Der Fremde sah mich von oben bis unten ab, packte mich an der Hüfte und drehte mich, um sich zu vergewissern, dass es mir gut ging.
"Hey, alles in Ordnung bei dir? Ich rette dich schon zum zweiten Mal diese Woche", er lächelte ein schüchternes Lächeln und nahm mein Gesicht in seine Hände, ich konnte keinen Ton herausbringen. Meine Stimmbänder waren wie gelähmt, meine Hände zitterten, doch nur zum Teil wegen dem was mir gerade passiert war. Ich starrte in sein Gesicht und konnte nicht fassen, dass dieser Mann von dieser Welt war.
"Hey, hey.. Schhh, ist schon gut", er deutete mein Schweigen wohl als Schock und nahm mich in seine Arme. Ich schmiegte mich an ihn und atmete seinen Duft ein. Sandelholz und Zitrone mit einem Hauch von Thymian, was für eine Kombination. Ich schmolz dahin und mein Herz raste. Was war bloss los mit mir? Ich löste mich langsam aus seiner Umarmung und sah ihn an.
"Ich kann dir nicht genug danken, dass du mich gefunden hast, zum zweiten Mal. Zufall, schätze ich", kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen wendete er den Blick ab und ich konnte es mir nicht nehmen sein Gesicht wieder zu mir zurück zu ziehen, da er sehr viel grösser als ich war, musste ich mich ein wenig strecken um ihn zu berühren. Der Alkohol machte mich mutig.
"Schicksal würde ich wohl eher sagen und du solltest mich nicht so ansehen", sagte er mir und entriss sich meinen Händen. Etwas perplex sah ich ihn an und ging.
"Danke trotzdem", ich lief an ihm vorbei und der verdammt intime Moment mit dem Fremden war schneller vorbei als mir lieb war, doch er holte mich ein und drehte mich zu sich um.
"Pass das nächste Mal etwas auf, hier sollte man nicht alleine herumstreifen, vor allem nicht als Frau", er sah mich eindringlich an.
"Wie bitte? Ist das etwa meine Schuld, dass ich angegriffen wurde oder wie soll ich das verstehen?", ich wurde hysterisch. Was war bloss los mit ihm, als ob es wollen würde, dass mir so etwas passiert. Er sah mich missbilligend an.
"Natürlich, jeder weiss das man als Frau nicht alleine herumläuft, wo ist dein Freund?", er sah sich um und folgte meinem Blick in die Menge, "klar, auf solche Babylöwen ist nie Verlass, wenn die eigene Frau in Gefahr gerät", er sah angewidert aus. Plötzlich fühlte ich mich als müsste ich Sebastien verteidigen.
"Er ist nicht mein Freund und es besteht absolut keine Notwendigkeit ständig in Begleitung eines", ich deutete auf ihn und fuchtelte mit den Händen, er zog eine Augenbraue nach oben und sah mich an.
"Du meinst Mannes?", er verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte auf einmal sehr bedrohlich. Erst dann bemerkte ich ihn richtig. Er war eindeutig grösser und breiter als Sebastien, dazu hatte er unzählige Tattoos an beiden Armen, keine farbigen, sondern alles solide unheimliche und düstere Tätowierungen, seine Haut war dunkler als meine, wie Milchschokolade und er trug dunkle Jeans mit einem kurzen kurzärmeligen Shirt. Gott, ich war total betrunken von seinem Anblick und starrte ihn an. Er wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht umher.
"Nein, eines Tyrannen, so wie du einer bist", nun wurde er etwas wütend und packte mich fest am Oberarm.
"Wäre der Tyrann nicht gewesen, hätte der Typ dich um ein Haar vor den Augen deines Freundes vergewaltigt", er spuckte die Wörter beinahe durch die zusammengebissenen Zähne.
"Zum letzten Mal, er ist nicht mein Freund!", ich versuchte mich loszureissen als plötzlich Sebastien zwischen uns trat und sich vor mich stellte. Er schirmte mich mit seinem Körper ab und mich durchzog eine Erleichterung.
"Lass deine Finger von ihr", Sebastien war nahe an seinem Gesicht und der Fremde verzog keine Miene. Sondern hielt seinem Blick stand.
"Sonst was? Willst du sie beschützen so wie du es vorhin getan hast?", er lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme erneut, diese Pose war so lässig und gefährlich zugleich, Gott ich muss hier raus, zwei Männer waren eindeutig einer zu viel. Gerade als ich gehen wollte, zog mich Sebastien zurück und ich drehte mich hastig um.
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Wie ein Regentropfen auf der Haut
RomanceZurück in der Kleinstadt, zurück im alten Leben. Für Teodora Vitez ist es ein Rückschlag, nach einem turbulenten Studienjahr und einer missglückten Beziehung, möchte sie sich nur noch ihrer Arbeit und sich selbst widmen. Doch wie das Schicksal spiel...