Wieso meldest du dich nicht?
Sebastien. Ich hatte ihn total vergessen und ehrlich gesagt hatte ich auch momentan keine Zeit mich mit ihm zu unterhalten. Ich war völlig gelähmt von den Ereignissen in den letzen Tagen und am allermeisten von William, seit Samstag hörten wir uns fast täglich doch immer mit einer gewissen Distanz. Mir kam es so vor als ob er versuchen würde mich als Freundin zu sehen um mich in seiner Nähe zu behalten, wieso war mir rätselhaft. Wir hatten uns nicht mehr gesehen und ich dachte mir es wäre besser so, mein Verlangen nach ihm würde aufhören, doch dem war nicht so. Jede Minute bei dem ich ihn nicht sah war die totale Qual, ich kam mir vor wie eine Ertrinkende die das Wasser sah aber nicht gen Oberfläche schwimmen konnte. Wie sollte ich denn diesen Zustand von mir erklären? Ich war in William Desmond verliebt ob ich es nun wollte oder nicht. Der Mittwoch schien mir elend langsam voran zu gehen also dachte ich an Michele und ob sie sich freuen würde mich zu sehen, da mir William vor etwa einer Stunde geschrieben hatte er wäre im Training, würde ich ihn sicherlich nicht bei seiner Grams sehen.
"Hey Belle, würde es dir was ausmachen wenn ich eine kurze Kaffeepause mache? Ich würde gerne eine ältere Dame hier im Krankenhaus besuchen", Belle und ich waren den ganzen Vormittag sehr beschäftigt gewesen um unsere Arbeit so früh wie möglich zu erledigen, da wir beide nur noch nach Hause wollten. Sie hatte sich mit ihrem Verlobten gestritten und war dementsprechend etwas gereizt, ich wollte es mir trotzdem nicht nehmen Michele zu besuchen und sowieso hatte ich eine Pause zu gut.
"Von mir aus", sie sah weiterhin auf ihren PC, ich wollte sie nicht weiter nerven, da ich wusste wie es war wenn man sich stritt. Also ging ich leise aus dem Büro, ich würde ihr einen grossen Latte mitnehmen, da ich wusste, dass sie nicht auf mich wütend war. Wenigstens konnte ich ihr den Tag um einen Prozent schöner machen. Der Krankenhausgang der Onkologie ist lang und Michele ist zurzeit im zweitletzten Zimmer auf der Station untergebracht, wenn man im Krankenhaus arbeitet, kennt man seine Station. Die Onkologie war auf zwei Stockwerke verteilt und Michele war auf meinem Stockwerk, sie trug einen anderen Nachnamen als William, darum war sie mir auf den ersten Blick in die Akten nicht aufgefallen. Auf dem halben Weg machte ich kehrt und ging zur Cafeteria, ich würde uns je eine Stück Kuchen und Coffee to go holen, ich konnte doch nicht mit leeren Händen zu Michele! Als ich meinen kleinen Einkauf erledigt hatte, lief ich den Gang zurück und klopfte vorsichtig an der Tür und sie rief fröhlich "Bitte". Ich ging hinein und ihre blauen Augen sahen mich glücklich an, ich hatte das Gefühl sie würde richtig strahlen als sie mich sah.
"Teodora, meine Liebe! Wie ich mich freue dich wiederzusehen!", sie stand vorsichtig auf und ich lief auf sie zu.
"Nein bitte, Sie müssen doch meinetwegen nicht aufstehen!", ich hielt sie kurz am Arm fest und deutet ihr sich wieder hinzusetzen. Sie lächelte mich an und hielt meine Hände.
"Wie schön du bist, eine wahre Augenweide, komm setz dich zu mir", ich setzte mich gegenüber von ihr hin. Sie hatte heute einen knallroten Turban angelegt und trug beige Stoffhosen mit einer sehr eleganten Bluse, sie war eine stilvolle Frau und dies sah man ihr von Weitem an, doch sie war so herzlich, dass ihr hartes Äusseres alles wieder weicher und femininer wirken liess.
"Ich werde sie nicht fragen wie es ihnen geht, sondern frage sie direkt ob sie Lust auf ein Stück Kuchen hätten?", ich hielt die Kuchen die schön liebevoll in einem Sack verpackt waren in die Höhe. Sie fing an zu lachen und ihr Lachen war tief und grollend, fast so wie Williams.
"Wie charmant du bist! Natürlich habe ich Lust auf Kuchen, würde es nach mir gehen hätte ich jeden Tag früher einen gegessen, doch man musste ja auf seine Figur achten.. ", ihr Blick wurde kurz traurig und sie sah mich an, schnell schüttelte sie ihre Gedanken fort.
"Zum Glück machen wir heute einen Naschtag", ich legte die Kuchenstücke auf den Tisch und verteilte den Kaffee.
"Ich wusste nicht was für einen Kaffee Sie trinken, oder ob sie überhaupt welchen trinken also habe ich uns die im kleinen Becher geholt", ich stellte noch Zucker und Kaffeerahm auf den Tisch.
"Das ist so aufmerksam von dir, deine Eltern müssen wohl sehr stolz auf dich sein, so eine gut erzogene Tochter zu haben."
"Naja, wir bemühen uns", ich lächelte sie etwas schüchtern an. Ich hatte noch nie ein Kompliment für mein Verhalten bekommen, da ich dies als normal betrachtete.
"Wir? Also gibt es noch mehr solch bezaubernder Töchter?"
"Ja, insgesamt sind wir zu Dritt, ich bin die Jüngste. Die Älteste heisst Diana und die zweitälteste heisst Nikolina und dann komme ich", ich gab etwas Zucker zu meinem Kaffee.
"Wunderbar! Wohnt ihr alle noch zusammen?"
"Nein, Diana ist elf Jahre älter als ich. Sie hat schon drei Kinder und ist mit einem sehr tollen Mann verheiratet." Ich grinste über beide Ohren, da ich tatsächlich froh war meine Schwester in so tollen Händen zu sehen.
"Wieso ist sie denn so viele Jahre älter als du und Nikolina?", Michele sah amüsiert zu mir rüber und nahm einen grosszügigen Schluck vom Kaffee.
"Naja, meine Eltern wünschten sich schon immer drei Kinder. Doch Mama hatte viel und hart gearbeitet, also konnte sie nicht schwanger werden. Als Diana dann zehn Jahre alt war, hörte meine Mutter aus gesundheitlichen Gründen mit der Arbeit auf und es war das Beste was ihr je passiert war, denn nach einem Halben Jahr wurde sie mit Nikolina schwanger", es fiel mir bei Michele überhaupt nicht schwer von meiner Familie zu erzählen, sie war so viel einladender als William, bei ihm wusste man nicht ob man sich vor seiner Berührung hingeben oder ducken sollte, er war wie der Wind.
"Und du kamst dann als Krönung, habe ich Recht?", Michele war so entzückt von meiner Lebensgeschichte und meiner Familie, dass sie spannend jedes Wort mithörte.
"Jain, ich war mehr ein Wunder", kaum hatte ich das gesagt, war Michelle aufmerksamer.
"Wie meinst du?", fragte sie.
"Nun, ich sollte irgendwann im Januar 1995 auf die Welt kommen, doch ich kam viel früher, schon am 12.November 1994. Meine Eltern erzählten mir ich wäre wie durch ein Wunder noch am Leben und das ich eine Kämpferin wäre, doch manchmal scheint mir dies nicht so", leicht beschämt senkte ich den Kopf. Michele hielt mich am Kinn fest und ihre Augen glänzten, weinte sie etwa?
"Du bist eine Kämpferin, lass dir nie etwas anderes einreden, hörst du?"
"Wie können Sie sich da so sicher sein, ich meine, nun ich möchte nich unhöflich sein, doch wir kennen uns kaum", ich sah sie ernst an, Michele erwiderte meinen Blick und lächelte.
"Ich sehe es dir an, die Augen Liebes, sie geben so viel preis", ihre Augen verdunkelten sich gefährlich und ich blinzelte. Waren meine Augen denn so lesbar?
"Nun, ich denke ich sollte langsam wieder zurück an die Arbeit, ich verspreche ich komme bald wieder vorbei!", ich stand langsam auf und sah Michele an.
"Bitte, es wäre mir ein Vergnügen und ich werde William von dir grüssen, er sollte heute Abend noch kommen", sie lächelte freudig. Nein, sie sollte ihn doch nicht grüssen, ich möchte doch Abstand.
" Ähh, ja. Müssen Sie nicht unbedingt.. ", sie liess mich nicht mal ausreden sondern unterbrach mich und brachte mich direkt zum schweigen indem sie mich ansah und sagte.
"Ich mag vielleicht alt sein, doch den Funken von Begehren und Liebe sehe ich noch sprühen, nun geh", sie gab mir einen kurzen grossmütterlichen Kuss auf die Backe und ich verliess perplex ihr Zimmer. Liebe und Begehren?
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Wie ein Regentropfen auf der Haut
RomanceZurück in der Kleinstadt, zurück im alten Leben. Für Teodora Vitez ist es ein Rückschlag, nach einem turbulenten Studienjahr und einer missglückten Beziehung, möchte sie sich nur noch ihrer Arbeit und sich selbst widmen. Doch wie das Schicksal spiel...