Eisblaue Augen
Oktober, drei Jahre später.
„Ich wusste gar nicht, dass du so viel trinken und immer noch gerade stehen kannst!"
Shelly saß auf einem der Barhocker und sah ihrer Freundin dabei zu, wie sie in einer Linie einige Schritte machte, obwohl sie mittlerweile schon auf dem Boden liegen, während sich alles um sie herum drehen sollte. Doch wie sie sie kannte, könnte sie locker nochmal das gleiche trinken und ihr immer noch halbwegs normale Antworten geben.Und genau das machte ihr Sorgen.
„Du weißt doch, dass ich ein Naturtalent bin.", erwiderte Shiva und sah ihre Freundin an, die mittlerweile schon mit ihrem dritten Shot zu kämpfen hatte. Shelly war es nicht gewöhnt so viel zu trinken. Alleine sie dazu zu überreden, mit ihr zusammen heute Abend raus zu gehen hatte sie viel Mühe gekostet. Aber nicht nur ihr fiel es schwer, sonder Shiva selbst, denn sie verlernte langsam aber sicher, wie man sich im sozialen Leben verhält wenn man alleine ist. Lieber hatte sie jemanden dabei, um sich nicht ganz so hilflos zu fühlen.
Shiva ging lange nicht mehr so oft raus, wie sie es früher tat, bevor sie...
„Ich denke nicht, dass man so etwas ein Naturtalent nennen könnte. Eher eine Wie lange hält meine Leber durch, bis ich an einer Alkoholvergiftung sterbe – Challenge."
Shiva setzte sich wieder neben ihre angetrunkene Freundin und lachte. „Ich geh' an meine Grenzen. Müsstest du eigentlich wissen." Shelly war die einzige Person, mit der sie sich bestens Verstand. Alle anderen in ihrem Umfeld hatten es mittlerweile aufgegeben zu versuchen ihr zu helfen, so wie sie es nannten.
Für all ihre Freunde und Bekannten war Shiva zu introvertiert, trank zu oft und wollte sich niemandem öffnen. Nur Shelly schien das alles nicht wirklich zu stören. Sie beschwerte sich nicht, wenn sie zu ihrem Apartment kam und unzählige Flaschen neben ihrem Bett standen, sie sagte nichts, wenn sie Shiva auf dem Boden sitzend sah, mit einem leeren Blick, der ins Nichts ging. Sie setzte sich zu ihr, gab ihr Zeit sich wieder zu ordnen und zog sie anschließend in eine Umarmung, ohne ein Wort gesprochen zu haben.
Niemand wusste, warum Shiva so war. Sie hatte es ja auch niemandem erzählt, doch sie war ihrer einzig wahren Freundin dankbar dafür, dass sie nicht auch noch versuchte, sie zu ändern.Es war jedoch nicht immer so düster und schleierhaft in Shiva's Welt, was sie gerade in diesem Moment bewies.
Sie hoben ihre Gläser auf nichts außer ihre Freundschaft, ohne dabei einen negativen Gedanken zu fassen und Shelly war froh darüber, ihre Freundin einmal länger wie einige Sekunden lächeln zu sehen.„Ich glaube ich bin raus. Höchstens du möchtest mich heute nach Hause schleppen und mir die Haare halten, wenn ich über dem Klorand hänge und mir die Seele aus dem Leib breche." Ihr entkam ein kleines Auflachen, als sie sich ihre langen blonden Haare aus dem Gesicht strich und ihre halb leere Bierflasche ansah.
„Alles klar, ich denke dass wir uns solche Momente ersparen können.", sagte Shiva und zog ihren Hocker näher an die Theke um sich nicht so weit nach vorne bücken zu müssen. „Hey Barkeeper, ein Glas Wasser für meine Freundin!"
„Du lässt mich aussehen wie ein Weichei das nichts einstecken kann."
„Kannst du ja auch nicht." Shiva lachte und erntete einen leichten Schlag gegen die Schulter.
„Was denn? Ich sage nur wie es eben ist, dass musst du akzeptieren.", stachelte sie weiter, ließ es aber dann bleiben, nachdem der Barkeeper mit einem leichten Grinsen das Wasser vor Shelly abstellte.
Für einen kurzen Moment schwiegen Beide. Laute Gespräche und Musik traten in den Vordergrund in der gut besuchten Bar.
Shiva sah sich um. Überall um sie herum saßen überwiegend junge Leute, etwa in ihrem Alter entweder an der Theke oder in den Clubsesseln und lächelten, während sie mit ihrem Gegenüber sprachen. Es beruhigte sie, dass sich niemand darum kümmerte, wer sie war und warum sie hier waren. In Anonymität zu leben gab Shiva schon immer ein gutes Gefühl, auch wenn es nur in einer Bar war.
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Das Todesspiel
TerrorSie ist eine flinke Mörderin, Ihre Partner sind gnadenlos. Sie arbeiten zusammen. Schnell, tödlich und nicht zu schnappen. Sie töten jedoch nicht nur, sie gehen ihren Drängen nach und töten so auf brutalste Weise. Reich. Gefährlich. Gesucht. Gejag...