"I reach out for you but you fall..", Klar, Junkie for your Love musste ja gerade im Radio laufen spielen. Heute war Freitag, ich habe natürlich nicht an William gedacht, nein überhaupt nicht. Die Tage schienen ineinander zu verschmelzen, ich hatte schon fast zwei Wochen nichts von William gesehen oder gehört. Für mich war das ein klares Zeichen, dass er es mit mir nicht ernst gemeint hatte, nur war es schwer nicht an ihn zu denken. Er war so geheimnisvoll, gefährlich und diese Augen.. verdammt. Ich packte meine Haare und hörte Schritte hinter meinem Bürostuhl.
"Okay, nun raus mit der Sprache, was zur Hölle ist los mit dir?", Belle stand dicht hinter meinem Stuhl und ich drehte mich langsam zu ihr um. Ich bemühte mich um eine ausdruckslose Miene.
"Glaub mir, es ist nichts", ich probierte ihrem Blick Stand zu halten, doch ich schaffte es nicht, Belle reckte das Kinn vor und ich fühlte mich gezwungen es ihr zu erzählen.
"Okay, aber wir können das nicht hier besprechen", ich liess den Blick über das Büro schweifen.
"Ich bitte dich, sei nicht albern, schiess los", Belle setzte sich auf meinen Tisch, ich stand auf und schliess die Tür.
"Okay..", ich erzählte ihr absolut alles, von der ersten Begegnung bis am Dienstag vor einer Woche, ich erzählte ihr wie fasziniert ich von ihm war und wie toll er aussieht, wie sich seine Stimme wie Samt um meine Ohren legte und dort ein süsses Kribbeln verursachte, einfach alles.
"Wow, da ist aber jemand verknallt", schoss es aus Belle heraus. Ich lief knallrot an. War dem so? War ich tatsächlich in dieses arrogante und vor Allem grösste Arschloch verknallt? Nein, dies konnte nicht sein.
"Hör auf, es ist niemals etwas zwischen uns vorgefallen, es war einfach nur komisch und naja.. irgendwie anders", ich sah auf meine Hände und pulte an meinen Fingernägeln herum. Belle nahm meine Hände und stand direkt vor mir.
"Ich erkenne eine Frau die kurz davor ist ihren Verstand an einen Mann zu verlieren, den sie nicht kennt, glaube mir, denn das gleiche passierte mir und Tom auch", ich sah zu ihr hinauf und dieses schelmische Grinsen von eben schien wie verflogen.
"Nein, ich denke es ist einfach nur eine Schwärmerei für jemanden, der mich ausnutzen wollte und ich sollte es dabei belassen", ich sah zur Uhr.
"Du kannst schon gehen wenn du willst, ich komme hier auch alleine zu Recht. Ich bleibe auch nicht mehr lange und wegen dieser mickrigen halben Stunde kommt es am Freitag wohl auch nicht mehr an", sie grinste und lotste mich aus dem Büro. Ich stand nun da, halb euphorisch und halb traurig darüber, dass heute Freitag war. In Gedanken verloren schweifte ich über die Räumlichkeiten als mein Handy vibrierte.
Sebastien.
"Hey", sagte ich leise. Ich kam mir etwas dumm vor mich nicht beim ihm gemeldet zu haben, doch schliesslich hatte er mich verletzt.
"Hey Süsse, hast du eine Minute für einen gekränkten Freund?", er klang amüsiert doch reserviert im ersten Moment.
"Na klar", plötzlich wollte ich meinen Freitagabend nicht mit schmollen verbringen und so schoss es aus mir heraus:"Hast du vielleicht Lust auf einen Cocktail, draussen in der Street?"
Ich hörte wie Sebastien etwas verdutzt zu sein schien, doch schliesslich hörte ich sein Lächeln durch das Handy.
"Dieses Mal warst du schneller, okay klar, sehen wir uns gleich?"
"Ich bin in zehn Minuten da", ich legte auf und konnte mir den Blick auf die Cafeteria nicht ersparen. Verdammt, nicht an William denken.
Pünktlich sass ich um Sechszehn Uhr dreissig in der Street und hatte mir einen, noch, alkoholfreien Cocktail bestellt. Ich öffnete meine Haare und liess sie in langen Wellen meinen Rücken hinunter, die Bar war einfach genial. Wieso gab es die zu meiner Schulzeit nicht? Sie lag direkt an der Bahnhofstrasse und war umgeben von Menschen, draussen vor der Bar waren überall gemütliche Lounges die auf einem künstlichen Kies/Sandboden standen, man konnte hier eine gemütliche Wasserpfeife rauchen, oder sich am heutigen Wetter erfreuen. Für Mai war es schon ziemlich warm und ich genoss jeden noch verbleibenden Sonnenstrahl.
"Was für ein Anblick", ich drehte mich prompt um und neben mir stand Sebastien den Blick mit der arroganten Sonnenbrille auf mich gerichtet.
"Schön das Wetter, findest du auch?", meinen Mund umspielte ein Lächeln, da ich seinem Kommentar ausweichen wollte.
"Nicht nur das Wetter mon Cherie", Sebastien zwang mich aufzustehen und er umarmte mich so innig, dass mir fast die Luft wegblieb.
"Ich dachte, du würdest mir nie verzeihen", er hatte sein Gesicht an meiner Schulter vergraben und atmete hörbar ein. Ein kleines Kribbeln durchfuhr mich, ich ignorierte es sofort, da es mir peinlich erschien.
"Um eins klar zu stellen, verziehen habe ich dir noch nicht. Doch ich möchte wissen, was dort vorgefallen war und wieso", ich sah ihm tief in die Augen und er blickte zu meinem Cocktail.
"Mit oder ohne?"
"Ohne", antwortete ich.
"Na gut, wenn du keinen Intus hast, muss ich wohl mit der ganzen Wahrheit rausrücken", er grinste etwas verlegen und ich knuffte in in die Schulter.
Sebastien bestellte sich ebenfalls einen Cocktail und wir stiessen an. Er begann mir zu erzählen wie Jonas ihn angeschrieben hatte und sie schon vor Monaten erneut Kontakt aufgebaut hatten, er hatte mir auch erzählt, dass Jonas schon länger in Erwägung gezogen hatte mich zu verlassen, es jedoch aus Gewohnheit nicht schaffte. Wieso es zu dem Treffen in der Baar vor paar Wochen kam, konnte er mir nicht sagen, da er absolut keine Ahnung hatte, dass Jonas mich suchen würde.
"Ich nehme an, er hatte sich gedacht, dass du wieder zu Hause wärst und ich schwöre dir, ich habe ihm kein Wort gesagt wo du bist oder was du machst. Ich habe ihm nicht einmal erzählt, dass ich dich gesehen habe an diesem Freitag, erinnerst du dich?", natürlich erinnerte ich mich an diesen Freitag, dass war auch der Abend als William mich beschütz hatte und daraufhin mich dumm angemacht hatte.. ich versuchte meine Gedanken wieder auf Sebastien zu richten.
"Sebastien, lüg mich bitte nicht an", ich hatte es Leid.
"Ich versichere dir, er wusste es nicht von mir. Ich weiss nicht wie viel Kontakt er noch mit gewissen Leuten von hier hat, ich schwöre es. Sollte ich herausfinden, wie er dich gefunden hat werde ich es dir sofort sagen, versprochen".
Sebastien entschuldigte sich noch ein paar Mal und ich verzieh ihm, ich wusste trotzdem nicht mehr als am Anfang, doch wenigstens hatte ich einen Freund dadurch nicht verloren. Der Abend wurde kälter und die Cocktails immer mehr.
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Wie ein Regentropfen auf der Haut
RomanceZurück in der Kleinstadt, zurück im alten Leben. Für Teodora Vitez ist es ein Rückschlag, nach einem turbulenten Studienjahr und einer missglückten Beziehung, möchte sie sich nur noch ihrer Arbeit und sich selbst widmen. Doch wie das Schicksal spiel...