Die Haut in Magennähe war grünlich verfärbt, an einigen Stellen aufgequollen. Ich presste die Lippen zusammen. Er stank nach Tod, nicht wie die Gerichtsmedizin, sondern nach fortgeschrittener Verwesung. Ich hörte Gabes schwere Stiefel auf den Dielen, als er neben mich trat.
„Alter, ist das abartig."
„W-Was..." Levi sah an sich herab und riss die Augen auf. „Scheiße. Scheiße! Ich löse mich auf. Oh mein Gott, tut etwas! Ich will nicht sterben, ich will nicht...-"
„Beruhige dich. Du bist schon tot."
Das beruhigte ihn nicht wirklich, er wimmerte weiter, irgendwann verstand ich kein Wort mehr. Ich drehte mich zu Tony um. Sie war bleich im Gesicht. Der süßliche Verwesungsgeruch ließ mich würgen.
„Gabe?" Tony wandte den Blick nicht von dem Zombiejungen ab. „Was ist hier los?"
„Nichts für dich, Süße." Gabe rollte die Schultern und ließ sein Genick knacken. „Lass das die großen Jungs erledigen."
„Fick dich ins Knie."
„Habt ihr Desinfektionsmittel?", fragte ich. Sie griff nach der Dose, mit der sie eben Gabes Tattoo desinfiziert hatte, und warf sie mir zu. „Formaldehyd habt ihr nicht zufällig?"
Die Frage überging sie.
„Was ist hier los?" Dieses Mal sah sie Levi nicht an, sie hatte die Augen zusammengekniffen. „Was stimmt mit ihm nicht?"
„Lange Geschichte." Die Dämpfe des Desinfektionsmittels brannten in meinen Augen, als ich es aufschraubte und über Levis Bauch kippte. Er schrie und ich hielt mir die Ohren zu. Gabe machte Anstalten, ihn zu treten. „Beruhigungsmittel!"
Tony tastete schwankend den Tisch ab. Levi schrie noch lauter, in meinen Ohren knackte es. Tony warf eine Packung mit einer Spritze darin, ich versuchte sie zu fangen und griff daneben. Levi krümmte sich heftig, Tränen liefen ihm über das Gesicht. Ich griff über ihn hinweg nach der Spritze, bekam sie aus der Packung, setzte sie an seinen Hals...
Ich konnte nicht drücken.
Gabe stieß mich zur Seite. Ich landete auf meiner Schulter und fluchte. Levis Schrei erstickte, seine Gegenwehr wurde schwächer. Ich kippte auch noch den Rest des Desinfektionsmittels über die dreckig grünliche Haut.
„Es tut so weh..."
Er dämmerte weg.
Blinzelnd sah ich auf die Spritze in seinem Hals. Dann zu Tony, die sich auf den Tätowierstuhl stützte.
„Was war das denn für Beruhigungsmittel?"
„Für Betrunkene, die der Meinung sind, sie bräuchten ein Tattoo."
Tony atmete hörbar ein. Automatisch sah ich zu Gabe, der mich mit einem tödlichen Blick bedachte.
„Das glaubst du doch selbst nicht."
Das ließ ich unkommentiert.
„Wir brauchen Formaldehyd. Oder irgendetwas anderes Konservierendes, sonst löst er sich auf." Ich sah zu Tony. Sie wedelte sich Luft zu. „Tony? Alles in Ordnung?"
„Er... Sein Bauch löst sich auf." Ihre grünen Augen waren geweitet. „Fuck, er löst sich auf."
„Äh... ja."
„Den stört das nicht, der ist schon tot", verkündete Gabe hilfreich wie immer. Tony lachte. Es klang hysterisch.
„Seid ihr verrückt oder ist das einfach nur ein abgefahrener Traum?" Ihr Blick huschte zu Levi, der bewegungslos und mit ansatzweise verwestem Magen am Boden lag. „Gleich wache ich auf und..." Sie verstummte. Strich über ihr Schlangentattoo. Setzte sich auf den Boden und stützte den Kopf in die Hände. „Oh Gott."

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Schlimmer Geht Immer - Tristan-Winter-Reihe I
Übernatürliches"Wirst du mich auslachen?" "Ich werde es versuchen." Zombies in der Gerichtsmedizin, Ghule in freier Wildbahn, Dämonen auf der Jagd nach Tattoos. Tristan fühlt sich, als wäre er in einen schlechten Horrorfilm geraten. Plötzlich muss er sich gemeinsa...