Und nun saß ich hier im Flieger, den leeren Blick starr aus dem Fenster gerichtet, während mein Bruder und seine Freundin wild knutschend neben mir saßen.
Was ein Ausblick.Nachdem wir uns geküsst hatten, hatte ich fluchtartig seine Wohnung verlassen. Danach saß ich nur noch in der Lobby, den Kopf in die Hände gestützt und mich selber verfluchend. Ich hätte alles klären sollen, nicht ihn nochmal küssen, das war so falsch - und doch so richtig.
Genau deswegen wollte ich mich nie verlieben, Liebe bringt nur Probleme mit sich: Herzschmerz, schlechte Laune, Appetitlosigkeit, Schlaflosigkeit, Sportwahn, Alkoholsucht und noch vieles mehr.
Aber nein, ich war super glücklich, neben mir nur glückliche, knutschende Pärchen, die kaum die Finger voneinander lassen können, oder alte Frauen, die dir ein Ohr ablaberten von ihrer großen Liebe.
Kotz würg kotzWieso bin ich nur jemals nach Österreich gekommen? Es war der größte Fehler meines Lebens.
"Miss, möchten Sie etwas essen?"
Ein Stewardess war neben die Reihe getreten und blickte mich freundlich an. "Nein, danke." Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und schüttelte begleitend dazu den Kopf.
Sie nickte und wand sich dann an meinem Bruder zu, während ich meinen Blick wieder aus dem Fenster gleiten ließ. Unter uns waren graue Wolken zu sehen - passend zu meiner Laune. Oh man.
Ich will ihn haben, wieso wohnen wir nur so weit auseinander."Leo?" Jemand tippte meine Schulter an. "Leo, hallo?" Dieses mal zwickte es in meinem Arm. "Leonie Franke?"
"Was ist denn?!", zischte ich.
"Du siehst unglücklich aus."War das gerade sein scheiß Ernst?
"Nein, mir geht's super, sieht man mir das nicht an. Ich liebe mein Leben.", gab ich ironisch von mir.
"Du vermisst ihn, richtig?", mischte sich nun auch Caro ein.
"Ja, das tue ich. Ich habe mich halt verliebt, obwohl das nie hätte passieren dürfen. Niemals."
"Und wieso führst du dann keine Fernbeziehung mit ihm?"
"Die Entfernung ist zu gross und Fernbeziehungen gehen eh generell immer mega schnell in die Brüche."
"Ihr würdet es schaffen. Glaube mir."
"Würden wir nicht. Außerdem passen wir nicht zueinander. Ist aber jetzt eh egal, ich bin jedenfalls weg.Endgültig.""Es war die falsche Entscheidung.", murmelte mein Bruder neben mir und schüttelte einmal kurz den Kopf, wand sich dann aber wieder dem Objekt seines Interesses zu.
Und schon wieder war ich allein.
Erneut steckte ich mir Kopfhörer in die Ohren und hört, passend zu meiner Gefühlslage, Let's hurt tonight von OneRepublik (⬆das Lied oben⬆)
Meine Augen wurden feucht, in diesem Lied steckten so viele Emotionen, die ich selber gerade spürte, vor allem aber Trauer.Offenbar landeten wir gleich, denn irgendwas wurde in der Durchsage gesagt, worauf ein leichtes Absinken des Flugzeugrumpfes folgte. Gleich würde ich wieder in Hamburg sein, meinen Wagen holen und in meine Wohnung zurückkehren müssen.
Immer schneller sank das Flugzeug dem Boden entgegen und somit auch meine Laune dem Erdmittelpunkt entgegen. Echt klasse.
Die Wolken befanden sich schon wieder über uns und Regen prasselte auf die Maschine nieder. Dann, mit einem sanften Plumps, landete die Maschine in Hamburg und rollte aus.
Ich schnappte mir schnell Handtasche und meine Winterjacke und verließ fluchtartig das Flugzeug, in den Gang in den Airport rein. Kofferband 3 zeigte die Anzeige an und so bewegte ich mich mechanisch dorthin.
Mein Koffer kam glücklicherweise realtiv am Anfang. So kam es, dass ich meinen Bruder und Caro nur kurz umarmte, mir meinen Koffer schnappte und die Eingangshalle betrat.Vor mir tauchten hunderte von glücklich wiedervereinten Familien oder Paaren auf. Viele hielten 'Welcome Home' Plakate hoch oder hatten Stoffbären in den Händen.
Und erneut floh ich von dieser glücklichen Athmospähre in den Aufzug, der mich in der passenden Parkebene rausließ. Mein kleiner, hübscher Range Rover blinkte mir entgegen. Ich ließ den Kofferraum aufgehen und schmiss meine Ski, mein Snowboard und meinen Koffer darein. Dann setzte ich mich rein und machte laute Rockmusik an - um nicht während der Fahrt noch loszuheulen, sondern erst Zuhause.
Ein bisschen erinnerte ich mich gerade selbst an diese Mädchen, die sich frisch von ihren Freund getrennt haben und bald weinend zusammenbrechen. Oder dann irgendein schlechtes Umstyling machen, um dann ein "neuer Mensch" zu sein, tze, das ich nicht lache.
Quälend langsam schlich sich Hamburgs Verkehr mal wieder durch die Strassen, zum Glück hatte ich einen Automatikwagen. Bei so viel Mal Kupplung treten und kommen lassen würden meine Fußballen das nicht lang überleben.Endlich hatte ich mein Haus erreicht, beziehungsweise das Haus mit meiner Wohnung drin. Den Koffer und alles andere rauswuchtend trat ich dann durch die Tür und stiefelte vollbepackt die Treppen hoch, bis in den Flur meiner Wohnung.
Ok, wo ist der Schlüssel?
Oh verdammt, das darf doch nicht wahr sein. Kann der Tag noch beschissenener werden?Am Boden meiner Handtasche fand ich dann endlich meinen Schlüsselbund und steckte dann einen der tausend Schlüssel am meinem Bund auf. Dann fiel mir ein kleines, rotes Herz am Bund auf?
Von wem kommt das denn? Von mir nicht, wer könnte mir denn sowas schenken?
Das keine, rote Herzchen in meiner Hand fühlte sich kalt an, so ohne irgendwelche Wärme. Dann erst fiel mir die kleine Gravur darauf auf.
Für die coolste Snowboarderin auf der Welt. Dez. 2016 - Jän. 2017Reflexartig schossen die Tränen in meine Augen und so umklammerte ich das kleine Herz nur noch fester mit meinen Fingern.
Wieso hat er das getan? Will er, dass ich leide? Wegen ihm?Das hat er geschafft, denn ich stand heulend vor meiner Haustür und murmelte zwei Wörter: "Oh Moritz". Immer und immer wieder verließem diese Wörter meinen Mund.
Es fühlte sich wie ein Dolch an, den man mehrmals ins Herz gerammt bekommt und der mit kleinen Widerhaken bestückt ist, sodass es jedes verdammte Mal wehtut, wenn man zu einem erneuten Stich ansetzt.
Begleitet von diesen Hieben gaben meine Knie unter meinem Körpergewicht nach und ich sackte kraftlos zu Boden, immer noch weinend und mit zugeschnürter Lunge, was mir noch zusätzlich den Atem raubte.
Einatmen - Ausarmen - Einatmen - Ausatmen - Einatmen - Ausatmen...Irgendwann, nachdem ich meinen Atem wieder beruhigt hatte und mein Herz immerhin ein bisschen weniger schmerzte, drehte ich den Schlüssel zu meiner Wohnung rum und stieß mit dem Fuß die Tür auf.
Vor mir lag mein parkettierter, weißer Flur mit Bildern an den Wänden, von denen viele Türen abgingen in die verschiedenen Räume, die ich besaß.
Benommen tapste ich einige Schritte in den Flur hinein.
Ich stand mitten in meinem Zuhause - und doch fühlte sich alles so fremdartig an, so als ob ich hier nicht hingehörte oder fehl am Platz war. So fühlte es sich jedenfalls an. Ich war ein Eindringling in meiner eigenen Wohnung.Ein wenig Staub hatte sich überall abgesetzt: auf der Couch, den Bildern, dem Fernseher und noch anderen Oberflächen.
Merkwürdigerweise störte es mich jetzt, ich fühlte mich so, als ob der Staub alles Alte zudeckte und mich auffordern sollte, etwas Neues zu probieren. Und vor allem gab mir der Staub das Gefühl, dass etwas in meinem Leben fehlte. Endgültig.
Und dieses Etwas war Jemand.Diese Erkenntnis durchzuckte mich wie ein Blitz. Schon wieder.
Doch es durfte nicht sein. Es war besser so für uns beide.
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Wir haben die 300 Reads. Ihr seid der Wahnsinn und beflügelt mich, diese Story weiterzuschreiben. Fühlt euch gedrückt.❤
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Austrian Kisses [ABGESCHLOSSEN✔]
Teen FictionNachdem die junge Anwältin Leo ihr Studium beendet hat belohnt sie sich dafür mit einem Skiurlaub, zusammen mit ihrer Schwester. Zunächst läuft alles wie geplant, doch dann wendet sich das Blatt und alles geht schief. Fast alles. Denn nichts ist so...