Mordpaar auf freiem Fuß

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Mordpaar auf freiem Fuß

An manchen Tagen wacht man auf, und die Welt um einen herum ist friedlich. Die Sonnenstrahlen des anbrechenden Tages scheinen durch die halb heruntergelassenen Jalousien hindurch und man kann durch das gekippte Fenster die Vögel zwitschern hören.
Es ist vielleicht gerade Wochenende, weshalb man sich unbesorgt noch einmal im Bett drehen kann um sich in sein Kissen zu kuscheln um noch ein wenig vor sich hin zu dösen.

An manchen Tagen wacht man aber auf und die gesamte Welt steht Kopf.

„Steh auf!" Eine so unverkennbare Stimme hatte Shiva noch nie falsch deuten können. Sie hatte ihre Augen noch nicht einmal geöffnet, da war ihr schon klar, wer nun vor ihrem Motelbett stehen musste. „Lass sie sofort los! Ich warne dich!"

Shiva riss ihre Augen auf, kurz nachdem sie bemerkte, wie das angenehme Gewicht, dass sie davor auf sich gespürt hatte, verschwunden war.

„Beweg dich nicht! Ich habe sie geladen! Ich werde schießen!" Shelly stand vor ihrem Bett, die Waffe auf Richard gerichtet, der noch gar nicht richtig wach zu seinen Schein. Sie konnte das gut nachvollziehen, denn auch sie rieb sich die Augen um die Müdigkeit loszuwerden.

„Shelly! Lass die Waffe fallen!", sagte Shiva wütend und sah ihre Freundin an. Dunkle Augenringe und gerötete Augen stachen aus ihrem Gesicht heraus. Auch ihre Haare waren nicht gerade gemacht. Sie hatte wahrscheinlich kaum geschlafen und sich sofort auf den Weg gemacht, um nach ihr zu suchen.

„Shiva. Gott sei Dank geht es dir gut! Sie haben die Leichen gefunden, die er hier so mutwillig hinterlassen hatte. Hat er dich geschlagen? Dich zu etwas gezwungen?" Shelly ging einige Schritte auf Shiva zu, ohne Richard aus den Augen zu lassen. Dieser sah zu Shiva und hob eine Augenbraue.
„Er hat mir nichts getan. Und deshalb solltest du jetzt aufhören solche Anschuldigungen zu stellen. Mir geht es gut." Sie hielt seinem Blick stand ohne Shelly anzusehen.

Plötzlich spürte sie Shelly's Hand, die sie zu ihr zog. Richard wollte einen Schritt nach vorne machen, jedoch entsicherte ihre Freundin ungeschickt die Waffe und sah ihn mit einem ernsten Blick an.
Shiva riss sich von Shelly los und sah sie entsetzt an, so als wäre es das schlimmste auf der Welt.
„Ich habe dir gesagt du sollst nicht nach mir suchen! Ich weiß was ich tue, ich bin volljährig! Und glaub ja nicht, dass ich mich von dir herumkommandieren lasse. Du verlässt jetzt den Raum." Langsam ging Shiva, mit dem Gesicht noch immer zu Shelly gedreht, rückwärts zurück tiefer ins Innere des Raumes, bis sie Richie's Oberkörper an ihrem Rücken spürte und seine Hand, die sich um ihre Schulter legte.

Shelly war den Tränen nahe. All diese Mühen um vor der Polizei da zu sein, um dann von ihrer eigenen Freundin abgestoßen zu werden. Sie schüttelte den Kopf und sah zwischen den Beiden hin und her, unschlüssig darüber, ob sie ihn nun erschießen sollte. Die Körpersprache, die Shiva jedoch nutzte, war eindeutig.

Sie sicherte die Waffe wieder, die sie von einem der Toten im Wald aufgegriffen hatte und warf sie kraftlos auf den Boden. „Ich kann dich nicht zurücklassen.", versuchte sie es noch einmal. „Du bist in Gefahr. Sie werden dich finden und der Mittäterschaft schuldig sprechen. Ich will das nicht, nach all dem was wir miteinander durchgemacht haben. Die Nächte, die ich damit verbracht habe, dafür zu sorgen, dass es dir wieder besser geht. Ich hätte...-"

Shiva schnitt ihr das Wort ab. Sie konnte sich ihren Gefühlsausbruch sparen, als sie merkte, dass an der ganzen Sache etwas faul war. „Die Polizei ist hinter uns her? Seit wann? Wo sind sie?"

Sie konnte Richie's Anspannung spüren. Sie mussten weiter, ganz weit weg von hier und versuchen so unauffällig zu bleiben, wie es nur geht.
Shiva wollte sich zu Richard umdrehen um ihm zu sagen, dass er ihre Sachen packen sollte, doch da war es schon zu spät. Sie hörte Autos auf den Platz rasen. Sirenen heulten auf und Reifen quietschten, als sie zum stehen kamen.

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