15 - Feuchtfröhliche Badeerlebnisse

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Als ich unsere Wohnung gestern verlassen hatte, war sie mir aufgeräumter vorgekommen. Vielleicht sah man die dreckigen Klamotten nach einer Weile auch einfach nicht mehr. Als ich die Tür aufschloss und Tony jeden Millimeter der Wohnung in Augenschein nahm, wünschte ich, es würde nicht ganz so schlimm aussehen. Gabe warf seine Jacke in die Ecke.

„Das Badezimmer ist da drüben."

Er machte Anstalten, in sein Zimmer zu gehen.

„Hey!" Ich nahm eine Jacke von dem Stapel neben der Tür, überlegte, sie selbst anzuziehen, gab sie dann aber Tony, die noch durchgefrorener wirkte als ich mich fühlte. Gelangweilt drehte sich Gabe zu mir um. Er schwankte kaum noch. „Wo willst du hin?"

„Schlafen." Auf meinen Blick hin warf er sein T-Shirt nach mir. „Alter, ich bin seit über dreißig Stunden unterwegs. Im Gegensatz zu deinem Chef schließt meiner seinen Laden um fünf auf."

„Äh..." Ich warf Tony einen Seitenblick zu. Sie musterte Gabes nackten Oberkörper. „Okay?"

Gabe knallte die Tür hinter sich zu und wir blieben zu dritt im Flur zurück. Levi drückte das Formaldehyd an seine Brust wie ein Kuscheltier, er war noch bleicher als ohnehin schon.

„Ich glaube, ich muss kotzen."

„Musst du nicht." Ich nahm ihn an der Schulter. Er zitterte. „Komm, bringen wir es hinter uns." Ich sah zu Tony. „Willst du..."

„Ich muss nicht unbedingt sehen, wie er sich auszieht." Sie deutete auf die Tür zu meinem Zimmer. „Kann ich mich da hinsetzen?"

„Klar."

Ich versuchte mich daran zu erinnern, was in meinem Zimmer rumlag und stellte fest, dass es eh zu spät zum Aufräumen war. Und sie steht nicht auf mich. Aber vielleicht konnte ich das ändern. Ich schob Levi in Richtung Badezimmer, knappe vier Quadratmeter, Dusche inbegriffen.

„Setz dich da rein." Ich deutete auf die Dusche und zog die Handschuhe aus der Apotheke aus der Tasche. Levi plumpste mehr auf den Boden der Dusche als dass er sich setzte, nervös sah er sich um. „Du musst das T-Shirt schon ausziehen, durch den Stoff hilft das Zeug nicht viel."

„Äh... Ich kann das auch allein." Seine Ohren wurden rot, der Rest seines Gesichtes blieb farblos. „So schwer kann das doch nicht sein."

„Zum prüde sein ist es schon ein bisschen zu spät, oder?" Ich verdrehte die Augen. „Gut, dann mach es halt selbst." Ich nahm ihm die Packung ab, zog die Flasche heraus und drückte sie ihm in die Hand. „Du sollst nicht darin Baden, kapiert? Einfach nur auftragen. Normalerweise würden deine Körperflüssigkeiten dadurch ausgetauscht werden, aber solange du am Leben bist, funktioniert das nicht." Ich stand auf. „Viel Spaß."

Der Zombie hob die Flasche. Hoffentlich kam er nicht auf die Idee, das Zeug zu trinken. Bevor ich es mir anders überlegte und ihm das Formaldehyd doch noch wegnehmen konnte, verließ ich das Bad. Ich sah zu meinem Zimmer. Ich könnte mit Tony reden. Vielleicht würde sie mir dieses Mal zuhören, nachdem sie Tenos mit eigenen Augen gesehen hatte. Auch wenn ich für dieses Gespräch eigentlich zu müde war.

Ich rieb mir die brennenden Augen, ging in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine an. So bald würde ich wohl nicht zum Schlafen kommen. Als ich einen Blick in den Kühlschrank warf, sahen mir zwei Dutzend Bierflaschen, eine angefangene Wurstpackung und eine Schüssel mit undefinierbarem Inhalt entgegen, dazwischen Käse und Ketchup. Nicht gerade frühstückstauglich. Der Kaffee war fertig, ich nahm ihn von der Platte und stellte eine zweite Tasse für Tony darunter. Kurz überlegte ich, ob ich auch für Gabe etwas machen sollte, aber da er heute im Arschlochmodus war und mich umbringen würde, wenn ich ihn wecken sollte, ließ ich es bleiben. Ich nahm die zwei Tassen und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Tony saß auf meinem Bett und blätterte in einem Buch.

Schlimmer Geht Immer - Tristan-Winter-Reihe IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt