Weil ich gerade spontan wieder im Flieger sitze in die USA, ein Kapitel für euch :-)
------------------------"Ciao Lena, mach's gut und grüß Tim von mir!" Ich löste mich aus ihrer Umarmung und blickte in ihr tränen- und schminkeverschmiertes Gesicht.
"Schatzi, ich würde wirklich gerne hier bleiben, blöd, dass ich jetzt schon abreisen muss."Was passiert ist? Nachdem wir gestern Abend noch lange mit Moritz geredet hatten, war jede von uns auf ein Hotelzimmer gegangen, um sich fertig zu machen für's Abendessen.
Da hatte mir dann meine Liebe Schwester offenbart, dass irgendjemand aus der Familie ihres Verlobten gestorben wäre und der Tim sehr nahe stand. Deshalb müsste sie wohl abreisen - jetzt schon, nachdem wir erst so kurz hier waren.
Nachdem wir uns so lange nicht gesehen hatten, das durfte doch nicht wahr sein?
Hätte der nicht später sterben könnem als gerade jetzt?"Das holen wir nach, Leo, ja?"
"Sicher Lele." Ich nahm sie nochmal in den Arm und drückte sie fest gegen meine Brust. "Wir sehen uns bald wieder.", flüsterte ich in ihr Ohr.
"Na klar, und treib es nicht zu wild mit dem Österreicher. Er scheint kein Mann für eine Bettgeschichte zu sein, also versuch bitte, ihm nicht das Herz zu brechen." What the?
"Hey" Ich löste mich von ihr und blickte sie forschend an. "Ich fange nichts mit ihm an, der ist Ösi durch und durch - lassen wir das lieber. Ich hab dich lieb Schwesterchen."
"Ich dich auch Schatzilein."
Das Taxi hupte hinter uns, ein Zeichen des endgültigen Abschieds und des Lebenwohlsagens.Winkend und weinend saß sie dort im Taxi und fuhr weg, zurück in unsere Heimat Hamburg, zurück zu ihrem Verlobten - Kinder zeugen, da war ich mir zu 100 Prozent sicher.
Kopfschüttelnd schnappte ich mir dann doch meine Ski und marschierte den kurzen Weg zum Lift.
Allein, allein, allein, allein, summte mir dabei im Ohr herum. Oh ja, allein war ich aktuell wohl.Ich könnte meinen Bruder anrufen, aber nein, der steckt mitten in den Klausuren - er würde nie kommen.
Niemals, so sehr ich ihn aktuell auch herwünschte - mein kleines Brüderchen.Seufzend klappte ich also den Bügel hoch und ließ mich locker vom Polster des Lifts gleiten, rauf auf den weißen Neuschnee der Piste.
Mehrere kleine Anfängergrüppchen fuhren im Schneckentempo an mir vorbei, alle noch total mit System und sehr gezwungen ausschauend.
Sah ich damals auch schon so schlecht aus? Ich hoffe ja nicht.
"Oh Gott, was denke ich da schon wieder?", murmelte ich zu mir selbst und schüttelte den Kopf. Diese dummen Gedanken macht die Luft.Mit dem Lift ging es dann schlussendlich rauf auf den Anfang der schwarzen Piste, zu der parallel eine Rennstrecke lief.
"Hey Leo!", rief jemand hinter mir, worauf ich herumwirbelte und einem mir zuwinkenden Jungen anblickte.
"Hi Moritz, was machst du hier? Musst du gar nicht arbeiten?"
"Urlaub. Du auch?" Ich nickte.
"Willst du da runter?" Er deutete mit seinem Skistock auf die steile Strecke vor uns.
"Natürlich, du etwa nicht?"
"Nein, ich chille hier nur so rum." Ein tiefes, richtig männliches Lachen erfüllte die klare, kühle Bergluft.
Wow, das Lachen - einfach rawr.
"Also willst du auch?"
"Ich glaub, du hast die Ironie in dem Satz nicht gecheckt." Jetzt lachte er mich aus.
Thanks Bro."Lass uns doch ein Rennen machen, da ist doch eine Rennstrecke. Stoppen wir selber?", grinste ich siegessicher.
Hier war ich nahezu unschlagbar, einfach Tempo aufnehmen und gleiten lassen auf dem Schnee.
"Alles klar." Er drückte auf seine Handgelenkuhr und stellte sich an den Start. Dann drückte er sich mit seinen Stöckern ab. Ich sah nur noch, wie er sich hinhockte. Dann war er auch schon über alle Berge.Siegessicher grinsend holte ich mein Handy aus der Tasche und öffnete die Stoppuhr.
3...2....1
Mit aller Kraft drückte ich mich ab und drückte noch mehrmals meine Stöcker in den Schnee, bis ich mich dann schließlich auch hinhockte.Links und rechts säumten die vom Neuschnee weißen Bäume die Strecke. Vor mir der schneeweiße Schnee, rechts und links trotzdem noch blaue Markierungen.
Eine Linkskurve kam ich Sicht und so verlagerte ich mein Gewicht auf eine Seite. Direkt nach der Kurve kam ein kleiner Sprung. Und schon flog ich in der Luft, die Arme wie Flügel ausgebreitet.
Plumps. Damit war ich wieder am Boden angekommen und hockte mich erneut hin.
Der Boden wurde immer härter, wieso auch immer, denn oben waren die Bediengungen perfekt.
Dennoch verringerte sich mein Tempo nicht, im Gegenteil, ich wurde eher schneller.
Das rote Zieltor sah ich schon vorraus, wo eine Person wartete.
Ich werde gewinnen.
Das letzte Stück der Spur wurde wieder flacher, ich überquerte die Ziellinie und stoppte sofort die Uhr.Gebannt starrte ich auf das Display seiner Uhr und meines Handys.
"Das kann doch nicht wahr sein!"
"Du sagst es.", murmelte ich und zog mir den Helm vom Kopf und tauschte ihn gegen eine Mütze.
Gott, ist sowas anstrengend.
"Ich hab trotzdem gewonnen."
"Nope, wir waren gleich."
"Doch natürlich hab ich gewonnen!"
"Nein.
"Doch."
"Nein."
"Doch"
"Ok, lassen wir das. Keiner hat gewonnen!" Er zog sich ebenfalls den Helm vom Kopf und fuhr sich durch die platten Haare.
"Nein, ich hab - Ey, du Arsch! Wo willst du hin? Wir sind noch nicht fertig!" Der Arsch machte sich gerade echt aus dem Staub - auch noch mit einem Grinsen im Gesicht.
"Doch sind wir.", kam es nur zurück.
"Arschloch.", murmelte ich, fuhr ihm aber doch hinterher."Du läufst mir ja nach." Er grinste, als ich bei ihm angekommen war.
"Das erste und einzige Mal, dass ich das tue.", knurrte ich zurück.
"Na, dann kannst du ja auch nicht das hier tun." Er rammte seine Skistöcker in den Schnee und fuhr grinsend die rote Piste runter.
"Nein, das kann ich wirklich nicht tun.", murmelte ich schulterzuckend und nahm eine andere Abfahrt auf eine anderen Pistenabschnitt.Es tat mir zwar ein bisschen leid, ihn einfach so ziehen zu lassen, aber mein Gott, der kriegt sich schon wieder ein, immerhin hat er nicht seine Tage und ist auch mit Sicherheit kein Mädchen - hofften ich zumindest.
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Austrian Kisses [ABGESCHLOSSEN✔]
Teen FictionNachdem die junge Anwältin Leo ihr Studium beendet hat belohnt sie sich dafür mit einem Skiurlaub, zusammen mit ihrer Schwester. Zunächst läuft alles wie geplant, doch dann wendet sich das Blatt und alles geht schief. Fast alles. Denn nichts ist so...