Um Punkt zwölf Uhr verliessen meine Chefin Anbelle und ich unser Büro im Krankenhaus, als uns Aleksandra über den Weg stolperte. Aleksandra war eine von drei Arztsekräterinnen in der Onkologie im Krankenhaus, wo ich vor circa einem Monat angefangen hatte zu Arbeiten. Aleksandra war total tollpatschig aber eine treue Seele, dies erkannte ich am ersten Arbeitstag.
"He Leute, wo wollt ihr hin?", Aleksandra sah mich aufgeregt an.
"Wir wollten gerade ins Pierre's gegenüber, möchtest du mitkommen Aleks?", meine Chefin sah mich an.
"Wenn das Okay für dich ist Tea?", ich sah sie verdutzt an.
"Was für eine blöde Frage", antwortet ich und hatte Aleksandra schon unter dem Arm gepackt und lief in Richtung Pierre's. Das Lokal war nicht gerade sehr gross, hatte jedoch eine enorme Ausstrahlung und war genial eingerichtet. Es war etwas zwischen Vintage Saloon und einer Spacebar, total freaky und genau mein Ding. Ich starrte in die Hohe Decke des Pierre's und sah Anbelle an.
"Sieht nicht wie ein Pierre's aus", Anbelle stimmte mir ein und zeigte auf einen freien Tisch am Fenster mit Ausblick auf das Krankenhaus.
"Können wir unseren Arbeitsplatz bitte am Mittag lassen wo er ist?", fragte Aleks etwas betrübt.
"Es ist erst Montag Anbelle und die Woche ist schon genug lang", sie seufzte und ich grinste vor mich hin.
"Tea beschwert sich auch nicht, also sei still", Anbelle nahm Platz und Aleks setzte sich so weit vom Fenster weg wie möglich.
"Sie ist ja auch erst kurz hier, warte nur bis sie so lang wie ich hier ist", Aleks stupste mich an und ich sah beschämt zur Menükarte. Die Auswahl war klein, jedoch exklusiv. Sommersalat mit Erdbeeren und Ananas, Hausgemachter Burger mit Trüffel und eine von einer bestimmten Sarah gemachter Grossmuttercake. Der Kellner kam an unseren Tisch und grüsste uns freundlich, Aleks und ich bestellten uns den berüchtigten Sommersalat und Anbelle bestellte sich ein Entrecote. Wir unterhielten uns und lernten uns alle etwas besser kennen.
"Wie kommt es, dass Chur deine Heimatstadt ist, du aber hier keine Freunde mehr hast?", Aleks sah mich fragend an.
"Nun ja, eigentlich ist es ganz einfach. Ich war nie wirklich beliebt und war etwas schüchtern in der Schule, eine Einzelgängerin so zu sagen", ich wechselte das Thema.
"Und Anbelle, wann ist die Hochzeit?", Anbelle machte grosse Augen und schon war meine Schulzeit vergessen. In Wahrheit war ich froh meine Lebensgeschichte etwas versteckt halten zu können, für mich war es sehr schwer in der Schule da ich stets gemobbt wurde weil ich etwas dicker und eine Brille trug. Heute scheint mir das alles unnötig, meine ganzen Tränen, wenn ich nie eingeladen wurde zu Geburtstagspartys, zu den verbotenen Partys wo sich alle betranken und rauchten. Ich hatte immer nur Nikolina, Diana und meine Bücher. Stets dachte ich dies würde mir genügen, doch dann schloss ich meine Lehre ab, brachte mich in Form liess meine Augen operativ korrigieren und lernte Jonas kennen. Vor einem Jahr dachte ich noch, soll dies alles vom Leben gewesen sein? Ich war glücklich, doch nicht erfüllt. Es wäre wohl Zeit sich eine beste Freundin zu suchen, oder zumindest es zu versuchen.
"Hey hättet ihr vielleicht Lust am Freitag etwas Trinken zu gehen?", ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und sah sie an.
"Ich kann am Freitag leider nicht, wir gehen zu Toms Eltern nach Luzern", sagte Anbelle, hängte aber noch ganz schnell ein "Ein anderes Mal gerne", an.
"Klar doch, was hast du im Plan?", Aleks sah mich freundlich an.
"Ich dachte wir gehen in diesen neuen Club an der Bahnhofsstrasse? Etwas Tanzen und das Wochenende feiern", ich wusste nicht was ich sonst sagen sollte.
"Klingt super!", Aleks klatschte sich in die Hände.
"Ihr Glücklichen", murmelte Anbelle durch ihr Entrecote. Ich lachte und war aufrichtig glücklich.
Gerade als ich von der Tiefgarage des Krankenhauses nach Hause gehen wollte, sprang mein alter Golf nicht an.
"Nein, nein, nein, nein, tu mir das nicht an bitte", ich legte meinen Kopf auf das Lenkrad, ich versuchte es schon seit einer gefühlten Stunde. Ich hätte weinen können, da ich mich auf das Abendessen zu Hause gefreut hatte und meine Familie. Gerade als ich meinen Papa anrufen wollte um ihn zu fragen ob er mich abholen könnte, klopfte es an meiner Fensterscheibe. Ich sah hoch und mir stockte der Atem. Ein junger Mann mit einem Gesicht als ob er aus einer Modezeitung entsprungen wäre, sah mich an. Ich versuchte die Fensterscheibe runter zu lassen, drückte und merkte nicht, dass ich vergeblich drückte, da das Auto keinen Saft hatte.
"Versuchst du die Scheibe mit Telekinese zu öffnen?", der junge Mann grinste mich an und erst dann verstand ich, dass ich immer noch vergeblich drückte. Mir war das so unheimlich peinlich, dass ich rot anlief und auf meine Hände sah, ich öffnete die Türe und winkte ihm. Anstatt etwas zu sagen, schloss ich einfach die Autotüre. Der junge Mann sah mich etwas verwirrt an und deutete auf meine Haube.
"Hm?", fragte ich völlig verloren. Und blickte ihn an, er trug einen Anzug und schien mir sehr gepflegt, sein Eau de Cologne wehte zu mir hinüber und unwillkürlich schloss ich meine Augen. Gott, er duftete wahnsinnig gut.
"Ist alles in Ordnung bei dir?", etwas verwirrt öffnete ich meine Augen und kam mir verdammt dämlich vor, er war so nett mir zu helfen und ich bekam kein einziges Wort aus meinem Mund. Es kann doch nicht sein, dass ich verlernt hätte mit fremden gut aussehenden Männern zu reden.
"Ja, entschuldige. Das Auto macht mich fertig", ich öffnete die Motorhaube und sah ihn von der Seite an. Sein Profil war genauso schön wie seine vordere Ansicht. Er war nicht typisch schön, war total markant, kantig doch etwas schien meine Augen anzuziehen wie ein Magnet.
"Ist deine Batterie neu?", fragte er und lehnte sich zum Motor des Wagens. Ich sah von ihm weg und massierte mir die Schläfen und nickte. Plötzlich schien mir der Anzug zu teuer um ihn mit Motoröl zu beschmieren.
"Hey, falls du los musst, rufe ich einen Abschleppdienst. Dieser Anzug ist viel zu schön um ihn zu ruinieren", oh nein, hatte ich das jetzt wirklich gesagt? Er blickte weiterhin auf die Batterie und fummelte an ihr herum.
"Ist schon in Ordnung, ich habe Dutzende davon", sagte er lässig.
"Viel Spass beim ruinieren", ich grinste.
"Du lässt dich von der Äusserlichkeit täuschen", sagte er und sah mich ziemlich arrogant an.
"Es tut mir Leid, ich wollte dir nicht zu Nahe treten", ich sah zu Boden. Als ich meinen Kopf aufhob um ihn anzusehen, hatte er die Motorhaube schon geschlossen und lief geradeaus zu einem grossen SUV. Gerade als ich ihm hinterher wollte, war er schon eingestiegen und sah mich nicht einmal an. Okay, das war komisch. Na toll, jetzt stand ich mit einem alten Schrottkarre in der Tiefgarage und hatte einen völlig Fremden verärgert, warum auch immer. Ich setzte mich hinter das Lenkrad und betete zu Gott, er möge doch einfach anspringen. Ich hörte den Motor anspringen. Ich dankte nicht Gott, dass er meinen Wagen zum Laufen gebracht hatte, sondern ich dankte ihm, dass er mir diesen jungen Mann vorbei geschickt hatte.
Zu Hause angekommen erzählte ich Nikolina alles und sie sagte mir nur, wie bescheuert ich war so einen Mann einfach gehen zu lassen. Ich fragte sie ob sie ihn vielleicht kennen würde, doch ich bekam nur brüchige Informationen. Ich musste ihm danken, irgendwie. Ich nahm mir fest vor Aleksandra morgen zu fragen. Sie lebte schliesslich schon seit zwei Jahren hier. Sie würde sicherlich wissen wer er war. Ich schloss meinen Laptop und versuchte mich auf Schlaf zu konzentrieren, doch der fremde Mann ging mir nicht aus dem Kopf. Schliesslich schlief ich ein und träumte von stechend grünen Augen.
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Wie ein Regentropfen auf der Haut
RomanceZurück in der Kleinstadt, zurück im alten Leben. Für Teodora Vitez ist es ein Rückschlag, nach einem turbulenten Studienjahr und einer missglückten Beziehung, möchte sie sich nur noch ihrer Arbeit und sich selbst widmen. Doch wie das Schicksal spiel...