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Ich habe endlich keine Prüfungen und Klausuren mehr. Und das heißt: wieder ganz viel Zeit für Wattpad😍 *schmeißt 'ne Party*

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Wo bin ich? Wieso ist hier alles um mich herum weiß?
Bin ich tod?

Alles um mich herum ist so weiß, meine Brust ist so eng, geradezu geschnürt, ich habe Schmerzen in meinen Gliedern.
Alles ist praktisch fest gebunden an irgendwas.
Es ist so anders, tod zu sein, als man sich vorstellt. Man ist nicht frei, fühlt sich ungehalten oder ohne alle Zwänge.

Nein, irgendwie fühle ich genau das Gegenteil, beklemmt, schmerzerfüllt - eben so gar nicht tod.

Im Tod braucht man doch keinen Sauerstoff? Wieso schreien meine Lungen dann förmlich danach?

Langsam klärte sich meine Sicht auf und ich nahm einen tiefen Atemzug ein. Ich war garantiert nicht tod, so viel stand fest. Doch wo war ich dann?

Etwas kratziges fühlte ich in meinem Nacken, als ich langsam meinen Kopf bewegte. Überall um mich herum lag Schnee, nur ein Arm und mein Kopf ragten aus der weißen Masse heraus.
Ok, ich musste mich frei graben, sonst werde ich hier erfrieren.
Nachdem ich eine Lawine überlebt habe, verreck ich hier nicht in der Kälte!

Also versuchte ich mit aller Kraft, meinen linken Arm aus dem Schnee zu bekommen. Glücklicherweise war er nicht tief eingegraben, sodass ich schon nach ein paar kräftigen Zügen ihn schließlich aus der kalten Decke befreien konnte.

Wenn ich nur an meinen Rucksack kommen könnte, dann wäre alles einfacher.

Also vergrub ich meine Hände im Schnee vor meinen Oberkörper und schaufelte eine Hand nach der anderen Schnee vor meinem Oberkörper weg. In der Hoffnung, endlich an meinen Rucksack zu kommen. Denn darin befand sich etwas, was im Moment mein Leben retten konnte - und musste.

Doch der Schnee vor meinem Oberkörper schien gefühlt nicht weniger zu werden.
Atemlos ließ ich meine Hände in den kalten Schnee sinken.
Der Schnee hatte gewonnen, ich war zu schwach, einfach zu schwach. Meine Kraft reichte nicht mehr aus, die dünne Luft machte mir zusätzlich zu schaffen und die Kälte, die allmählich meine Glieder raufkroch, ließ meinen Körper erschlaffen.
Es ist doch noch viel zu früh zum Sterben, mit meinem noch jungen 25 Jahren.
Es war wie ein Schlag in die Fresse, zu wissen, dass man hier oben wahrscheinlich sterben wird  - und ich hasste es zu verlieren.
Und schon gar nicht gegen fucking Mutter Natur.

Meinen Kiefer presste ich zusammen, mein Blick wurde wieder entschlossener.
Verdammt, hier sterbe ich nicht! Hier nicht! Und schon gar nicht so jung!

Meine Hände formten sich wieder zu grpßen Schaufeln und so grub ich verbissen weiter. In meinen Gedanken: meine Familie.
Mein Kampfheist war geweckt und so grub ich schneller nach unten.

Und mein Buddeln war von Erfolg gekrönt: Irgendwann sah man schon meinen grüne Skijacke wieder. Endlich!

Meinen Oberkörper konnte ich jetzt schon leicht nach vorne abkippen, sodass ich nicht mehr an das harte Ding hinter mir gefesselt war.
Jetzt erst erkannte ich, dass die Lawine mich gegen einen Baum gedrückt haben musste.
Der Baum hatte mir wohl das Leben gerettet, denn wer weiß, ob ich so weit oben geblieben wäre, wenn ich nicht hier gegen gedrückt wurde.

Jetzt endlich konnte ich mir auch den Rucksack von den Schultern streifen und das Objekt meiner Begierde rausholen:
Eine Schaufel!

Somit schippte ich wie automatisiert meine Beine frei, irgendwie musste ich hier doch rauskommen.
Und was viel wichtiger war:
Wo ist Moritz?

Nach gefühlt einhundert Stunden Kraftanstrengung hatte ich endlich meine Beine und Füße mit Skiern frei.
Jetzt also der nächste Punkt auf der Liste:
Den Ösi finden und retten!
Falls es noch nicht zu spät ist...

Planlos stand ich also auf den Schneemassen und suchte irgendein Merkmal, irgendwas, was aus der weißen Wüste herausstach. Etwas, was einem sofort ins Auge stach.
Etwas, was mich ihn schnell finden ließ.

Mein Kopf drehte sich einmal komplett um seine eigene Achse, in der Hoffnung, irgend so ein Merkmal zu finden. Komm schon, hier muss es doch was geben! Ich akzeptiere es nicht, wenn er verreckt, nur weil ich zu langsam war!
Doch ich sah nur weiß. Nur weiß!

Und einen blauen Ski.

Monent mal, einen blauen Ski? In mitten des ganzen Schnees?
Das muss Moritz sein!

Irgendwie gelang es mir dann, zu ihm hin zu kommen. Vor Ort schmiss ich meinen Rucksack dann einfach in den Schnee und fing, etwas abseits vom Schnee, an zu graben.
Gestorben wird hier nicht! Jetzt und hier nicht!

Schüppe um Schüppe Schnee flog zur Seite, doch Erfolg zeichnete sich immer noch nicht richtig aus.
Ich sah nichts und wieder nichts! Einfach nur weiß!
"Moritz? Kannst du mich hören?"
Doch es kam kene Antwort. Kein Zeichen. Kein Hilferuf oder sowas in der Art.

Also grub ich weiter, vielleicht ist es noch nicht zu spät, vielleicht ist er noch nicht tod!
Und tatsächlich, der blaue Ärmel seiner Jacke und eine Hand kamen zum Vorschein.
Grab weiter Leo, grab! Es ist noch nicht zu spät!

Meine Hände froren trotz der dicken Handschuhe, aber an Aufgeben war nicht zu denken, es bestand immer noch die Chance, dass er lebte.
Meine Hände gruben sich immer weiter, wie ein Schaufelbagger, durch den Schnee, die ganzen Bewegungen wirkten automatisiert.
Bitte, lass ihn noch leben.

Nach und nach legte ich seinen Oberkörper und sein Gesicht frei, zu letzt seine Beine.
Völlig außer Atem fühlte ich an seinen Hals. Wo ist nochmal diese scheiss Pulsader am Hals?
Zeige- und Mittelfinger legten sich unter sein Kinn, ich drückte zu.

Schwacher Puls, aber er atmete.
Das heißt, er lebt!

"Moritz?" Ich rüttelte sanft an seiner Schulter.
"Moritz? Kannst du mich hören? Hier ist Leo." Erneutes Rütteln meinerseits.
"Hey, Mohoritz, bitte wach auf, du bist genau so wie ich, du darfst hier nicht verrecken. Ich hab mir die ganze scheiß Mühe nicht umsonst gemacht!"
Heiße Tränen flossen erneut über mein Gesicht und hinterließen ein starkes Brennen auf meiner Wange - und in meinem Herzen, aber das lag wohl an einem anderen Grund.

Noch einmal fühlte ich seinen Puls.
Immer noch sehr schwach, aber als ich meine Hand jetzt auf seinen Bauch legte, spürte ich, wie dieser sich regelmässig hob und sank.
"Bro? Alter, du darfst hier nicht sterben, hörst du!" Ich rüttelte abermals an seinem Körper. "Ich will doch noch so viel Spass haben mit dir und der Urlaub ist noch nicht vorbei, verdammt wir haben mindestens noch Sylvester zusammen."
Und am liebsten noch ganz viel mehr!
Klappe, dafür haben wir jetzt kein Zeit!

Und plötzlich regte sich etwas an seinem Körper, erst ein flaches Atmen, dann ein lautes Husten.
Er lebt!
"Hey? Kannst du mich hören?"
"Wo bin ich?" Er hustete stark. "Was ist passiert?"
"Wir wurden von einer Lawine überrollt und die hat uns dann mit sich gerissen."
Er schien zu überlegen, denn seine blaue Augen sahen in den Himmel -  anstatt zu mir.
"Ach, stimmt ja. Kannst du mir helfen, mich aufzusetzen?" Ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen.
Noch ein tiefer Huster verließ seinen Hals, während ich seinen Oberkörper ganz langsam hochzog und ihn so in eine sitzende Postion brachte.

Seine blauen Augen musterten mich. "Wie hast du mich gefunden und warum leben wir beide noch?"
"Das erklär ich dir später, aber zuerst müssen wir hier weg. Es können immer noch mehr Lawinen kommen. Tut dir irgendwas weh?"
"Ne, im Moment - Argh." Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht. "Scheiße mein Knöchel tut weh, ich glaube, der ist gebrochen! Wie sollen wir dann hier weg kommen, wenn ich nicht laufen kann?"

Verdammt, wir hatten ein Problem! Und zwar ein riesig großes.

Austrian Kisses [ABGESCHLOSSEN✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt