Ich wurde durch ein leises Lachen, ach eher ein grummelndes Geräusch geweckt. Mein Kopf lag noch immer auf Williams Schoss. Ich öffnete langsam meine Augen und merkte, dass mein Hals ganz steif war von den feuchten Haaren.
"Au", sagte ich und kniff die Augen zu.
"Na Dornröschen, war auch Zeit, dass du aufstehst, ich habe nämlich seit einer Stunde kein Blut mehr in den Beinen", William grinste mich an. Welche Persönlichkeit von ihm war das jetzt? Die humorvolle?
"Sorry", ich lächelte und setzte mich hin, na toll. Ich wollte Zeit mit William verbringen und bin dann schlicht eingeschlafen, besser kann es für mich momentan nicht laufen. Seine Wärme war durchaus beruhigend also sah ich ihn an und er erwiderte meinen Blick. Wir sahen uns eine kurze Weile so an, als er mir mit dem Daumen die Lippen nachfuhr, mich durchlief ein Schauer und wie jedes Mal wenn er mich anfasste bekam ich Gänsehaut und ein warmes Ziehen in meinem Unterleib. William atmete tief ein und sein Duft strömte zu mir hinüber, Zitronengras und Pfeffer. Ich verlor mich in dem würzigen Duft, ich konnte mich erneut nicht halten, beugte mich zu ihm doch er hielt mich auf.
"Tea, ich weiss nicht wie lange ich dir Wiederstehen kann", seine Stimme war so leise, dass es mir eine erneute Gänsehaut beschaffte.
"Dann tu es nicht", ich wollte ihn so sehr, dass ich es mir selbst nicht erklären konnte.
"Es ist falsch, hörst du. Unmöglich", das letzte Wort traf mich so sehr, dass ich schlagartig nüchtern wurde. Ich wurde richtig wütend.
"Wieso tust du das dann alles? Wo liegt dein Problem, findest du es etwa witzig mich so weit zu bringen, dass ich mich in dich verliebe um mich zu quälen, ist es das?!", ich stiess seine Hände weg von mir und sein Blick war traurig. Ich stand auf und drehte mich um. Ich wollte nach Aleks suchen, doch sie war nicht in der Wohnung. Als ob William mein Vorhaben bemerkt hatte, kam er mir hinterher.
"Sie ist einkaufen gegangen", na toll. Ganz alleine in einer fremden Wohnung mit einem Mann der mich nur verarschen will. William stand hinter mir, seine Miene unverändert.
"Weisst du was? Ich glaube du solltest gehen", ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten, wie konnte ich mich so schnell in jemanden verlieben?
"Nein, ich werde diesmal nicht gehen und du gehst auch nicht", er sah mich an und seine Augen glänzten. Ich sah zu ihm hoch, ich konnte das Rätsel William nicht lösen. Ich blickte zum Fenster und sah einen weissen Adler, der Adler schien mich anzusehen und ich wendete den Blick ab. Ein weisser Adler wurde doch bestimmt vermisst, dass war etwas ungewöhnlich nicht? Als ob William meinen starren Blick bemerkt hätte, sah er zum Fenster und kniff die Augen zusammen als er den Adler sah, genau in diesem Moment, sah ich zu Williams Finger die eine "Verschwinde"-Geste machten und der Adler flog weg, das war verrückt. Bestimmt Zufall. Drehte ich langsam durch?
"Ein weisser Adler?", war das Einzige das ich herausbrachte.
"Ja, wahrscheinlich abgehauen", William sah etwas nervös aus und zappelte von einem Bein auf das andere.
"Ist irgendetwas los mit dir? Ich möchte wissen, was das zwischen uns zu bedeuten hat", meine Stimme klang resigniert und ehrlich gesagt hatte ich auch keine Kraft mehr mich damit zu befassen ob er mich wollte oder nicht.
"Ich möchte dir so vieles erzählen Tea, so vieles.. " er sah zu Boden, "doch ich weiss nicht wie viel ich dir sagen kann ohne dich in Gefahr zu bringen. Du denkst jetzt wahrscheinlich das allerschlimmste von mir, doch da kann ich dich nicht beruhigen, es ist noch viel schlimmer. Mein Leben ist nicht wie deines, nicht so.. " er griff sich an den Kopf und kratzte seine kurzen Haare. Er sah verloren aus und sein Blick wild. Was war los mit ihm, sonst hatte ich ihn immer beherrscht erlebt, doch jetzt schien er wie ein neuer Mann auf mich. Aus reinem Instinkt ergriff ich seinen Arm und zog ihn an mich, obwohl er sich etwas bücken musste um mich zu umarmen tat er es, zwischen uns war noch gar nichts geregelt, doch ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich mehr brauchte als ich die Unterhaltung.
Ich kam zu Hause an und ging direkt in mein Zimmer, William hatte mich hierher gebracht, mein Wagen stand noch immer in der Garage von meinem Arbeitsplatz und ich hatte ein Herz so schwer wie ein Laster. Es war total unmöglich mich von William fernzuhalten, doch ich wusste nicht was ich sonst tun sollte. Er war wie eine intensive Droge, je weniger er mir gab desto mehr brauchte ich. Ich hatte das Abendessen mit Aleks abgesagt, da ich mir nicht erlauben konnte etwas von William preiszugeben und ausserdem war Aleks total froh, weil sie sich überhaupt nicht wohl fühlte. Ich hatte ihr noch einen Tee und eine Wärmflasche gemacht bevor ich mit William gegangen war.. William. Was sollte ich nur von ihm denken. Mir stiegen plötzlich Tränen in die Augen, er war so verwirrt gewesen, als ob er mit sich selbst ringen würde. Ich zog Aleksandras Sachen aus und stieg in meine Pyjama, ich sollte ihre Kleider unbedingt waschen und zurückbringen. Ich wollte schon mein Buch lesen als es leise an meiner Tür klopfte.
"Hey kann ich rein?", Nikolina lugte durch den Türspalt.
"Gern", ich legte das Buch weg und sah sie an, sie trug wie ich einen flauschigen Pyjama und hatte zwei Rotweingläser in der Hand.
"Komm, wir trinken was zusammen.. Mama und Papa machen sich ein wenig Sorgen um dich aber ich habe sie beruhigen können unter einer Versprechung, dass du später mit uns einen Film schaust? Wir hatten schon ewig keinen Familienfilmabend", Nikolina grinste mich an und ich konnte nicht widerstehen.
"Aber natürlich, wieso machen sie sich denn solche grossen Sorgen? Ich verstehe ja, die Morde etc..", ich konnte nicht einmal fertig reden als Nikolina ihr Rotweinglas am Boden abstellte bevor sie zu mir ins Bett kroch.
"Ich verstehe sie total! Hast du dir mal die Artikel der Morde durchgelesen?", sie sah mich überrascht an.
"Nein", gestand ich etwas kleinlaut, da ich mich nicht sonderlich für die Zeitung interessierte.
"Hier", Nikolina suchte auf ihrem Handy nach den Artikeln und sofort sprangen mir zahlreiche Titel ins Gesicht.
CHUR IN AUFRUHR!
Immer mehr zerfetzte Leichen in der Nähe von Chur gefunden.
Ist es ein Serienmörder?
Warum es im Moment nur die Prostituierten trifft!
Seien sie auf der Hut!
Die Wölfe sind los, unmenschliche Massaker in der Nähe von Chur!
Wölfe? Was für ein Unsinn.
DU LIEST GERADE
Wie ein Regentropfen auf der Haut
RomanceZurück in der Kleinstadt, zurück im alten Leben. Für Teodora Vitez ist es ein Rückschlag, nach einem turbulenten Studienjahr und einer missglückten Beziehung, möchte sie sich nur noch ihrer Arbeit und sich selbst widmen. Doch wie das Schicksal spiel...