40 - Wahrheiten

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Wir waren gerade auf der Abzweigung von der B1 nach Zehlendorf, als mein Handy klingelte. Ich riss es aus der Tasche, meine Hände zitterten so sehr, dass ich es beinahe fallen ließ. Unbekannte Nummer.

Ihr Freund hatte einen Unfall.

Ich ging ran.

„Ja?"

„Kannst du bei mir auf Arbeit anrufen?"

„Gabe." Ich sackte in mich zusammen. Er lebt. „Wo bist du?"

„Keine Ahnung." Seine Stimme klang seltsam. „Da war dieser Wagen..."

„Ey, Gabe." Ich hörte ihn atmen. Es klang angestrengt. „Was ist passiert?"

„Ich weiß nicht." Es knackte in der Leitung. „Ich weiß nicht mal..."

Er gab ein Geräusch von sich, sprach aber nicht weiter.

„Von wo rufst du an?"

„Telefonzelle."

„Wo soll ich hinfahren?", fragte Tony.

„Irgendeine Telefonzelle hier in der Nähe." Ich konzentrierte mich wieder auf Gabe. „Ist bei dir alles in Ordnung?"

„Scheiße, nein." Ich hörte etwas gegen eine Wand prallen. Ich hoffte, dass es nicht Gabe war. „Fuck, Alter, ich kann nicht..."

Er atmete nur.

„Wir sind auf dem Weg."
„Wehe du bringst diesen bescheuerten Zombie hierher!"

„Das habe ich gehört." Levi beugte sich vom Rücksitz zu mir vor. Der Wagen stotterte, als Tony um eine Kurve bog, was sie mit einem „Scheißkarre" quittierte. „Und ich komme trotzdem mit."

„Ich kann ihn jetzt nicht mehr wegschicken", sagte ich ins Telefon. „Wenn du mir sagen kannst, wie es um dich rum aussieht, können..."

Anstelle von Gabes Atem war ein regelmäßiges Tuten getreten. Fluchend legte ich auf, wollte das Telefon wegstecken und suchte stattdessen im Internet nach Telefonzellen um Zehlendorf.

„Tristan." Tony umklammerte das Lenkrad fester. „Wo soll ich hin?"

„Warte kurz." Ich tippte die Seite an. Meine Finger zitterten. „Auf den Teltower Damm nach Schönow. In der Richtung müsste die Tankstelle liegen."

„Und wo ist der?"

„Einfach weiter geradeaus." Ich rieb mir den Nacken. In der Richtung gab es drei Telefonzellen. Wenn Gabe etwas passiert war, brauchte er aber schneller Hilfe. „Wir müssen uns aufteilen."
„Bist du wahnsinnig?" Tony bremste an einer Ampel, die im nächsten Moment auf grün sprang. Ich hatte Mühe, die Beine stillzuhalten. „Wenn du allein bei ihm auftauchst, ist ja alles schön und gut, aber mir oder Levi reißt er den Kopf ab."

„Er würde euch nicht den Kopf abreißen."

„Nein, er würde uns nur krankenhausreif prügeln und danach über uns lachen." Sie überholte einen weißen Mazda. „Lass uns zusammengehen, Tristan. Auf dich hört er."

„Ich..." Ich schloss die Augen. Ruhig bleiben. Für Gabe. „Okay."

Tony nickte und überholte den nächsten Wagen. Vielleicht fuhr sie zu schnell, aber es war mir egal.

Kennen Sie Gabriel Henning?

Was ist mit ihm?

Ich machte mich klein in meinem Sitz. Er wurde von einem Auto angefahren. Er hat sich mit den falschen Leuten geprügelt. Er liegt mit Schädelhirntrauma im Krankenhaus. Etwas hat ihm den Brustkorb...

Schlimmer Geht Immer - Tristan-Winter-Reihe IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt