#familie

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"Na Mädels, was sehen wir uns denn heute an?", es war eine Wohltat meine Eltern endlich wieder so zusammengerollt auf der Couch zu sehen, seit Papa Bezirkspolizist geworden ist, arbeitete er viel mehr als sonst und Mama musste viel auf ihren Ehemann verzichten, darum genoss sie jedes freie Wochenende in Zügen, sie stritt sich noch nicht einmal, auch wenn er im Unrecht war, so sehr genoss sie es mit ihm. So eine Liebe würde man nicht noch einmal finden..

Die Stimme meiner Mutter unterbrach mich.

"Na, Dora, willst du was aussuchen, wir sehen uns alles an, ausser Science-Fiction. Dieses Genre mag ich nicht", sie grinste mich mit ihren perfekten Zähnen an und ich lächelte. Natürlich, mein Lieblingsgenre würden wir heute nicht ansehen.

"Ehrlich gesagt, ich gehe und mache uns Popcorn. Ihr könnt ja was in der Zwischenzeit aussuchen", ich stand auf und ging in unsere Küche. Die Küche wurde nach Mamas Stil eingerichtet, alles sollte einfach doch trotzdem griffbereit sein und natürlich grosszügig. Seit wir die Eigentumswohnung renoviert hatten, war Mama gerne in ihrer Küche. Dies war ihr Tempel und sie war auch eine atemberaubende Köchin. Meine Gedanken schweiften wieder zu den Morden in unserer Stadt. Es war total ungewöhnlich und so etwas gab es in unsrer Stadt noch nie und dies machte mir Angst. Kurz durchzog mich ein Flashback vom weissen Adler heute Mittag. Ich hatte das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben, doch wo?

Ein Vibrieren zog mich aus meinen Gedanken.

"Ich rieche dich noch immer.."

William.

"Würde ich dich nicht kennen, wäre das ganz schön unheimlich", schrieb ich zurück. Ich musste Abstand von meinen Gefühlen ihm gegenüber gewinnen, da half nur sich blöd zu stellen.

"Glaub mir, es ist unheimlich"

Jetzt wurde es schon komisch. Ich legte mein Handy weg und versuchte nicht mehr an ihn zu denken. Ich konzentriere mich jetzt auf meine Eltern und unsere gemeinsame Zeit. Also ging ich zurück und setze mich auf den Sessel, ich legte das Popcorn auf den Tisch und sah dabei zu wie sich meine Mutter und Nikolina unterhielten, nein eher stritten, welchen Film wir uns ansehen würden. Meine Mutter möchte gerne The Notebook sehen und Nikolina hätte gerne Spy, Komödie gegen Romantik, wer würde wohl das Rennen machen?

Nach einer gefühlten Stunde Ryan Gosling und Nicholas Sparks, klingelte das Handy von meinem Vater. Mama machte schon ein trauriges Gesicht, da sie bestimmt wusste was dies zu bedeuten hatte. Mein Vater drehte sich zu meiner Mutter um und küsste sie kurz auf den Mund bevor er in seinem Büro verschwand.

"Ich hoffe es kann bis morgen warten", sie seufzte. Ich setzte mich zu ihr.

"Mach dir keinen Kopf, momentan spielt die Welt verrückt", ich umarmte sie leicht und Nikolina warf ihr einen Popcorn zu um sie aufzumuntern. Sie drückte meine Hand und sah mich an.

"Sag mal, wer hat dich heute eigentlich nach Hause gefahren?", was sollte ich bloss sagen?

"Ein Freund von Aleks", ich durfte meinen Eltern noch nichts von William sagen, Nikolina sah wieder zu ihrem Rotweinglas und hob die Augenbrauen.

"Mhm, ziemlich protzig dieser Freund", ich überhörte den Sarkasmus meiner Mutter und konzentrierte mich auf den Film, nach wenigen Minuten kam Papa aus dem Büro.

"Ich konnte sie abwimmeln, anscheinend gab es eine grössere Schlägerei in der Stadt", Papa schlenderte zur Couch und setzte sich neben mich und Mama.

"Also ein ganz normaler Samstagabend", ergänzte Nikolina grinsend.

"Na du musst es ja wissen", belehrte sie meine Mutter und ich wurde stutzig. Hm? Hatte ich was verpasst?

"Mama, das war einmal und hör immer auf das hochzuwürgen!" Ich sah wie Nikolina etwas rosa anlief. Was meine Schwester hatte sich mal geprügelt?

"Wann hast du dich bitte geprügelt?", fragte ich total überrascht.

"Wie du weisst das nicht? Also Tea wirklich!", mein Vater lachte so laut, dass ich gleich mitlachen musste. Er hatte dieses typische männliche tiefe grollende Lachen, ähnlich wie William.

"Nein, wehe du erzählst es ihr! Es ist so peinlich, Tea ich verspreche dir, hoch und heilig ich mache alles aber du darfst das nicht wissen!", Nikolina lachte jetzt aus Scham, dies sah ich ihr an. Ich konnte nicht mehr nun war meine Neugier so geweckt, dass es in meinen Fingern kribbelte.

"Okay, nun erzählt!", ich klatschte in die Hände und sah meine Familie an. Mama griff sich an die Stirn und unterdrückte ein Lachen.

"Gut. Also, vor etwa vier Monaten, wurde ich vor der Türe eines Club abgewiesen und ich wollte wie verrückt da rein! Also, habe ich hineingeschlichen", Nikolina sah zu Papa, "sorry Papa, ich darf dir nicht sagen wer mich reingelassen hat!", Papa winkte mit der Hand und lächelte. Nun fuhr Nikolina fort.

"Also, ich war da drinnen und nach etwa zwei Stunden war ich so dicht, dass Ana mich nach Hause bringen wollte, also holte sie den Türsteher um ihr zu helfen mich hinaus zu begleiten, genau den Typen der mich nicht hineinlassen wollte. Ich sah zu ihm und dachte, nee der weiss bestimmt nicht mehr wer ich bin! Vergiss es, der wusste es und wurde laut, plötzlich war ich so wütend, dass ich wie eine Furie auf ihn los ging, obwohl ich fast nicht mehr laufen konnte... vor etwa zweihundert Menschen", das letzte sagte sie so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. Ich prustete los, mein Bauch verkrampfte sich und alle stimmten mit ein.

"Bitte", brachte ich zwischen einem langen Lachen hervor, "sag mir bitte, dass Papa dich von ihm trennen musste und ich mach mir gleich in die Hosen", dann sah ich zu meinem Papa und er lachte noch lauter und Nikolina vergrub das Gesicht in ihren Händen, es war ihr so peinlich! Ich konnte mich vor Lachen nicht mehr halten, was für eine Story. Papa der Polizist rettet Türsteher vor seiner eigenen Tochter, Hammer.

"Das müsste in der Zeitung stehen!", sagte meine Mutter. Wir lachten noch lange darüber und es war ein schöner Abend gewesen. Um ca. ein Uhr ging ich langsam ins Bett, mein Handy hatte ich den ganzen Abend lang ignoriert, da ich mich schlicht auf meine Familie konzentrieren wollte. Mein Bett sah mich so einladend ein, doch schlafen konnte ich noch nicht, also schaltete ich meinen kleinen Fernseher an und legte mich in mein Bett. Ich sah zu meinem Handy, keine neuen Nachrichten. Auf einer Seite war ich erleichtert, doch eine grössere dunklere Seite von mir wurde eifersüchtig und wollte William schreiben, ich unterdrückte dieses wilde "Ich". Ich las ein wenig in meinem Buch und nach etwa einer halben Stunde hörte ich erneut das Handy von meinem Vater, ich ging hinaus um nachzusehen was los war. Mama stand im Gang, die Hände in die Hüften gestemmt. Papa kam aus dem Büro und sah uns fassungslos an.

"Drei Leichen, alles Prostituierte wurden aufgeschlitzt beim Rossboden in Chur gefunden", seine Miene wurde ernst. Er lief an meiner Mama vorbei und sie gab ihm einen hastigen Kuss.

"Komm ich suche deine Uniform zusammen", sie ging mit ihm ins Zimmer und ich blieb im Flur stehen. Nun bekam ich richtig Angst.

Wie ein Regentropfen auf der HautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt