"Nikolina", hauche ich und versuche sie zu wecken, mühsam dreht sie sich um und zeigt mir den Stinkefinger. Super, sie sollte mich heute zur Arbeit fahren, da meine Mutter unerwartet zur Arbeit musste heute.
"Komm schon, bitte, ich muss pünktlich sein, es ist Montag", ich stupse sie noch einmal leicht und endlich öffnet sie die Augen. Ich habe noch zwanzig Minuten bevor wir losfahren müssen. Nachdem wir beide Gestern Schwimmen waren, war Nikolina total kaputt. Sie gestand mir, dass sie diesem Hobby nach meinem Umzug nicht mehr gross nachgegangen war. Der Sonntag war wie im Flug verflogen und ich konnte meine Nervosität fast nicht unterdrücken, bis Nikolina schliesslich resigniert die Hände am Esstisch in die Luft stiess und mich anflehte ihr zu sagen was mit mir los sei. Ich erklärte ihr die ganze Geschichte von Anfang an, von Sebastien bis Jonas zu William, sogar in Gedanken hauche ich seinen Namen.
"Wer ist dieser William, ein wenig unheimlich und irgendwie total erotisch, nicht?", Nikolina hielt ihre Begeisterung in Grenzen als sie mich gestern über ihn ausgefragt hatte, natürlich kannte sie seinen Vater, wusste jedoch nicht, dass er sein Sohn war. Wahrscheinlich hielt er sich bedeckt oder benutzte einen falschen Namen unter Menschen, wieso auch immer. Es waren nur Spekulationen und wir unterhielten uns sehr lange über meine Beziehung zu Jonas und was dieses Gewirr von Menschen, vor allem Männern um mich herum sollte. Sebastien hatte gestern noch versucht mich zu erreichen, doch ich hatte ihn abgeblockt, da mich seine Aktion verletzt hat. Ich wollte schon zu meinem üblichen Outfit greifen, doch stattdessen erinnerte ich mich an Aleks Worte, so zog ich eine hellblaue Tunika aus dem Schrank und weisse Jeans, dazu Ballerinas, das Wetter wurde immer besser und ich freute mich wahnsinnig auf den Sommer.
"Uh schick", kommentierte mich Nikolina beim Vorbeigehen aus ihrem Zimmer ich sah sie genervt an.
"Bist du soweit", rief ich ihr hinterher.
"Ja, ich hole nur noch kurz meine Sporttasche, dann bin ich wenigstens nicht umsonst so früh aufgestanden", ich formte mit den Lippen ein kurzes "SORRY", sie nickte nur und zeigte mit dem Finger auf mich.
"Ja du hast was gut bei mir, keine Sorge mein Wagen steht heute wieder in der Garage", sie schickte ein Kuss gen Himmel und grinste.
Um Punkt sieben Uhr war ich in meinem Büro und erzählte meiner Chefin vom Wochenende, die unbegreiflichen Stellen und William liess ich aus, nicht jeder musste davon erfahren, zumal es noch nichts zu bedeuten hatte.
"Sie sehen heute aber bezaubernd aus, Tea", Dr. Lorenz sah mich an und ich bedankte mich lächelnd, Dr. Lorenz war der leitende Chefarzt für den ich zusammen mit Anbelle, meiner Chefin, arbeitet. Er war ein älterer Herr um die Mitte sechzig und an Rente war bei ihm noch lange nicht zu denken. Er war sehr charmant und hatte immer ein Ohr für seine Mitarbeiter, er war ein herzensguter Mensch und ein grandioser Arzt.
Belle, wie ich sie inzwischen nannte, und ich stürzten uns auf die Arbeit und den Lunch verbrachten Anbelle und ich heute allein, da Aleks mit einer anderen Kollegin in die Stadt gegangen war. Ich fragte meine Chefin e wie es bei ihren Schwiegereltern in Spe gewesen war. Belle war siebenundzwanzig und hatte sich vor einem halben Jahr mit ihrem Freund Dominik verlobt. Sie waren erst seit einem Jahr ein Paar und haben sich sehr schnell für eine Hochzeit entschieden, nun sollten sie in einem halben Jahr heiraten. Wir alle waren natürliche eingeladen und ich freute mich schon wahnsinnig auf die Hochzeit im Spätherbst.
"Die Arrangements für die Hochzeit stehen zum Glück schon fest, ich muss echt nur noch ein Kleid finden und die Torte auswählen, zum Glück ist meine Cousine Weddingplanerin. Ohne sie könnte ich das niemals so schnell auf die Beine stellen!", Belle, sah mich überglücklich an und ich freute mich wahnsinnig für sie, ich kannte sie zwar nicht so lange aber ich hatte den Eindruck, dass sie es verdient hatte glücklich zu sein. Selber könnte ich mir noch nicht vorstellen zu heiraten. Bei den Serben ist es ähnlich wie bei anderen Kulturen auch, die Frauen und Männer heirateten ziemlich schnell um noch schneller eine Familie zu bekommen, doch das war bei mir und meiner Schwester Nikolina überhaupt nicht der Fall. Ich wollte auf jeden Fall jemanden aus purer Liebe heiraten und sei es, dass ich erst mit dreissig heirate, doch dieses Risiko würde ich problemlos ohne zu Fragen eingehen.
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Wie ein Regentropfen auf der Haut
RomanceZurück in der Kleinstadt, zurück im alten Leben. Für Teodora Vitez ist es ein Rückschlag, nach einem turbulenten Studienjahr und einer missglückten Beziehung, möchte sie sich nur noch ihrer Arbeit und sich selbst widmen. Doch wie das Schicksal spiel...