich eine beruhigende Stimme meldete.
„Richard? Was tust du denn? Leg dich wieder hin." Evan tastete im dunklen nach Richard und berührte sein durchnässtes Shirt, dass an seinem Rücken klebte. „Verdammt, was ist los? Hast du schlecht geträumt?" Evan schaltete besorgt die Nachttischlampe an und sah zu Richard, der völlig aufgelöst seinen Kopf auf die angewinkelten Knie legte. „Richard, antworte mir doch."
„Ich habe schlecht geträumt, das ist alles.", antwortete Richard nun, aus Angst, er könnte nun wirklich seine Stimme verloren haben. Einen kurzen Moment lag schweigen zwischen den Beiden, ehe Richard sich auf seine noch immer wackeligen Beine schwang. „Ich gehe duschen. Ich ... bin gleich wieder zurück."
Evan wollte ihm noch etwas hinterher rufen, ihm sagen, dass er auf ihn warten würde, doch all diese dummen Sätze würden ihm sowieso nichts bringen. Also beschloss er, aufzustehen und in der Küche einen Tee für alle zu machen.
Richard schaltete das Licht im Flur an, um sich im Haus besser zurecht zu finden. Er hatte seine Brille im Schlafzimmer vergessen, sodass er nur wenige Meter weit sehen konnte. Als er am Badezimmer ankam, öffnete sich die Türe, ehe er die Klinke herunterdrücken konnte.
Shiva kam aus der Dusche, ihre schwarzen Haare, die ihr nicht über die Schultern reichten, waren noch immer nass und durch das künstliche Licht brachte ihre leichten Sommersprossen noch mehr zum Vorschein. Sie war nur mit einem Handtuch bekleidet, dass sie sich umgebunden hatte. Dennoch war es lang genug, um ihren Körper zu bedecken.
Shiva zuckte leicht zusammen, doch ihr Blick wurde ernst, als sie sah, wie es Richard ging.
„Oh nein, was ist los mit dir?", fragte sie und hielt Richard mit beiden Händen an seinen Oberarmen fest.
„Nichts, ich hatte nur schlecht geträumt.", antwortete Richard müde und sah Shiva in die Augen.
„Das muss ein verdammt schlimmer Traum gewesen sein, wenn er so etwas auslösen kann.", kommentierte Shiva besorgt Richard's verschwitztes Auftreten.
„Er war so ... real. Ich glaubte, es wäre die Wirklichkeit." Seine Stimme war brüchig und Shiva konnte spüren, dass er nicht ganz bei sich war.
„Kann ich irgendwas für dich tun?", fragte sie schließlich, doch Richie schüttelte nur den Kopf.
Nach einem kurzen Schweigen zog sie ihn in eine Umarmung, die er sofort entgegnete. „Ich bin für dich da, falls du jemanden zum reden brauchst.", flüsterte Shiva Richard zu, ehe sie sich von ihm löste und ihn ins Badezimmer ließ.
Anschließend ging sie ins Schlafzimmer, um sich dort bequeme Sachen anzuziehen, ehe sie nach unten in die Küche ging, in der Evan sie bereits erwartete, so als hätte er gewusst dass sie kommt.
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Das Todesspiel
HorrorSie ist eine flinke Mörderin, Ihre Partner sind gnadenlos. Sie arbeiten zusammen. Schnell, tödlich und nicht zu schnappen. Sie töten jedoch nicht nur, sie gehen ihren Drängen nach und töten so auf brutalste Weise. Reich. Gefährlich. Gesucht. Gejag...